KOMMUNALPOLITIK
Nur wenige Frauen engagieren sich bislang in den Gemeinden
Kathrin Dollinger-Knutz ist 36 Jahre alt, ehemalige Leiterin des Immobilien-Centers einer Sparkasse, eine elegante blonde Frau. Vor einigen Jahren hat sie sich für einen Job entschieden, bei dem auf eine Frau immer noch mehr als neun Männer kommen. Sie heuerte nicht als Bauarbeiterin oder Zeitsoldatin an. Dollinger-Knutz wurde Landrätin des Landkreises Mecklenburg-Strelitz.
2001 trat sie in die CDU ein und wurde schon ein Jahr später in das hohe kommunalpolitische Amt gewählt. In der Anfangszeit hatte sie durchaus mit Vorbehalten zu kämpfen, berichtet sie. "Wollen wir mal sehen, was die Kleine da so macht", so begegneten ihr manche. Doch Dollinger-Knutz hat die Zweifler überzeugt. Seit sechs Jahren arbeitet sie inzwischen als Landrätin; sie wirbt um Investoren, bemüht sich, Touristen hierher zu locken und den Landkreis für junge Familien attraktiv zu machen. So oder ähnlich machen das viele Kommunalpolitiker; Frauen sind nur wenige darunter.
Wie eine aktuelle Studie des Bundesfamilienministeriums zeigt, beträgt der Anteil der Frauen in ehrenamtlichen Kommunalvertretungen bundesweit nur 24 Prozent, in hauptamtlichen Positionen, zum Beispiel als Landrätin, sogar nur fünf Prozent.
In ländlichen Regionen gäbe es immer noch Gemeinderäte, "in denen keine einzige Frau vertreten ist", beschreibt Helga Lukoschat, Leiterin der Studie die Situation.
Aber was hält Frauen davon ab, in ihrer Stadt oder Gemeinde aktiv zu werden? Die 1.036 ehrenamtlichen Kommunalpolitikerinnen, die für die Studie von der "Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft" befragt wurden, beklagen sich über verschiedene Hürden. "Männlich domonierte Strukturen" werden genauso genannt wie fehlende Unterstützung durch die eigene Partei, bürokratische Hindernisse und ein hoher Zeitaufwand. Eine wichtige Rolle spielen die Partner der Frauen: Jede dritte Befragte vermutet fehlende Unterstützung als Grund dafür, dass sich Frauen gegen ein kommunalpolitisches Engagement entscheiden. Doch auf Dauer könne "ein demokratisches Gemeinwesen sich nicht damit zufrieden geben, dass die Hälfte der Bevölkerung politisch nicht angemessen repräsentiert ist", betont Lukoschat überzeugt. Frauen sollen daher ihre Meinung nach in Zukunft von Parteien gezielt "angesprochen und ermutigt" werden und beim Erwerb von "fachlichem Know-how"unterstützt werden.