11.4.2.2
Abschied vom „Aufholprozess“
Eine explizite Auseinandersetzung über
Ziele eines angesichts der zunehmenden Überlastung der
ökologischen Tragfähigkeit unserer Erde heute noch
vorstellbaren „Aufholprozesses“ des Südens, die
auch die zunehmenden Unterschiede zwischen und innerhalb der
Entwicklungsländer einschließen würde, ist in der
Kommission unterblieben. Die UNCTAD schätzt, dass sich bislang
etwa ein Dutzend dieser über 140 Länder in die
Weltwirtschaft integrieren konnten. Aus deren Integration
resultieren im wesentlichen die Welthandelszuwächse des
Südens. Auf nur einige dieser Länder – vor allem
China, mit seiner bekanntlich zweifelhaften performance an
„good governance“, Beteiligung von Zivilgesellschaft
oder der Einhaltung von Kernarbeitsnormen – konzentrieren
sich dabei auch die ausländischen Direktinvestitionen. Die
fast 50 LDCs fallen dagegen immer mehr zurück. Das von der
Bundesregierung im Rahmen der Millenniumserklärung der VN
beschlossene und in der Enquete Kommission diskutierte
Aktionsprogramm 2015 gibt mit seiner Fokussierung auf
ausgewählte Ziele (wie Armutshalbierung ) zumindest eine
implizite Antwort.9
9 Bemerkenswert ist, dass sich in der Wirtschaftstheorie
zunehmend die von Paul Krugman um die Zeitenwende 1990
begründete Sichtweise einer „neuen
Freihandelstheorie“ durchsetzt, die multiple
Gleichgewichtszustände kennt und damit insbesondere
ärmeren Ländern die Entwicklungsdekaden alte
Verheißung einer Aufholmöglichkeit nun auch in der
Theorie nimmt. s. dazu Kappel (1999).
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