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Lawrence Gonzi bleibt Premier - nach einem äußerst knappen Wahlausgang
Malta hat mit heißen Sommern und kalten Wintern, rauen Winden, illegalen Einwanderern aus Afrika und einem Strukturwandel in der Wirtschaft zu kämpfen, aber mit einem gewiss nicht: einer geringen Wahlbeteiligung. 93 Prozent der Malteser gingen am 9. März zu den Parlamentswahlen, die Mehrheit von ihnen bestätigte Lawrence Gonzi von der konservativen Nationalistischen Partei (PN) als Ministerpräsidenten. Er will seinen europafreundlichen Kurs fortsetzen. Die Wahl war die erste seit dem EU-Beitritt der Mittelmeerinsel im Jahr 2004.
"Ich werde jeden Tropfen meiner Energie für das Wohl der Bürger einsetzen", sagte der alte und neue Ministerpräsident nach seiner Vereidigung am 11. März.
Zuvor hatte er um seinen Sieg zittern müssen: Es war der knappste Wahlausgang seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1964 - zwischen den 49,34 Prozent der PN und den 48,79 Prozent der Labour-Partei lagen gerade einmal 1.500 Stimmen. Gonzi wurde damit erstmals vom Volk gewählt - 2004 war er dem jetzigen Staatspräsidenten Fenech Adami im Amt nachgefolgt.
Das Votum für den 54-jährigen Gonzi ist auch ein Votum für die europafreundliche Politik der "Nationalistischen Partei", deren Name diesen Kurs nicht unbedingt nahelegt: Die Regierungspartei förderte von Beginn an eine Mitgliedschaft Maltas in der EU und ließ seine Bürger per Referendum darüber abstimmen - die jetzt so knapp unterlegene Maltesische Arbeiterpartei lehnte damals einen Beitritt ab, hat aber ihre Europa-Kritik in jüngster Zeit gemäßigt.
Malta zahlt inzwischen nicht nur mit Euro-Münzen. "Wenn Malta etwas vorwärtstreibt, dann macht es das richtig", sagt ein Malta-Fachmann in Valetta. So setzt sich Malta für den Dialog der EU mit der Arabischen Liga stark ein; im Januar fand das erste Außenministertreffen auf der Insel statt. Man tut alles, um die Bedeutung des Mittelmeeres zu stärken, nicht umsonst ist auf Malta die Zentrale der "Parlamentarischen Versammlung des Mittelmeeres", deren Mitglieder sich regelmäßig in anderen Küstenstaaten treffen. Doch nicht jeder Mittelmeer-Initiative zollt das Land Beifall: Gegenüber den stürmischen Plänen des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy für eine Union der Mittelmeeranrainer parallel zu EU-Strukturen bleibt Malta reserviert. Von der EU erwartet Malta vor allem Unterstützung bei der Bewältigung der illegalen Einwanderung aus Nordafrika. Im Juli vergangenen Jahres hatte Gonzi die EU deshalb zu Gesprächen mit Libyen aufgefordert. Aus dem nordafrikanischen Land starten die meisten Boote mit Afrikanern in Richtung Europa.
Malta kann selbstbewusst sein, auch wegen guter Wirtschaftszahlen: Für das laufende Jahr 2008 sagt die maltesische Regierung ein Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent voraus, die EU setzt es mit 2,8 Prozent etwas niedriger an. Künftige Herausforderungen sind Haushaltsdisziplin und Gesundheitsreform.
Trotz der an sich guten Zahlen ist der Strukturwandel in der heimischen Wirtschaft deutlich, ein stark umstrittenes Thema im Wahlkampf waren die EU-Subventionen für die heimische Werftindustrie: Während Lawrence Gonzi auf höherwertige Wirtschaftszweige wie die Informationstechnologie setzt, trat die sozialdemokratische Opposition vehement für einen Kampf um die Brüsseler Subventionen ein.
Deutsche kommen nicht nur zum Urlaub, sondern auch als Investoren: Die mehr als 50 deutschen Unternehmen auf Malta tragen nicht nur seit den 70er-Jahren wesentlich zur Entwicklung des Landes bei, sondern konnten auch im Ausbildungswesen Standards setzen.
Auch wenn das Wahlergebnis hauchdünn war, ist der Oppositionsführer Alfred Sant nach der Niederlage zurückgetreten. Beobachter meinten, der Wahlsieg der PN hätte etwas deutlicher ausfallen können, doch die Partei habe Mühe gehabt, die Wähler zu mobilisieren, das zeige die Wahlbeteiligung von "nur" 93 Prozent: Schließlich sind bei den Parlamentswahlen 2003 noch fast 96 Prozent der Malteser zur Wahl gegangen - "Politikverdrossenheit", dieses Wort ist auf Malta unbekannt.