Es macht ihr nichts aus, ins kalte Wasser zu springen. Diese Haltung hat die Liberale Elke Hoff 2005 eine Art Neuanfang im Deutschen Bundestag wagen lassen - trotz ihrer 50 Lenze. Sie hat viele Jahre in Führungsfunktionen in der Verwaltung gearbeitet. "Jetzt wollte ich mal von der anderen Seite des Tisches sehen, wie politische Prozesse ablaufen", erläutert sie ihr Motiv für den Wechsel von der Exekutive in die Legislative. Ihre Fraktion bestimmte sie zur abrüstungspolitischen Sprecherin. Sie sitzt da, wo sie hin wollte, als Vollmitglied im Verteidigungsausschuss. Im Auswärtigen Ausschuss ist sie stellvertretendes Mitglied. Außerdem arbeitet sie in einem Unterausschuss des Auswärtigen Ausschusses, der sich mit "Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung" befasst. Dort geht es um aktuelle abrüstungspolitische Entwicklungen, aber auch langfristige Themen wie die atomare Aufrüstung in Ländern wie Indien oder um die Beratung parlamentarischer Anträge wie zum Abzug von Atomwaffen aus Deutschland. Das hört sich alles nach schwerer Kost an. Nicht für Elke Hoff: "Klassische Frauenthemen haben mich nie angezogen."
Zwei herausragende Eigenschaften bringt sie in die Politik mit: "Ich bin entscheidungsfreudig und mag Verantwortung." Zweifel an diesen Selbsteinschätzungen kommen nicht auf, auch weil sie die Interviewfragen mit sehr viel Elan und Kraft in der Stimme beantwortet. Da wirkt Elke Hoff wie jemand, der sich auf so eine Art inneren Kompass verlässt, der ihr den Weg weist. Mut und Lust an der Verantwortung haben ihr einiges an Lebens- und Berufserfahrung beschert. Beim Landkreis Neuwied war die studierte Germanistin, die auch eine Ausbildung zur Kauffrau der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft abschloss, bereits mit 35 Jahren als Dezernentin für Wirtschaft, Verkehr, Straßenbau, Bauwesen, Dorferneuerung, Schulen, Jugend und Kultur zuständig. 2000 wechselte sie zur Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz. Dort leitete sie als Vizepräsidentin eine Abteillung. Elke Hoff ist außerdem Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie hat nach dem Tod ihres Mannes wieder geheiratet.
Nach knapp zwei Jahren auf der politischen Bühne ist für sie eines immer noch gewöhnungsbedürftig. Es nagt an ihren Nerven, wenn um jeden Spiegelstrich gefeilscht wird.
Ihre frühere Tätigkeit in der ausführenden Verwaltung hat sie offenbar geprägt. "Die Bürger, unsere Kunden, erwarten dort Entscheidungen. Hier sind die Prozesse quälend lang", schildert die Parlamentarierin ihre Empfindung. Sie weiß um ihre Ungeduld. "Ich entscheide gerne selbst. Ich bin nicht unbedingt die Teamarbeiterin. In dem Punkt bin ich nicht politikfähig", gibt sie unumwunden zu.
Hoff ist eine, die ihr "Ohr an der Truppe" hat, wie sie sagt. Mit regelmäßigen Truppenbesuchen hält sie sich auf dem Laufenden. Sie verlässt sich gern auf selbst recherchierte Informationen. Deshalb machte sie jüngst im Plenum auch ihrem Ärger in ihrer Rede zur US-Raketenabwehr in Europa Luft. Vor allem übte sie Kritik an den spärlichen Informationen, die aus dem Verteidigungsministerium kommen. Gerne hätte sie längst im politischen Raum über das "Bedrohungsszenario" gesprochen, um dann Fragen zur technischen Machbarkeit und zu den Kosten anschließen zu können.
Das "Ohr an der Truppe zu haben" bedeutet für Hoff auch, in Krisengebiete zu reisen. Ende Juni geht es nach Afghanistan bis an die iranische Grenze. Auslandbesuche hält sie trotz aller Gefahren für selbstverständlich. "Sie können nicht über irgendetwas entscheiden, was sie nur vom Papier her kennen. Man muss ein Gefühl für die Situation bekommen und mit den Betroffenen reden." Und sie will bei Auslandsbesuchen "herausfinden, was wirklich ist". Sie legt Wert darauf, ohne Vorurteile aufzunehmen und zu bewerten, und will vor allem nicht gleich alles mit dem vertrauten Raster im Kopf durchprüfen.
Um das durchzuhalten, liest sie sehr viel. "Ich könnte ohne meine Bücher nicht leben. Lesen und Verinnerlichen helfen mir auch für die Einschätzung in meiner Tätigkeit als Abgeordnete und geben mir Sicherheit."