"Das ganze schöne Land in der Hand einer einzigen Frau", soll ein Bauer gestöhnt haben, als Heide Simonis 1993 Ministerpräsidentin in Schleswig-Holstein wurde. Erstmals stand damit eine Frau an der Regierungsspitze eines Bundeslandes. Zwölf Jahre später der tiefe Fall: Auch im vierten Wahlgang erreichte sie im Landtag nicht die für ihre Wiederwahl erforderliche Mehrheit. Ein Mitglied vermutlich ihrer eigenen Fraktion hatte ihr seine Stimme verweigert - ein bis heute einmaliger Vorgang.
Die Frau hat also gleich zwei Mal bundesdeutsche Geschichte geschrieben. Grund genug für ein ausführliches Interview mit ihr, fand Erich Maletzke. Mehrere Gespräche hat der Publizist mit der SPD-Politikerin, damals noch Vorsitzende von Unicef Deutschland, geführt. Doch mehr als ein über weite Strecken etwas belangloser Klönschnack ist dabei nicht herausgekommen. Dass sie seit ihrem Ausscheiden aus der Politik den Fahrdienst vermisst und mehr zum Lesen kommt - überraschende Bekenntnisse klingen anders. Dennoch liest man das Büchlein mit einem gewissen Amüsement. Denn allen politischen und menschlichen Niederlagen zum Trotz - das flotte Mundwerk ist Heide Simonis geblieben.
Ausgeteilt, eingesteckt. Leben mit und ohne Politik.
Zu Klampen Verlag, Springe 2007;
176 S., 18 ¤