Bürokratisch sei sie, ein wahres Verwaltungsmonster, undurchsichtig und bürgerfern obendrein - so lauten einige der gängigen Vorurteile über die Europäische Union. Um es mal im gängigen Neusprech zu formulieren: die EU erscheint vielen Europäern ziemlich unsexy. Wenn dem so sein sollte, dann hat Polens Präsident Lech Kacynski in den vergangenen Wochen bewiesen, dass er viel besser in die Union passt als die meisten - einschließlich ihm selbst - glauben mögen. Denn wie anders als unsexy soll man es denn ausdrücken, wenn jemand für eine Quadratwurzel zu sterben bereit ist.
Man kann sich eine Menge vorstellen, für das es zu sterben lohnen könnte. Frauen zum Beispiel sollen mitunter ja zum Sterben schön sein. Das klingt zumindest recht sexy. Die alten Römer fanden es "süß und ehrenvoll" - lateinisch für sexy - fürs Vaterland zu sterben. Und wahrscheinlich klingt in den Ohren spätpubertierender Revoluzzer und Barrikadenkämpfer selbst die Phrase "Sozialismus oder Tod", die Fidel Castro nun seit gut einem halben Jahrhundert der Welt trotzig entgegenschleudert, immer noch unheimlich sexy.
Nun also die Quadratwurzel. Nur mal zur Erinnerung für all jene, deren letzter Schulbesuch schon etwas länger zurückliegt: Unter der Quadratwurzel einer nicht-negativen Zahl x versteht man in der Mathematik diejenige positive Zahl r, deren Quadrat r2=r*r gleich x ist.
Nein, hier wird man vergebens nach Romatik, Kriegerethos oder politischen Utopien suchen. Ganz zu schweigen von einem sexy Kerl, der dies verkörpern könnte. Einen besseren Augenblick hätte sich Bruce Willis gar nicht aussuchen können, um sich in der Rolle des Polizisten John McLane wieder auf der Leinwand für die Gerechtigkeit zu prügeln. Und bereits der Titel des Actionstreifens "Live Free or Die Hard" verrät: Sexy und sterben - das gibt es nur im Kino.