Die Bilder vom verhüllten Reichstagsgebäude
gehen 1995 um die Welt. Nach der Aktion des
Künstlerehepaares Christo und Jeanne
Claude beginnt der Umbau des Reichstagsgebäudes,
weswegen die damalige
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth
die Kunstaktion auf die Formel bringt,
dass hier gleichsam der Reichstag eingepackt
und der Bundestag wieder ausgepackt
werde. Doch davor steht ein
leidenschaftliches Ringen um die Frage:
Darf man das?
Eine Stunde lang debattiert der
Bundestag am 25. Februar 1994 über
die Absicht Christos, die er aus eigener
Tasche finanzieren will. Die
Skepsis vieler Abgeordneter bringt der
Unionspolitiker Wolfgang Schäuble auf
den Punkt. Er zitiert Christo mit dem
Hinweis, dass sich im Voraus kaum die
Wirkung auf die Menschen bestimmen
lasse. Weil der Reichstag aber nicht irgendein
Gebäude sei, solle man mit
ihm auch keine Experimente machen.
Staatliche Symbole sollten zusammenführen,
eine Verhüllung aber werde
polarisieren. Sein Appell: „Bedenken
Sie die Gefahr, dass das Vertrauen zu
vieler Mitbürger in die Würde unserer
demokratischen Geschichte und Kultur
Schaden nehmen könnte.” Dem erwidert
der SPD-Abgeordnete Freimut Duve:
„Uns Deutschen tut dieser Moment der
Entspanntheit sehr gut. Der Welt wird es
auch gut tun, ein solches Signal von uns
zu bekommen.” Der Bundestag stimmt
mit 295 Ja gegen 226 Neinstimmen
bei 10 Enthaltungen dafür.
« Vorheriger Artikel Nächster Artikel »
Bildnachweis (erstes Bild von oben): Christo und Jeanne-Claude: Verhüllter Reichstag, Berlin 1971-1995.
Foto: Wolfgang Volz, © Christo 1995
Erschienen am: 24. September 2008
Debatte Reichstagsverhüllung
Den Wortlaut der Debatte
können Sie in den Plenarprotokollen
nachlesen unter:
www.bundestag.de/bic