3.1.1
Trend Regionalisierung (Triadisierung)
Die ausländischen Direktinvestitionen,
der Welthandel und die grenzüberschreitenden
Kapitalströme haben in den letzten 20 Jahren in ungeahntem
Maß zugenommen. Wichtiger aber ist, dass immer mehr
Länder einbezogen wurden und neue transnationale
Wirtschaftsverbindungen an Bedeutung gewonnen haben. Jedoch sind
nicht alle Gesellschaften, Staaten und Unternehmen
gleichermaßen von diesen wirtschaftlichen
Internationalisierungstendenzen erfasst oder haben von ihnen
profitieren können. Ein besonderes Kennzeichen der globalen
Wirtschaftsentwicklung sind die Unterschiede im räumlichen
Verflechtungsgrad und die regionalen Differenzierungen.
Außenhandel wie Auslandsproduktion zeigen einen Trend zur
Regionalisierung. Sie konzentrieren sich auf die Triade (EU,
Nordamerika, Japan), wobei auch die Verflechtung mit den jeweils
angrenzenden weniger hoch entwickelten Ländern intensiv ist:
Nordamerika mit Lateinamerika, Westeuropa mit den MOE-Ländern
und Nordafrika, Japan mit Ost-Südost-Asien.
Ein Merkmal der langfristigen
Welthandelsentwicklung ist die zunehmende räumliche
Verdichtung und Regionalisierung (s. dazu Enquete-Kommission
„Globalisierung“ 2001c: 46 ff.). Der
intraregionale Warenaustausch lag in den 50er Jahren bei 30
Prozent, 1980 bei 40 Prozent und macht heute fast die Hälfte des Welthandels
aus.10 Westeuropa wickelt
alleine mehr als zwei Drittel seiner Exporte intraregional ab. In
den süd-, ost- und südostasiatischen Ländern ist es
annähernd die Hälfte, in Nordamerika bereits 40Prozent.
Die stärksten interregionalen Handelsbeziehungen
bestehen zwischen Asien und Nordamerika: Der trans-pazifische
Handel macht elf Prozent (2000) des Weltexports aus. Es folgen der
euro-asiatische Handel mit acht Prozent und der transatlantische
Handel zwischen Westeuropa und Nordamerika mit sieben Prozent (WTO
2001e: 164f.).
Ein
beträchtlicher Teil des Welthandels wird heute von
Ländern bestritten, die an formalen regionalen und
interregionalen Zusammenschlüssen beteiligt sind und sich in
diesem Rahmen gegenseitig handelspolitische Präferenzen
einräumen.
Mehr als ein
Drittel des weltweiten Warenhandels wird innerhalb der vier
größten regionalen Integrationsgemeinschaften – EU
(15), NAFTA (3), ASEAN (10) und MERCOSUR (4) – und fast ein
Viertel allein innerhalb der EU abgewickelt. Daneben existieren
zahllose weitere regionale Integrationsgebilde. Mit der um China,
Japan und Korea erweiterten ASEAN-Gruppe entstünde die
bevölkerungsmäßig größte
Freihandelszone der Welt und mit der geplanten Free-Trade-Area of
the Americas der wirtschaftlich größte
Freihandelsraum.
Neben der
regionalen wird heute verstärkt eine interregionale
Zusammenarbeit vereinbart oder angestrebt. Beispiele sind die
Abkommen der EU mit Mexiko, mit den MERCOSUR-Staaten (in
Verhandlung) sowie das Abkommen mit den AKP-Länder im Rahmen
des Cotonou-Vertrages. Offen sind weiterhin die transatlantische
Wirtschaftspartnerschaft zwischen der EU und den USA sowie die
Asiatisch-Pazifische Wirtschaftsgemeinschaft APEC. Dabei wird
deutlich, dass sich die regionalen Handelsblöcke selbst immer
häufiger auf einander zubewegen. Für die nächsten
Jahre wird eine weitere Beschleunigung der Bildung regionaler und
interregionaler Zusammenschlüsse erwartet (WTO 2000b).
Die Abkommen der
neuen Generation enthalten vermehrt Elemente tiefer Integration
(Deep Integration), die über den reinen Abbau
konventioneller Handelsschranken an den Grenzen hinausgehen.
Die Europäische Union ist da bei eine
wichtige treibende Kraft und kann für weitergehende politische
Integrationsschritte Modellcharakter haben. Regionale
Handelsvereinbarungen können die politische Unterstützung
für einen multilateralen Abbau von Handelsbarrieren
untergraben oder aber im Sinne eines „offenen
Regionalismus“ politische Energien für eine integrative
Handelsliberalisierung auf breiter Front freisetzen
(Domino-Theorie). Innerhalb der WTO, und konkret im Rahmen der
neuen multilateralen Handelsrunde, erscheint es deshalb notwendig,
die bestehenden Regeln und Verfahren für regionale
Handelsabkommen zu reformieren.
10 Im Jahr 2000 entfielen 49,2 Prozent des Weltexports
auf Exporte innerhalb der in der WTO-Statistik ausgewiesenen
Großregionen (WTO 2001e: 164f.).
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