Was er alles war: Gewerkschaftsfunktionär, Bundestagsabgeordneter, Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesminister, SPD-Schatzmeister, Chef der Gewerkschaftsholding BGAG. In allen seinen Funktionen blieb Hans Matthöfer, Jahrgang 1925, ein "echter Linker", wie Helmut Schmidt ihn 1997 in einer Abschiedsrede nannte. Jedenfalls war Matthöfer ein Kämpfer: für die Humanisierung der Arbeitswelt, für die Demokratisierung Spaniens, für die Rettung des Vermögens der Gewerkschaften.
Die von Werner Abelshauser vorgelegte, mit fast 800 Seiten etwas ausufernde Biografie ist eine Mischung aus phasenweise schwer lesbarer wissenschaftlicher Abhandlung und der kurzweiligen Geschichte einer Epoche der Bundesrepublik. Sie beschreibt detailliert das Leben eines Arbeitersohns aus Bochum, der es bis zum politischen Schwergewicht der SPD in Bonn brachte und dabei ein grundsatztreuer Einzelkämpfer geblieben ist - begleitet von achtungsvollem Misstrauen der Parteirechten und bewundernder Distanz der Linken, bei denen er sich beheimatet fühlte.
Nach dem Wirtschaftswunder.
Der Gewerkschaf-ter, Politiker und Unternehmer Hans Matthöfer.
Dietz-Verlag, Bonn 2009; 797 S., 58 ¤