Thema
Barbara Hausmanns
Deutsche Stiftung Denkmalschutz
An mehreren Orten gleichzeitig sein? Für Gottfried Kiesow
ist das kein Problem.
Der Professor der Kunstgeschichte,
der in diesem Sommer 76 Jahre alt wird, scheint immer gerade dort
zu sein, wo es ein Baudenkmal zu retten gilt. Als Mitbegründer
und Chef der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) tut er dies
quasi "amtlich", letztlich aber doch angetrieben von seiner seit
...
Sandra Ketterer
Bundesstiftung Baukultur
Auch der Bund engagiert sich für das Bauen in Deutschland.
Viel Geld gibt es dafür allerdings nicht.
Der Weg war lang und steinig, doch
am Ende stand der Sieg. Die Befürworter einer
Bundeseinrichtung, die in Deutschland ein positives Bild von so
genannter Baukultur fördern soll, waren am 24. November 2006
am Ziel: Nach dem Bundestag stimmte auch der Bundesrat dem Gesetz
zur Einrichtung einer ...
Heike Lüttich
Leben im Denkmal
Wer so wohnt, braucht gute Nerven und sollte Überraschungen
mögen
Die "Krone" mitten im Dörfchen
Bonfeld bei Heilbronn ist im 18. Jahrhundert erbaut und später
zum Gasthof erweitert worden, mit einem großen Festsaal im
ersten Stock. Genau dieser Festsaal war es, in dem die frisch
gebackene Eigentümerin Renate Brüggemann einen Schock
bekam: Wochenlang hatte sie ...
Ulf Frank
Quedlinburg
Das kulturhistorische Erbe bringt zwar Aufmerksamkeit - ist aber
oft auch eine Last.
Mit dem Charme einer
Märchenprinzessin schien Quedlinburg den langen Schlaf
überdauert zu haben, als nach der Wende eine nicht kleine
Anzahl von Prinzen kam, um die Stadt wach zu küssen. Schnell
standen die Fachwerk-Altstadt rund um den Schlossberg und die
Industrie- und Villenbauten des späten ...
Reiner Burger
DResden
Dreiklang aus Stadt, Landschaft und Fluss
Die wirtschaftlichen Effekte des
Denkmalschutzes kann man auch in Dresden nicht in Euro und Cent
berechnen. Aber man kann ihnen hier so gut nachspüren wie in
keiner anderen deutschen Stadt. Möglich ist das, weil das
berühmte historische Zentrum Anfang 1945 fast komplett von
alliierten ...
Klaus Kleefeld
Kulturlandschaften
Nicht nur Bauwerke künden von vergangenen Epochen. Ganze
Regionen erzählen davon, wie Menschen ihren Lebensraum
gestaltet haben.
Wenn Menschen einen Landschaftsraum
besiedeln, verändern sie zwangsläufig die
natürlichen Gegebenheiten. Sie bauen sich Unterkünfte,
legen Wege an und nutzen den Boden. Historisch betrachtet beginnt
diese Landschaftsveränderung mit der Sesshaftwerdung des
Menschen im Neolithikum vor etwa 7.500 ...
Kirsten Minder
Hildesheim
Ein neuer Studiengang soll Architekten für den Umgang mit
alten Gebäuden ausbilden
"Wir brauchen weniger
großartige Entwerfer, sondern mehr Architekten für die
Praxis und leidenschaftliche Macher." So beschreibt Anna Katharina
Zülch das künftige Berufsbild im Bauwesen. Die Hamburger
Architektin unterrichtet am neuen Studiengang für
Baudenkmalpflege der Hochschule für Angewandte ...
Falk Jaeger
Imitation
Allerorten werden zerstörte historische Gebäude wieder
aufgebaut. Erinnert man sich dabei wirklich an die Geschichte -
oder ist die Restauration der verlorenen Bilder letztlich doch nur
Lug und Trug?
Amerikaner, das ist bekannt,
verlassen ihr eigenes Land ungern. Schließlich können
sie alle Art von Reisewünschen innerhalb der Landesgrenzen
befriedigen. Und wenn es sie nach Gizeh, Venedig oder Paris
gelüstet, reisen sie nach Las Vegas, wo sie die fremden Welten
als perfekte Surrogate, aseptisch ...
Dankwart Guratzsch
Rekonstruktion
Der Wiederaufbau alter Bauten macht diese zu Schöpfungen
unserer Zeit
Es ist einer der gängigsten,
bequemsten und scheinbar unausrottbaren Vorbehalte gegen
Rekonstruktionen im Städtebau: alles Imitation, Falsifikat,
"Disneyland". Aber dabei fallen Gesichtspunkte unter den Tisch, die
ernst zu nehmen sind. Rekonstruiert, kopiert, nachgeahmt wird nicht
erst heute, ...
Interview
Herr Minister, welchen Stellenwert
soll der Denkmalschutz als öffentliche Aufgabe Ihrer Ansicht
nach einnehmen? Die Erhaltung des baulichen und
archäologischen Erbes ist eine Kulturaufgabe von hohem Rang.
Denkmalschutz und Denkmalpflege garantieren einen unverwechselbaren
Lebensraum und spielen eine ...
Gerd Weiss
Stadtentwicklung
Kann die Abwanderung aus den Innenstädten mit Geld oder
Umbauten gestoppt werden?
Die demografische Entwicklung und
das daraus resultierende Schrumpfen unserer Altstädte und
Dörfer stellt für die Denkmalpflege in Deutschland die
größte Herausforderung seit langem dar. Schon jetzt
können wir feststellen, dass die sinkende Bevölkerung in
manchen Gebieten zu erheblichen Leerständen ...
Dagmar Tille
Quartierplanung
Neue Konzepte für neue Ansprüche
Städte mit anspruchsvoll
sanierten historischen Kernen sind nicht nur für Touristen
attraktiv. In der Bewahrung des kulturellen Erbes kommt auch der
Wunsch nach einer unverwechselbaren Identität des Wohn- und
Lebensumfeldes zum Ausdruck. Allerdings haben sich die
Lebensgewohnheiten der Stadtbewohner ...
Prigge Mehring
Klosterkammer Hannover
Mit pfiffigen Ideen werden alte Gebäude erhalten. Und
inneren Frieden gibt's dazu.
Hammerschläge zerschneiden die
Stille des Klostergartens. 15 Männer und Frauen arbeiten Seite
an Seite entlang der maroden Klostermauer, hieven schwere Steine
heraus und befreien sie von Moos, Flechten und altem Mörtel.
Es sind Gäste, die hier im niedersächsischen
Wülfinghausen innere Einkehr ...
Sebastian Hille
INDUSTRIEKULTUR
Das Ruhrgebiet kämpft um ein neues Image. Es wirbt mit
seiner Rauigkeit. Denn auch die hat Charme.
Manfred Welsch ist ein
Paradebeispiel. Doch davon weiß er nichts. Bis vor einigen
Monaten hätte er hier am liebsten "alles abgerissen". Jetzt
steht er auf dem 55 Meter hohen Dach der Kohlenwäsche der
Zeche Zollverein im Essener Norden und sprudelt vor Begeisterung.
Vater und Bruder haben "auf der ...
Sven Heitkamp
Lausitzer Braunkohlerevier
Früher Bergbau, heute Seenlandschaft
Ein kräftiges "Wasser marsch",
dann öffnet Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woidke (SPD)
die sechs Schieber des 1,20 Meter dicken Flutungsrohres. Mit einem
gewaltigen Dröhnen rauscht das Wasser in die sandige
Kraterlandschaft der alten Braunkohlegrube Meuro im Süden
Brandenburgs. Erst in zirka ...
Dieter Baretzko
verlust
Die Gebäude der Nierentischzeit werden in Deutschland
misstrauisch betrachtet. Das ist verheerend: Allmählich
verschwindet die Architektur des Wiederaufbaus.
In Dresden protestierten
unlängst tausende Bürger gegen den geplanten Bau einer
Brücke. Sorge über die Verschandelung des Elbtales und
den drohenden Verlust des Welterbestatus trieb sie an. In Berlin,
das vor einigen Monaten beim Welterbekomitee den gleichen Titel
für seine Großsiedlungen der ...
Kirsten Minder
Zankapfel Shoppingmalls
Denkmalpfleger beklagen bereits einen "Fassadismus". Die
Städte sind hin- und hergerissen.
Mit Pauken und Trompeten hat
Braunschweig den Wiederaufbau seines Schlosses in der Innenstadt
gefeiert. Der Oberbürgermeister der niedersächsischen
Stadt, Gert Hoffmann (CDU), sprach von einem geschichtlichen Tag.
Das Ereignis hat tatsächlich historische Bedeutung, denn es
ist die ECE, die ...
Astrid Pawassar
Residenzschloss
Beim Wiederaufbau setzen die Sachsen auf einen Mix aus
wissenschaftlicher Rekonstruktion und Inszenierung
Dresdner können unglaublich
stur sein, wenn es um die Geschichte der Stadt und ihre steinernen
Zeugen geht. Das gilt besonders für die Bauten des
augusteischen Zeitalters der sächsischen Geschichte im
späten 17. und 18. Jahrhundert, als den Wettinerfürsten
kein Schloss und keine funkelnde Pretiose ...
Jutta Witte
Restauratoren
Arbeiten mit ältester Technik
Kunststoffanstriche auf
Fachwerkfeldern- und balken, gründliches Abschleifen von
Alterungsspuren, gelbe Farbe statt Blattgold: Bei der Sanierung
historischer Objekte können viele Fehler passieren. Der
moderne Denkmalschutz verlangt Patina statt Hochglanz - und
dafür sind die Beherrschung ...
Astrid Pawassar
Umfrage
Die Deutschen schätzen die alte Bausubstanz
Die Wertschätzung historischer
Bauten ist in Deutschland ungebrochen. Das geht aus einer Umfrage
hervor, die das Institut für Demoskopie Allensbach im
September 2006 für die VIVACON AG durchgeführt hat. Von
den 2.028 Befragten im gesamten Bundesgebiet sprachen sich 88
Prozent dafür aus, bei ...
Sven Heitkamp
Ulrich Böhme
Der Mann hat eine Passion: Er will gefährdete
Gotteshäuser vor dem Einsturz retten und sie für die
Nachwelt bewahren. Seine Hartnäckigkeit und sein
Organisationstalent stammen noch aus DDR-Zeiten.
Wer Ulrich Böhme in seinem
Heimatdorf Kleinröhrsdorf in der Nähe von Dresden
besucht, wird mit offenen Armen, einem freundlichen Lachen und
einer verwirrenden Frage empfangen: "In die gute Stube -oder in die
Höhle des Löwen?" Die Höhle ist Böhmes kleines
Arbeitszimmer im ersten Stock der ...
Jutta Witte
FrEudenberg
Vom Zirkusdirektor zum Schlossherrn. Matthias Schenk macht
Denkmalschutz erfahrbar.
Der Park ist verwunschen, an den
Seitenfassaden des kleinen Schlosses blättert der Putz ab.
Drinnen im Eingangsbereich brennt knisternd ein Kaminfeuer. Davor
steht ein buntes Sammelsurium von Stühlen. Gerade trudeln die
ersten Schulklassen ein, um das "Erfahrungsfeld der Sinne" mit
seinen ...
Ira Mazzoni
Dresden
Die geplante Brücke erhitzt die Gemüter. Ist der
deutsche Ruf in Gefahr?
Noch steht die Frage im Raum, ob
deutsche Bundesländer überhaupt an völkerrechtliche
Verträge gebunden sind - wenn diese zwar von der
Bundesrepublik ratifiziert, aber nicht in nationales Recht
umgesetzt worden sind. Der Freistaat Sachsen, vertreten durch das
Regierungspräsidium Dresden, ...
Nikolaus Bernau
POTSDAM
Der Titel Welterbe ist kein Werbegag, sondern eine umfassende
kulturelle Verpflichtung. Manche merken das zu spät.
Es war der erste Kampf zwischen der
Welterbekommission der Unesco und einer deutschen Kommune, der
international Aufsehen erregte: 1996 begann der Streit um das so
genannte "Potsdam-Center". Der bisher eher beschauliche
Hauptbahnhof der Hauptstadt Brandenburgs sollte zur ausgewachsenen
Shoppingmall ...
Ines Gollnick
Tag des offenen denkmals
Im September dreht sich zwei Tage lang alles um das kulturelle
Erbe
Die Dorfkirche in Mellnsdorf, ein
Örtchen zwischen Jüterbog und Wittenberg in Brandenburg,
bietet einen traurigen Anblick. Der Feldsteinbau aus dem
frühen 13. Jahrhundert wirkt wie amputiert. Glockengeschoss
und Turmspitze liegen auf dem Kirchhof. Die Diagnose war
vernichtend: "akut baufällig". ...
Ines Gollnick
Bildung
Das Projekt "denkmal aktiv" will Schüler für
Kulturdenkmäler begeistern
Auch das kann Politikunterricht
sein: Die 15-jährige Sonja Olivier und ihre 16 Jahre alte
Freundin Stephanie Franckowiak, beide Schülerinnen der 10.
Klasse am Aachener Kaiser-Karls-Gymnasium, legen in diesem
Schuljahr im städtischen Lousbergpark mit ihren
Mitschülern verwilderte Wege frei und ...
Sandra Ketterer
workshops
Architekturstudenten wissen zu wenig vom Denkmalschutz. Das soll
sich ändern.
Der Weg zum Schloss führt
durch die He-cke. Vorbei an den blau-gelb gefiederten Aras und
Bodinus-Amazonen mit ihren olivgrünen Federn sieht der
Besucher hinter einer Buchenhecke plötzlich ein großes
Gebäude in Rosa und Weiß mit vielen hohen Fenstern.
Umgeben von einem Park mit Skulpturen macht ...
Kulturlandschaft in Gefahr Die
Schlösser im Park Sanssouci sind vom Verfall bedroht. Schwamm
im Mauerwerk des Neuen Palais und Schäden am Putz der
Orangerie müssen dringend beseitigt werden. Darauf wies der
Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und
Gärten, Hartmut Dorgerloh, hin. Immer ...