Das Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche mit Essstörungen muss ausgebaut und Erzieher und Lehrer müssen stärker für das Thema sensibilisiert werden. Das forderten mehrere Sachverständige am 13. Mai bei einer Anhörung im Familienausschuss. Grundlage der Anhörung war ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ( 16/7458), in dem verschiedene Maßnahmen im Kampf gegen Magersucht gefordert werden.
Einig waren sich die Experten, dass besonders in ländlichen Regionen Beratungsstellen und Psychotherapeuten fehlen. Vor allem Beate Herpertz-Dahlmann vom Universitätsklinikum Aachen, Ulrich Cuntz von der Medizinisch-Psychosomatischen Klinik Roseneck und Hermann Mayer vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Klinik Hochried wiesen darauf hin, dass es derzeit noch an belastbaren wissenschaftlichen Untersuchungen mangele.
Thomas Altgeld von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen machte außerdem deutlich, dass bei Beratungs- und Präventionsmaßnahmen keine der Essstörungen separat behandelt werden dürfe, vielmehr müssten die zu schaffenden Angebote für alle Süchte ausgelegt sein. Altgeld warnte davor, hysterisch auf Einzelstudien zu reagieren. "Wir müssen uns davor hüten, immer eine neue Sau durchs Dorf zu treiben.", sagte er. Den Ausbau qualifizierter sogenannter niederschwelliger Beratungsangebote wie Telefon- und Onlineberatung forderte Sigrid Borse vom Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen gGmbH. Außerdem solle eine Internetplattform mit Ansprechpartnern und Informationen für Multiplikatoren wie Lehrer und Erzieher eingerichtet werden.
Hermann Mayer betonte dagegen, bei aller Verbesserung der Beratungssituation und der Ausbildung von Lehrern und Erziehern dürften die Familien nicht aus dem Blick verloren werden. "Wir müssen Familien mehr in den Mittelpunkt rücken", sagte Mayer.