AKTUELLE STUNDE
Bundestag gedenkt der Opfer des Amoklaufs und sucht nach Erklärungen
Am Anfang stand das Gedenken an die Opfer. 16 Tote hatte der Amoklauf eines 17-jährigen Realschülers im baden-württembergischen Winnenden am 11. März gefordert. Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner (SPD) sprach zu Beginn der Aktuellen Stunde am 18. März im Namen des ganzen Hauses den Angehörigen und Hinterbliebenen ihr Mitgefühl und Beileid aus.
Die Betroffenheit über das Geschehene war dann auch den Rednern aller Fraktionen anzumerken. Betroffenheit, aber auch eine große Ratlosigkeit.
"Wir suchen nach Wegen aus der Hilflosigkeit und werden als Politiker nach Antworten gefragt, wie solche Taten in Zukunft zu verhindern sind", sagte Ilse Falk (CDU). Doch man könne nicht einfach an ein paar Stellschrauben drehen und alles käme wieder ins Lot. "Wir müssen uns die Frage stellen: Was läuft nur schief in unserer Gesellschaft, dass wir ständig eine wachsende Anzahl psychisch kranker Kinder haben?"
Hartfrid Wolff (FDP), in dessen Wahlkreis Winnenden liegt, sagte, es sei wichtig "Raum für Trauer zu haben". "Aktionismus hilft weder den Betroffenen noch einer notwendigen Aufarbeitung der Geschehnisse", betonte er. Diese Aufarbeitung müsse zu gegebener Zeit stattfinden und vor allem die Opfer im Blick haben. Auch für Caren Marks (SPD) sind "einfache Antworten und schnelle Lösungen nicht das Gebot der Stunde, wenn man über Konsequenzen aus dem Amoklauf redet". Eine solche Tat sei letztlich nicht zu erklären. "Sie ist immer eine menschliche Tragödie." Marks warb für eine "Kultur des Hinsehens": "Wir alle müssen lernen, hinzuschauen."
Auch wenn derzeit zu Recht von einem "Streit um Konsequenzen" nicht die Rede sein könne, sei es unstrittig, das es Konsequenzen geben müsse, sagte Petra Pau (Die Linke). Das sei man den Betroffenen schuldig, die es nicht nur in Winnenden gebe. Pau übte Kritik am dreigliedrigen Schulsystem, das "ausgrenzt und Verlierer schafft". Die Linke sei zu einer konstruktiven und nachdenklichen Debatte "mit Konsequenzen" bereit.
Mobbing, Kränkungen und Demütigungen müsse entgegengewirkt werden, sagte Kai Gehring von den Grünen. Wichtigstes Frühwarnsystem seien Eltern, Freunde und Lehrer. Metalldetektoren, Chipkarten und Einlasskontrollen würden wenig helfen, so Gehring, der hinzufügte, was in allen Reden mitschwang: "Eine absolute Sicherheit können wir nicht schaffen."