GENDOPING
Eine neue Gefahr für den fairen Sport - aber auch für die Gesundheit der Sportler
Um eines gleich vorweg zu nehmen: Die Züchtung eines Fußballers, der die strategischen und balltechnischen Fertigkeiten eines Franz Beckenbauers mit der Kopfballstärke eines Oliver Bierhoffs verbindet und dazu noch die Athletik des Lothar Matthäus in sich vereint, ist in absehbarer Zeit wohl nicht zu erwarten. So lässt sich eine der Grundaussagen von Arnold Sauter, wissenschaftlicher Betreuer des Projektes "Gendoping" beim Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) während einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung von Forschungs- und Sportausschuss am 12. März interpretieren, denn so Sauter: "Beim Gendoping handelt es sich nicht um eine Art ‚Menschenzüchtung'." Nicht zuletzt, da derartige Strategien in absehbarer Zeit nicht umsetzbar wären.
Vielmehr gehe es um eine gezielte Beeinflussung der körperlichen Genaktivität - sowohl in Form einer Aktivierung, einer Verstärkung, einer Abschwächung oder Blockade. Wenn beispielweise das Myostatin-Gen, welches das Wachstum der Muskeln kontrolliert, blockiert werde, komme es zu einem verstärkten Muskelwachstum. Insbesondere für Gewichtheber und Bodybuilder sei dies interessant.
Angesichts der noch nicht kalkulierbaren Nebenwirkungen sei dies wohl Zukunftsmusik, so Sauter. Er räumte allerdings ein: "Niemand kann ausschließen, dass es vielleicht derzeit doch schon irgendwo auf der Welt angewendet wird." Sollten jedoch Verfahren, wie die zur verstärkten Produktion von Muskelmasse oder jene, die den Sauerstoff im Sportlerblut vermehren - wie es derzeit Epo-Spritzen tun - verfügbar und praktikabel sein, so die Einschätzung des TAB-Experten, müsse trotz kaum einschätzbarer gesundheitlicher Risiken für Sportler mit ihrem Einsatz gerechnet werden.
Angesichts dieser Prognose sprachen sich alle Fraktionen des Bundestages für eine möglichst vorausschauende Bekämpfung des Gendopings aus. Dazu, so der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Klaus Riegert (CDU), biete der TAB-Bericht eine fundierte wissenschaftliche Grundlage. Die SPD, so Swen Schulz, plädierte für die Entwicklung eines Monitoringkonzepts, das Hinweise auf Manipulationen beim Sportler liefern könne. Die Entwicklung gerichtsfester Tests zum Dopingnachweis forderte Detlef Parr (FDP). Während sich Winfried Herrmann (Die Grünen) für eine verstärkte Förderung der Gendoping-Forschungsprojekte mit Bundesmitteln aussprach, verlangte Petra Sitte (Die Linke) eine kritische Prüfung der bisherigen Sportförderpraxis - weg von Rekordjagden hin zu Prävention und Lebensqualität.