11.1.3 Die Globalisierung als
ökonomischer Prozess
Wie der Name der
Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft –
Herausforderungen und Antworten“ schon deutlich macht, ging
es dieser Kommission in ihren Untersuchungen in erster Linie um die
wirtschaftlichen Aspekte der Globalisierung und ihre Auswirkungen.
In ökonomischer Hinsicht bezeichnet Globalisierung das
Zusammenwachsen, die Integration von in- und ausländischen
Märkten. Katalysator und Triebkräfte hinter den Prozessen
der vielschichtigen Globalisierung sind die Menschen. Sie
möchten die Wohlstandseffekte, die durch größere
Märkte und eine stärkere internationale Arbeitsteilung
entstehen, für sich und ihre Länder nutzen. Die
ökonomische Globalisierung ist nichts anderes als die
verstärkte internationale Arbeitsteilung und äußert
sich in der Zunahme folgender Phänomene:
– Grenzüberschreitende
Handelsbeziehungen
– Weltweite Auslandsinvestitionen
– Internationale Kapitalströme
– Internationaler Wissenstransfer
Wie eine Analyse
dieser Indikatoren zeigt (s. die entsprechenden Kapitel
imMehrheitsbericht), sind diese Phänomene keine Neuheit der
vergangenen 10 bis 20 Jahre. Im Gegenteil, internationale
Wirtschaftsbeziehungen gibt es seit Jahrhunderten (vgl.
„Geschichte des Freihandels“, Exkurs Abschnitte 3.8.1
und 3.8.2). Damit ist „die Globalisierung“ also nichts
grundsätzlich Neues, auch wenn der erst in den 1990er Jahren
zum Modewort gewordene Begriff in den Medien etwas Anderes
suggeriert.
Globalisierungsphänomene deutlich angestiegen
Quantitativ sind
diese Globalisierungsphänomene in den letzten beiden
Jahrzehnten in der Tat stark angestiegen. Möglich geworden ist
das durch den technischen Fortschritt (vor allem im Transport- und
im Kommunikationsbereich) sowie die politisch gewollten und nach
dem Wegfall des Ost-West-Konflikts weltweit hinzu gewonnenen
Freiheiten. Die Erkenntnisse, die aus dem jahrzehntelangen
Wettbewerb der entgegengesetzten gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Paradigmen zwischen Ost und West gewonnen wurden,
erleichtern heute die Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung vieler Bereiche,
die zuvor unter bürokratischer Verwaltung oder Staatsdominanz
standen.
Die hier
vorgenommenen Abgrenzungen sollen für die weiteren
Überlegungen eine Erkenntnis darüber ermöglichen,
welche weltweiten Entwicklungen der vergangenen Jahre
ursächlich mit der Globalisierung zu tun haben und welche
nicht. In der Diskussion werden viele negative Entwicklungen der
letzten Jahre und Jahrzehnte der Globalisierung angelastet
(Gefährdung öffentlicher Güter, Verschärfung
der Armut, wachsende Kluft bei Bildung, Gesundheit, Wohlstand). Der
Mehrheitsbericht stellt an vielen Stellen die heutige Situation
dramatischer dar als sie ist und erweckt den Eindruck, als seien
die Zeiten vor der Globalisierung besser gewesen.
Die
CDU/CSU-Arbeitsgruppe will zeigen – ohne in Zweckoptimismus
zu verfallen –, dass die Globalisierung stattdessen
ausgesprochen gute Chancen für eine weltweite nachhaltige
Entwicklung eröffnet, die Armut verringern und Wohlstand
für die Menschen bringen kann. Diese Chancen und
Herausforderungen der Globalisierung erfordern freilich
innerstaatliches Handeln. Das stellt hohe Anforderungen an eine
vorausschauende Politik.
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