Vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen haben schon viele große Gestalten der Weltgeschichte gesprochen - echte und selbsterklärte. Gewählte Staatsführer und gekrönte Häupter waren unter ihnen, selbst der Papst war schon da. An den Inhalt ihrer Reden kann man sich nach etlichen Jahren zwar in den seltensten Fällen noch erinnern. Unvergesslich bleibt jedoch der ein oder andere Auftritt vor der Weltgemeinschaft - zumindest in modischer Hinsicht.
Als 1964 der charismatische kubanische Revolutionär Che Guevara in New York von der Kanzel gegen den US-Imperialismus wetterte, da flogen ihm die Frauenherzen scharenweise zu. Das hatte ja auch was, wie er da so stand - mit Bart und in seinem olivgrünen Kampfanzug. Zehn Jahre später legte PLO-Führer Yassir Arafat nach und erschien nicht nur in grüner Uniform, sondern schnallte sich sein Pistolenholster um und trug demonstrativ die Kufiya - in Deutschland besser bekannt als "Palästinensertuch" oder kurz "Pali". Weniger martialisch, aber dafür als der "modischste Mann auf dem Planeten", wie der Gucci-Designer Tom Ford befand, erschien Hamid Karsai 2003 vor der UN-Vollversammlung.
In den letzten Jahren ist es jedoch etwas fade geworden. Selbst Fidel Castro, der sonst nur Olivgrün oder Trainingsanzüge trägt, erschien 2005 im biederen Anzug. Ebenso wie Comandante Hugo Chavez aus Venezuela ein Jahr später. Doch am New Yorker Modehimmel ist ein Hoffnungsschimmer in Sicht: Zur nächsten UN-Vollversammlung hat sich Muammar al-Gaddafi angekündigt. Und der libysche Revolutionsführer ist ein echtes "fashion victim". Die von ihm bevorzugten schrillen Operettenuniformen könnten einen regelrechten Trend setzen im modefanatischen "Big Apple". Doch Vorsicht: Kleider machen eben nicht nur Leute, sie verraten auch etwas über den Charakter ihrer Träger.