Eine bahnbrechende, umfassende Reform in der Pflegeversicherung hat man von dieser Großen Koalition sowieso nicht mehr erwartet: Nach den unergiebigen Kämpfen in der Gesundheitsreform hat sich schon abgezeichnet, dass diese Parteienkombination nicht dazu in der Lage ist, umfassende Strukturreformen zu schaffen, die mehr sind als Korrekturen und punktuelle Verbesserungen. Dass nun die Pflege Demenzkranker offiziell abgesichert ist, ist ein Fortschritt. Aber auch hier gilt, dass der Begriff "Reform" dafür nicht bemüht werden muss. Es bleibt an der nächsten Bundesregierung hängen, die Finanzen der Pflegeversicherung neu zu gestalten. Das hieße, einen Ausgleich zwischen privater und sozialer Versicherungskasse zu schaffen, um eine sich bereits anbahnende Zweiklassen-Pflege zu verhindern. Bei aller Kritik an der Kleinkariertheit der aktuellen Politik kommt allerdings eines völlig zu kurz: Das Anspruchsdenken der Gesellschaft an die Politik einmal in Frage zu stellen und auch die Wirtschaft in den Blick zu nehmen. In der älter werdenden Gesellschaft wird Pflege von Angehörigen bald ein Massenjob sein. Dazu müssen auch die Unternehmen umdenken und die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ebenso ermöglichen wie jene von Kinderbetreuung und Beruf. Aber keine Kasse, weder eine staatlich organisierte noch eine private, wird eine Gesellschaft von Egotypen finanzieren können, die auch innerhalb von Familien immer nur an den eigenen Vorteil denken und meinen, der Staat kümmere sich schon um die Angehörigen.