Dass wir als Europäer unsere Sicht der Dinge und unsere Interessen
besser gemeinsam vertreten können, ist den meisten Bürgern klar. Im
Gegensatz zu anderen EU-Politiken ist die Gemeinsame Außenpolitik
sogar ziemlich populär. Schwierig wird es, wenn wir versuchen, die gemeinsame
Sicht oder gar gemeinsame Interessen zu definieren. Dass der Waffenstillstand
zwischen Hisbollah und Israel im europäischen Interesse liegt, bestreitet
niemand. Aber bei der Frage nach einem Truppeneinsatz gehen die
Meinungen stark auseinander. Kein Europäer will einen Iran mit Atomraketen.
Aber wie wollen wir das erreichen? Schon diese beiden Beispiele zeigen, dass
der Teufel im Detail der diplomatischen Arbeit steckt.
Als Deutsche mit einer relativ kurzen außenpolitischen Tradition vergessen wir oft, dass einige unserer
europäischen Partner seit Jahrhunderten bestimmte außenpolitische Grundlinien verfolgen. Daraus eine
gemeinsame Politik zu machen, ist eine Herkulesaufgabe, die nicht durch ein paar Beschlüsse des
Europäischen Rates zu erledigen ist.
Wir sollten uns die Zeit nehmen, um unsere gemeinsamen Interessen zu
definieren. So unterschiedlich, wie sie manchmal erscheinen, sind sie nämlich
nicht. Und auch das Zusammenführen der Traditionen braucht Zeit. Dass
Spanien enge Beziehungen zu Lateinamerika hat, Großbritannien den Commonwealth
pflegt und Frankreich seine enge Bindung an die frankophonen
Länder betont, sollten wir im übrigen nicht als Schwäche sehen. Gerade diese
Netze können einen unschlagbaren Vorteil für uns alle darstellen.
In der globalisierten Welt gibt die Gemeinsame Außenpolitik uns Europäern
die Stimme, die wir brauchen, um unsere Werte zu verteidigen und unsere Interessen durchzusetzen. Aber wir werden noch einige Jahre daran arbeiten
müssen, dass sie so stark und laut ist, wie wir sie gern hätten.
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Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 22. März 2007
E-Mail: markus.loening@bundestag.de
Webseite: www.markus-loening.de