Die Parteien leiden unter Mitgliederschwund und die Wahlbeteiligung sinkt mit jedem Urnengang. Dass diese Phänomene nicht zwangsläufig auf Politik-, sondern eher auf Parteienverdrossenheit hinweisen, belegt der Umstand, dass die Deutschen sich durchaus für politische Themen mobilisieren lassen. Etwa durch von Großdemonstrationen gegen den Irak-Krieg, in Aktionen und Verbänden für Umweltschutz, gegen Rassismus oder Sozialabbau, für die Rechte von Frauen oder Minderheiten.
Der Politologe Roland Roth und der Soziologe Dieter Rucht haben den sozialen Bewegungen in Deutschland, die in den vergangenen Jahren ein wahres Comeback erlebten, ein umfassendes Handbuch gewidmet. Eingebettet in den politisch-historischen Kontext beschreibt der Band, für welche Themen sich Bürger in den vergangenen 60 Jahren politisch engagierten. Die Zeiten jedoch, in denen die sozialen Bewegungen vor allem als eine Domäne der politischen Linken galten, sind vorbei. Deshalb haben die Macher des Bandes auch die rechtsextremen Bewegungen berücksichtigt. Zu Recht - auch wenn es weh tut.
Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch.
Campus Verlag, Frankfurt/M. 2008; 770 S., 49,90 ¤