Indemnität und Immunität, Wahlprüfungsausschuss und Richterwahlausschuss - wie bitte? So mancher mag, wenn es um das Innenleben der vom Volk gewählten Vertretung aller Bürger geht, erst einmal nur Bahnhof verstehen. Das ist einerseits verständlich - muss aber andererseits gar nicht sein. Damit jeder verstehen kann, wenn die Volksvertreter über ihr Geschäft reden, haben ihre Öffentlichkeitsarbeiter ein schlaues kleines Heft geschrieben. Unter dem fast ein bisschen selbstironisch klingenden Titel "Parlamentsdeutsch" werden all die Begriffe geklärt, die man immer wieder hört, aber nicht immer sofort einordnen kann: Was genau macht eigentlich eine Enquete-Kommission und - nach jeder Bundestagswahl eine unverzichtbare Auffrischung - wie war das noch gleich mit dem Überhangmandat?
Der Kopf hinter dieser und all den anderen Publikationen des Bundestags heißt Britta Hanke-Giesers. Die Juristin hat das Parlament schon aus ganz verschiedenen Blickwinkeln kennengelernt: als Ausschuss-Sekretärin zum Beispiel und aus Sicht des Referats Internationale Organisationen. Seit dem vergangenen Jahr leitet sie die Öffentlichkeitsarbeit. Mit 18 Mitarbeitern sorgt das Referat dafür, dass die parlamentarische Arbeit jene erreicht, die sie betrifft - die Bevölkerung: mit Broschüren und Faltblättern, dreidimensionalen Karten, CDs und DVDs, Magazinen und Ausstellungen vor Ort. Zu erfahren oder zu haben sind all diese Informationen per Telefon oder online unter www.bundestag.de. Bis zu drei Exemplare gibt es gratis, auch die Versandkosten trägt das Parlament.
Das Interesse ist rege - aber natürlich nicht so, dass es nicht noch besser sein könnte. Um auch Menschen zu informieren, die nicht gerade zu Besuch unter der Kuppel des Reichstags oder von Berufs wegen politisch interessiert sind, klärt der Bundestag in ganz Deutschland über seine Arbeit auf. In jedem Jahr kurvt von Frühjahr bis Herbst ein Bundestags-Bus durch die Lande - weniger Bus als vielmehr Spezialfahrzeug und mobiles Info-Zentrum. Derzeit in den Orten und Wahlkreisen Nordrhein-Westfalens geht es später im Jahr nach Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, ins Saarland und nach Sachsen. "Dass wir Menschen ansprechen, die nicht ständig mit Politik zu tun haben, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben", sagt Britta Hanke-Giesers. "Und wo könnte man sie besser erreichen als bei einem Besuch in ihrer Stadt?" Steht das Infomobil erst einmal auf einem Marktplatz, vermittelt es den Ortsansässigen einen in der Tat plastischen Eindruck. Sein Innenleben verbindet eine Animation der Reichstagskuppel mit viel Raum für Gespräche und Debatten mit kompetenten Ansprechpartnern. Es gibt so viel Platz im mobilen Zentrum, dass ganze Schulklassen zu einem aus dem Klassenraum ausgelagerten Politik-Unterricht eingeladen werden können; oder mehrere Abgeordnete zum Streitgespräch über aktuelle politische Themen. Um zu wissen, wie die mobile Öffentlichkeitsarbeit wirkt, schaut die Referatsleiterin regelmäßig selbst vorbei. "Und ich habe den Eindruck, dass es uns dort gelingt darzustellen, was Politik im Alltag eigentlich bedeutet."
Zu den Flaggschiffen der Öffentlichkeitsarbeit gehört neben dem Infomobil und einem mobilen Messestand auch ein Magazin: Der "Blickpunkt Bundestag" wird ab Frühsommer in neuem Layout erscheinen. Inhaltlich soll das Hochglanzmagazin weiterhin exklusive Eindrücke aus dem parlamentarischen Geschehen vermitteln und hinter die Kulissen schauen. Künftig soll der Blickpunkt Bundestag allerdings hintergründig bleiben, aber auch aktueller werden und schneller reagieren. Und: "Wir wollen ein bisschen streitbarer und kontroverser werden", verrät Hanke-Giesers, "es wird mehr Debatten geben, mehr Streitgespräche, mehr verschiedene Standpunkte."
Auch das Jugendmagazin des Bundestages steht vor einem Neustart: Aus "Glasklar" wird "Mitmischen". Damit heißt das Magazin dann genau so wie das Internet-Portal des Bundestags für Jugendliche. Wiedererkennbarkeit in der Öffentlichkeitsarbeit ist schließlich ein kaum zu überschätzender Wert.