3.1.2 Die
Europäische Union als Beispiel regionaler Integration
In regionale Integrationsabkommen können
höhere Standards eingeführt werden, die multilateral noch
nicht konsensfähig sind. Aber weil sie langfristig als
Handelsvorteil relevant werden, können sie eine positive
Sogwirkung ausüben. Als Beispiel kann man hier die Umwelt-
oder Wettbewerbspolitik der EU nennen. Die im Vergleich zu
multilateralen Verhandlungen einfachere Harmonisierung von
Politikfeldern innerhalb eines überschaubaren
Integrationsraumes kann so auch als Vorläufer-Instrument
für multilaterale
Vereinbarungen dienen. Denn für kooperationswillige
Entwicklungsländer wäre die Harmonisierung einzelner
Politikfelder untereinander einfacher als das Aushandeln
mulitlateraler Vereinbarungen.
Augenscheinlich und leicht nachzuvollziehen
ist dies an der Geschichte der Europäischen Union. Die
Vertiefungs- und Erweiterungsprozesse von der EGKS über die
EWG der sechs EKGS-Staaten zur EU und die jeweiligen Erweiterungen
auf bis zu heute 15 Mitgliedstaaten sind beispielhaft für die
Entwicklung immer höherer Standards und gleichzeitiger
Harmonisierung. Allerdings ist dieser Prozess in vielfacher
Hinsicht noch nicht abgeschlossen.
Dies gilt auch, wenn man feststellen mag,
dass regionale Integrationsabkommen zwischen Ländern mit einer
relativ ähnlichen Wirtschaftsstruktur offensichtlich
reibungsloser funktionieren als zwischen solchen mit einer weniger
ähnlichen Wirtschaftsstruktur.
Ganz entscheidend ist die ordnungspolitische
Ausrichtung innerhalb der Blocks, und besonders auch im
Verhältnis gegenüber Drittstaaten (z. B.
Barcelona-Prozess, Cotonou-Abkommen mit den AKP-Staaten). Die hohe
interne Qualität des „Handelsblockes“
Europäische Union lässt ihn auch unter
ausschließlich handelspolitischen Gesichtspunkten
gegenüber bloßen (Frei-)Handelsräumen vorbildlich
abschneiden.
Innerhalb Europas ist die wirtschaftliche,
soziale und politische Einigung im Laufe eines halben Jahrhunderts
erfolgt. Bei der Süderweiterung wie bei der vorbereiteten
Osterweiterung der Europäischen Union sind Erfahrungen
für die Integration von Staaten mit sehr unterschiedlichen
strukturellen Voraussetzungen gesammelt worden.
So kann der EU-Prozess bei der Entwicklung
höherer gemeinsamer Standards und gleichzeitiger
Harmonisierung der Politikfelder für regionale
Integrationsbestrebungen auch in Entwicklungsregionen
Vorbildfunktion haben.
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