Kritisch stehen Experten der geplanten neuen Regelung zur Kennzeichnung von gentechnikfreien Lebensmitteln gegenüber. Das wurde in einer öffentlichen Anhörung des Landwirtschaftsausschusses am 16. Januar deutlich. "Es ist schwer, den Verbrauchern zu sagen, dass 'ohne Gentechnik' draufsteht und ein bisschen Gentechnik drin ist", so Marcus Girnau vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde.
Landwirtschaftsministerium und Regierungsfraktionen hatten sich vor einer Woche auf einen Kompromiss beim Gentechnikgesetz verständigt. Demnach sollen Fleisch, Milch und Eier mit der Aufschrift "ohne Gentechnik" gekennzeichnet werden dürfen, auch wenn in den Futtermitteln gentechnisch hergestellte Vitaminzusätze und Enzyme enthalten sind. "Nach wie vor lehnt die Mehrheit der Verbraucher die Gentechnik in Lebensmitteln ab", skizzierte Molekularbiologe Professor Klaus-Dieter Jany vom Max Rubner-Institut (Karlsruhe) in der Anhörung das Meinungsbild der Menschen. Konsumenten hätten den Anspruch, dass Produkte mit dem Etikett "Gentechnikfrei" während ihrer Entstehung in keiner Weise mit Gentechnik in Berührung gekommen seien. Dies gelte auch für Futtermittel.
Diese Einschätzung teilte Greenpeace-Gentechnikexperte Christoph Then: Es müsse auf nationaler Ebene möglich sein, tierische Produkte, die ohne Gen-Pflanzen hergestellt wurden, freiwillig zu kennzeichnen. Gerade bei den Regeln zur Kennzeichnung sei die nationale Neuartige Lebensmittelverordnung (NLV) nicht an EU-Recht angepasst, so der Sachverständige Andreas Swoboda in der Anhörung. "Um die Transparenz zu erhöhen und entsprechende Initiativen sichtbar zu machen, ist daher eine Positiv-Kennzeichnung ,ohne Gentechnik' sinnvoll. Dies ist in der NLV so differenziert nicht möglich", kritisierte er.