BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT
Unterausschuss erörtert Strategien und Handlungsfelder der Umweltverbände
Ehrenamtliches Engagement wird im Umwelt- und Naturschutz noch zu wenig anerkannt. Es fällt im Vergleich mit Engagements auf anderen Gebieten wie dem Sport deutlich zurück, so die Einschätzung von Sachverständigen, die der Unterausschuss "Bürgerschaftliches Engagement" am 12. März dazu befragt hat. Der Unterausschuss unter Vorsitz des SPD-Abgeordneten Michael Bürsch ist beim Familienausschuss des Bundestages angesiedelt und beschäftigt sich seit Jahren mit der Belebung ehrenamtlicher Tätigkeiten für die Gesellschaft.
Die Wertschätzung der Öffentlichkeit könne nicht groß genug sein, betonte der CDUAbgeordnete Klaus Riegert. Der Vertreter des Deutschen Naturschutzrings, Helmut Röscheisen, bemängelte das "Schattendasein des umweltpolitischen Engagements". Das sei zwar nur ein subjektiver Eindruck, aber es gebe Indizien dafür. Auf die Bemerkung der Grünen-Abgeordneten Britta Haßelmann, dass sich immer mehr Menschen projektbezogen engagieren würden, empfahl Röscheisen, neue Zielgruppen anzusprechen. Er denke da etwa an Migranten.
Die Verbände sieht Röscheisen daher vor der Aufgabe, das Ehrenamt professioneller zu betreuen. Deswegen habe sich der Deutsche Naturschutzring für die Ausbildung von Freiwilligenkoordinatoren entschieden. Gleicher Ansicht ist auch Axel Tscherniak von Europarc Deutschland, dem Dachverband der Nationalparks, Unesco-Biosphärenreservate und Naturparks. Er appellierte an alle, das Freiwilligenmanagement wirklich als Management zu verstehen. Die geringe Wertschätzung des Engagements zeige sich zudem darin, dass der Umwelt- und Naturschutz nur das "vierte Rad am Wagen" sei.
Astrid Klug (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, lobte die Naturschutzverbände. Sie seien als Anwälte der Natur wichtige Bündnispartner in der Umweltpolitik. Klug hob aber auch das Problem der Nachwuchsrekrutierung hervor. Es bestehe eine Diskrepanz zwischen dem prinzipiellen Interesse und dem tatsächlichen aktiven Engagement. Zuvor hatte Helmut Röscheisen diese Diskrepanz mit der Gegenüberstellung "Interesse ja - Engagement nein" zusammengefasst. Aus Sicht der Staatssekretärin gibt es dennoch die Möglichkeit, "großes Potenzial abzurufen". Dies bestehe in der Vielfalt der Verbandsstruktur, denn Vielfalt und Wettbewerb belebten das Geschäft. Dem stimmte auch Daniel Unsöld vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) zu. Engagierte Menschen zu gewinnen, sei auch eine strukturelle Frage. Es seien daher Angebote der Verbände nötig, die "niedrigschwellig" angelegt sind und ein schnelles Erfolgserlebnis versprechen.
Wie Marc Süsser vom Naturschutzbund Deutschland blickt auch Unsöld dem Generationswechsel skeptisch entgegen. Die Verbandsvertreter bedauerten, dass jungen Menschen beim Eintritt in das Berufsleben die Zeit fehle, weiterhin aktiv zu sein. Es sei schwierig, die BUND-Jugend am Ball zu halten. Gleichzeitig bringe sich aber die ältere Generation stark ein, sagte Süsser. Die demografische Entwicklung sei eher eine Veränderung, die dem Deutschen Naturschutzbund entgegenkomme. Die Themen und Aktionsformen der Älteren würden sich allerdings von denen der jüngeren Aktiven unterscheiden.
Die Mehrheit der Verbandsrepräsentanten forderte als Konsequenz von der Politik, einige rechtliche Rahmen zu verbessern. Wichtig sei es, die direkte Demokratie zu stärken und Volksentscheide auf Bundesebene einzuführen, sagte Helmut Röscheisen. Diesem Aufruf schlossen sich seine Kollegen aus den anderen Verbänden an. Beteiligungsverfahren für Bürger dürften nicht "weggekürzt" werden. Besonders ärgerlich sei das Thema Grunderwerbsteuer. Die Kirche davon auszunehmen, stelle keine Gleichberechtigung her. Davon betroffen zeigte sich Marc Süsser. Der Naturschutzbund besitze mehr als 7.400 Hektar eigene Flächen und verwalte insgesamt 87.000 Hektar Land. Süsser forderte, neben einer Änderung des Einkommensteuergesetzes auch, die Unfallversicherung zugunsten ehrenamtlich Tätiger auszubauen.