Luise Mücklausch ist eine Frühaufsteherin. Seit einem Jahr beginnt sie morgens um sieben ihren Arbeitstag im Deutschen Bundestag. Schon zu Schulzeiten musste sie so früh aufstehen. Das hat sie freiwillig beibehalten. Im August 2007 hat die 20-Jährige ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten im Referat ZV 3 begonnen, das für Aus- und Fortbildung zuständig ist. 2006 hatte sie selber noch ihre Bewerbung dorthin geschickt. Mittlerweile bearbeitet sie mit ihren Kolleginnen die Bewerbungen um Ausbildungsplätze. Nach einem Kriterienkatalog werden die Bewerbungen in drei gelbe Postkisten sortiert, die mit Ja, Nein, Vielleicht beschriftet sind. Diese Vorauswahl wird dann von anderen Mitarbeitern noch einmal geprüft, es gilt das "Mehr-Augen-System."
Der Bundestag bildet nicht nur Verwaltungsfachangestellte aus. Momentan werden zehn verschiedene Ausbildungsberufe angeboten - von der Veranstaltungskauffrau über den Elektroniker bis hin zum Gärtner. Allein für die 33 Ausbildungsplätze 2008 gab es 1.200 Bewerbungen. "Wichtig ist, dass die Bewerber und Bewerberinnen den Test gut bestehen und uns im Gespräch überzeugen", fasst Katja Meyer zu Heringdorf, die das Referat für Ausbildung leitet, die wichtigsten Kriterien zusammen. Luise Mücklausch hat überzeugt. 2006 hatte sie in einer Zeitungsanzeige die Ausschreibung gelesen. "Ich wollte nach dem Abitur unbedingt eine Ausbildung im öffentlichen Dienst machen", sagt Mücklausch. Nach einem Test im Bundesverwaltungsamt, einem Vorstellungsgespräch und vier Tagen Warten bekam sie die Zusage. Ein Jahr später sitzt sie bei Bewerbungsgesprächen auf der anderen Seite. "Ich weiß noch genau, wie ich mich in der Situation gefühlt habe. Ich war ganz schön aufgeregt."
Das Referat ZV 3 ist nur eine Station ihrer Ausbildung. Momentan ist Mücklausch wieder für sechs Wochen in der Berufsschule in Lichterfelde Süd. Zweimal im Jahr steht für sechs Wochen Blockunterricht auf dem Programm: Öffentliches Recht, Sozialkunde, Wirtschaftslehre. Auch im Bundestag ist sie schon herumgekommen: Im Referat Zentrale Beschaffung hat Mücklausch fünf Wochen in der Vergabe- und Vertragsstelle an Ausschreibungen mitgearbeitet. Während sie dort keinen direkten Kontakt zu den Firmen hatte, musste sie in der Materialbeschaffung beispielsweise Firmen damit beauftragen, einen neuen Geschirrspüler zu liefern. Im Vorzimmer von Wolfgang Thierse hat sie mit ihren Kolleginnen den Posteingang und Postausgang bearbeitet. "Das war schon etwas Besonderes", beschreibt sie ihre Arbeit für den Bundestagsvizepräsidenten. Ab Dezember wird Mücklausch dann Praxis im Personalwesen sammeln. Gerne würde sie auch in den Referaten mitarbeiten, die sich um Petitionen kümmern. Über mögliche weitere Stationen entscheiden die Ausbilder. Sie kennen die Wünsche der Auszubildenden und versuchen sie zu berücksichtigen. Letztlich müssen sie aber auch prüfen, in welchen Referaten die Auszubildenden gerade besonders gut eingebunden werden können. Auch die Prüfungen haben sie im Blick. Genau wie Mücklausch. Für sie sind die Praxisstationen eine gute Vorbereitung. "Alles, was im Lehrplan steht, kann geprüft werden. Und wenn ich einen Einblick in die Praxis habe, funktioniert das Lernen bei mir besser", sagt die junge Frau, die im Februar ihre Zwischen- und dann 2010 ihre Abschlussprüfungen vor sich hat.
Von den Abschlussnoten hängt einiges ab: Wer mit "sehr gut" oder "gut" besteht, wird befristet für ein Jahr auf eine Halbtagsstelle übernommen, wer mit "befriedigend" besteht, für ein halbes Jahr auf eine halbe Stelle. "Dann kann man sich intern auf freie Stellen bewerben", beschreibt Meyer zu Heringdorf die Perspektiven der derzeit 98 Auszubildenden. Ihre Zukunft kann sich Luise Mücklausch gut im Bundestag vorstellen. "In der öffentlichen Verwaltung möchte ich auf jeden Fall bleiben." Deshalb hat sie sich vorgenommen, jetzt mit dem Lernen zu beginnen. "Das ist eine Menge Stoff bis Februar."