Das Europaparlament hat am 11. März dem Aufbau des umstrittenen Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT) zugestimmt. Wird die abgespeckte EIT-Version Europa einen Innovationsschub geben können?
Europa muss im Bereich der Spitzentechnologie eine Vorreiterrolle einnehmen. Doch das EIT kann aus einem simplem Grund nicht funktionieren: Nicht nur in den USA, auch in Europa haben wir viele Hochschulen mit exzellenten Fähigkeiten, die bereits heute auf höchstem Niveau weltweit anerkannte Technikforschung betreiben. Europa muss daher nichts nachmachen. Wir haben das Know-How schon.
Warum tut sich Europa dann so schwer damit, vorhandenes Wissen gewinnbringend zu nutzen?
Unseren Forschungsinstituten fehlt die Finanzausstattung, die amerikanische Universitäten haben. Auf EU-Ebene haben wir nicht den Mut, in bestimmte Bereiche richtig viel Geld zu geben. Anstatt die viel zu geringe Summe von 309 Millionen Euro für das EIT bereit zu stellen, hätten wir einer kleinen Zahl unserer Hochschulen mit den besten Forschungsergebnissen für die kommenden drei bis fünf Jahre drei Milliarden Euro geben müssen. Es wäre sinnvoller vorhandenes Potenzial gezielt zu unterstützen. Mit dem EIT droht nur ein weiterer Wettbewerb um die ohnehin zu knappen Forschungsgelder in Europa.
Geht es allein um zu geringe Fördergelder?
Nein, es geht auch um das Verteilen des Kuchens. Bei Forschung und Innovation denken wir nicht europäisch genug. Stets gibt es zwischen den Mitgliedstaaten Eifersüchteleien darum, wohin die EU-Gelder gehen. Schon das Satelliten-Navigationssystem Galileo hat enorme Anlaufschwierigkeiten.
Europas Top-Forscher finden das Arbeitsklima jenseits des Atlantiks oft angenehmer als daheim. Was treibt sie fort?
Es ist traurig, dass wir unsere Leistungsträger nicht nur mit zu wenig Kapital ausstatten, sondern ihnen auch nicht die nötige moralische Unterstützung bieten. Auch um Flexibilität und Mobilität in der Forschung ist es in Europa schlecht bestellt.
Universitäten, Forschungseinrichtungen und die Industrie sollen sich in Zukunft über das Europäische Technolgieinstitut vernetzten. Was hat die Industrie davon?
Ich wüsste nicht warum die Wirtschaft sich beteiligen sollte. Die Industrie braucht meiner Meinung nach kaum weitere Netzwerke, sondern reale Ansprechpartner, sie geht also dahin wo sie die besten Leute vermutet. Außerdem verfügen die Unternehmen bereits über viele andere Arten von Plattformen in Europa. Im günstigsten Fall werden durch das EIT Synergieeffekte zwischen den Universitäten und Unternehmen entstehen.
Die Fragen stellte
Daniela Schröder