Zum Europameister hat es leider nicht gereicht - aber wir Deutschen dürfen uns trotzdem über einen Titel freuen. Wir sind nämlich Weltmeister im Sorgenmachen. Der US-Langzeitstudie "World Values Survey" zufolge steigt das gefühlte Glücksniveau in den meisten Ländern - nur in Deutschland ist seit 1975 gesunken. Der Einbruch durch die verlorene Europameisterschaft ist dabei noch gar nicht eingerechnet!
So sind Mexikaner, Japaner und Südafrikaner allesamt fröhlich, während Bayern, Schwaben und Sachsen über hohe Benzinpreise, niedrige Einkommen und die Welt im Allgemeinen und Speziellen grummeln. Schon droht der nächste Schock: Der Verband der deutschen Kerzenhersteller hat gerade angekündigt, aufgrund der hohen Rohstoffpreise sei nicht sicher, ob es im Winter genug Paraffin für die Kerzenherstellung geben wird. Was droht uns da? Adventskränze mit nur zwei Lichtern, weil der Kerzenpreis auf 50 Euro pro Kilo ansteigen wird? Die Skalen werden nicht ausreichen, um den Stimmungsverfall zu dokumentieren.
Doch es geht auch anders. So hat Bundeswirtschaftsminister Glos den Armutsbericht seines Kollegen Olaf Scholz überarbeiten lassen, weil ihm die Ergebnisse nicht genehm waren. Die zeigten "zu wenig offensiv die Errungenschaften des Sozialstaats" und "ein zu düsteres Bild der sozialen Realität". Weil die soziale Realität 2008 eine andere sei als 2005 und es uns heute viel besser gehe als in der Zeit, die der Bericht abbilde, ist der nun "deutlich verbessert" worden. Bravo!
Nach dem Motto "Realität ist, was ich draus mache" wird Glos nun drangehen, die Fröhlichkeit der Deutschen ins Unendliche zu steigern. Explodierende Lebenshaltungskosten und eine lahmende Wirtschaft sind damit kein Problem mehr - kann ja alles im nächsten Bericht korrigiert werden. Wer sich jetzt nicht freut, ist selber schuld.