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Bernard Bode
Afghanistan-Mandat verlängert
Deutsches ISAF-Kontingent wird auf bis zu 3.000
Soldaten aufgestockt
Die Bundeswehr wird für ein weiteres Jahr
in Afghanistan bleiben und dort zur Sicherheit beitragen. Der
Bundestag billigte am 28. September einen entsprechenden Antrag der
Regierung mit der überwältigenden Mehrheit von 535
Ja-Stimmen. 14 Parlamentarier votierten dagegen - einer aus den
Reihen der Sozialdemokraten, drei von der CDU/CSU, zwei von den
Grünen, fünf von den Liberalen und drei fraktionslose
Abgeordnete, darunter zwei von der PDS -, vier enthielten sich der
Stimme. Alle Fraktionen hatten zuvor deutlich gemacht, dass sie den
Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr unterstützen.
Das deutsche Kontingent innerhalb der
NATO-geführten Internationalen
Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (ISAF) wird von
2.250 auf bis zu 3.000 Soldatinnen und Soldaten aufgestockt. Die
zusätzlichen Kräfte sollen vor allem im Norden des Landes
Verantwortung übernehmen. Die Kosten des Einsatzes betragen
für die kommenden zwölf Monate etwa 318,8 Millionen Euro.
Der "alte" Bundestag musste noch ein letztes Mal zusammentreten,
weil das Mandat am 13. Oktober 2005 ausläuft. Die Vereinten
Nationen hatten im September eine Verlängerung des Auftrages
um ein Jahr beschlossen.
Bundesverteidigungsminister Peter Struck
(SPD) betonte, der Einsatz in Afghanistan berge zwar ein hohes
Risiko, aber er sei "von uns allen zu verantworten". Indem
Deutschland dabei helfe, den Wiederaufbau des Landes
voranzubringen, werde die Abkehr Afghanistans von einer
"Brutstätte des internationalen Terrorismus" unumkehrbar. Die
erste Parlamentswahl am 18. September seit gut 35 Jahren sei ein
"Meilenstein auf dem Weg in eine bessere Zukunft" gewesen. Ohne die
ISAF-Kräfte würde das Land in den kommenden Jahren ohne
jeden Zweifel Gefahr laufen, in einen Zustand der Instabilität
zurück zu fallen. Der Minister legte großen Wert darauf,
dass ISAF und "Operation Enduring Freedom" - die US-geführte
Operation in Afghanistan gegen Mitglieder der Taliban und der
Al-Qaida - weiterhin getrennte Missionen blieben.
Friedbert Pflüger (CDU/CSU) hob hervor,
es sei richtig, dass die Staatengemeinschaft das "geschundene
Afghanistan" nicht fallen gelassen habe, sondern den
Wiederaufbauprozess des Landes bis heute fördere. Die Union
stimme dem Antrag der Regierung zu, weil verhindert werden
müsse, dass die Terroristen zurückkehren und die Menschen
erneut bedroht würden. Der Prozess der Stabilisierung, des
Wiederaufbaus und der Errichtung demokratischer Institutionen sei
noch nicht abgeschlossen. Die Verlängerung des
Afghanistan-Mandats sei deshalb im deutschen Interesse.
Pflüger wies ebenfalls auf die erfolgreich verlaufenen
Parlamentswahlen hin. Aber man wisse auch, dass die neu
geschaffenen Institutionen in Afghanistan nach wie vor "wenig
belastbar" seien.
Außenminister Joschka Fischer
(Bündnis 90/Die Grünen) machte deutlich, dass ein Ende
des Mandats zum jetzigen Zeitpunkt bedeuten würde, dass wieder
dasselbe politische Umfeld entstünde, das den Bürgerkrieg
hervorgerufen habe. Dieser Einsatz sei nicht Teil einer
militärisch gestützten Außenpolitik, die auf
nationalen Interessen begründet sei. Er sei vielmehr eine
gemeinsame Anstrengung der Staatengemeinschaft, die Gefahr für
den Weltfrieden, wie ihn die Ereignisse des 11. September - mit
Unterstützung der Taliban - bedeutet hätten, nicht mehr
hinzunehmen. Günther Nolting, der Verteidigungsexperte der FDP
- der neben anderen seine letzte Rede im Parlament hielt -, machte
deutlich, seine Fraktion werde dem Antrag mehrheitlich zustimmen.
Es sei gut, dass die Regierung ihre Absicht aufgeben habe, das
Mandatsgebiet der Bundeswehr auf ganz Afghanistan
auszudehnen.
Struck hob weiter hervor, dass das Mandat
keine Veränderung in der Frage der Drogenbekämpfung mit
sich bringe. Fischer machte deutlich, der Kampf gegen die
Drogenproblematik gelinge nur "mit langem Atem". Pflüger
erklärte, dass "wir die Drogenproduktion in Afghanistan zum
Wohle unserer Kinder eindämmen müssen". Die Gesellschaft
für bedrohte Völker wies unterdessen darauf hin,
inzwischen kämen 87 Prozent der weltweiten Opium-Produktion
aus Afghanistan.
Weiterer Bericht auf
Seite 8
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