Die Mittelmeer-Union, die in Paris mit Pomp aus der Taufe gehoben wird, soll die EU und ihre südlichen Nachbarn einander näher bringen. Die Euphorie wird indes von kurzer Dauer sein. Gegen das von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy initiierte Projekt gibt es auf allen Seiten zu viele Vorbehalte, als dass große Erfolge denkbar wären.
Die 27 EU-Staaten streiten noch über ihre Strategie. Einig sind sich lediglich alle Länder ohne Mittelmeerküste, die von Frankreich angestrebte Südverlagerung der EU verhindern zu wollen. Postwendend forderten Polen und Schweden ein verstärktes Engagement im Osten. Ein solches Auseinanderdriften der EU-Interessen ist aber höchst gefährlich für die Kohäsion Europas.
Auch die Mittelmeer-Anrainer sind tief gespalten. Israel liegt mit Palästinensern und Syrern im Konflikt, Zypern mit der Türkei, Marokko mit Algerien. Die Türkei argwöhnt überdies, ihr EU-Beitritt werde sabotiert.
Die Mittelmeer-Union wird daher an denselben Problemen kranken wie der "Barcelona-Prozess", der die Mittelmeer-Politik der EU seit 1995 steuert. Da so ungleiche Partner wie die palästinensische Autonomiebehörde, Israel, Algerien und Albanien unversöhnliche Interessen verfolgen, kommen Projekte nur zäh in Gang.
Die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit hat sich zwar verbessert. Das Ziel einer mediterranen Gemeinschaft ist aber noch fern. Das wird sich so bald nicht ändern.