3.1.5 Die
Bedeutung von KMU für die nationale und internationale
Wirtschaftstätigkeit
Mittelständische Betriebe, Kleinbetriebe und
Selbstständige (KMU) bestimmen in Deutschland, in den
Industrie ländern, aber auch in den
Entwicklungsländern entscheidend die wirtschaftliche Struktur.
Sie leisten einen großen Beitrag zu wirtschaftlicher und
gesellschaftlicher Stabilität und bilden ein starkes
Gegengewicht zu den Multinationalen Konzernen mit ihren globalen
wirtschaftlichen Verflechtungen und Einflüssen.
KMU werden auch
in der Zukunft mehrheitlich ihre Geschäftspolitik an ihrem
regionalen und nationalen Umfeld ausrichten. Gleichwohl sind sie
von den Auswirkungen der Globalisierung, ihren Chancen und Risiken
unmittelbar beeinflusst. Ein großer Teil des Mittelstandes
wird sich zukünftig stärker als bisher auf internationale
Märkte orientieren.
In Deutschland werden Unternehmen mit einem
jährlichen Umsatz ab 16250 Euro bis 50 Millionen Euro und mit
weniger als 500 Beschäftigten zu den KMU gezählt.20 Schon wenige Daten belegen
ihren volkswirtschaftlichen Stellenwert. Die rund 3,3 Millionen
kleinen und mittleren Unternehmen repräsentieren in
Deutschland:
– 40 Prozent der
Bruttoinvestitionen und
– 49 Prozent der
Umsätze.
KMU beschäftigen
– 70 Prozent aller
Arbeitnehmer und bilden
– 80 Prozent aller
Auszubildenden in Deutschland aus.
Unter den KMU befinden sich ca. 1,1 Millionen
Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 125000Euro und
höchstens 500 Mitarbeitern. Die anderen KMU erwirtschaften
einen geringeren Umsatz.
Bereits 43,3 Prozent dieser
mittelständischen Unternehmen zählen sich im Jahr 2001
zum Dienstleistungssektor – 1999 waren es noch 42,4 Prozent.
Zum Vergleich: Bezieht man bei dieser Betrachtung die
Kleinstunternehmen (mit einem Umsatz von 16250 bis 125000 Euro) mit
ein, beträgt die Anzahl der KMU, die auf dem
Dienstleistungssektor tätig sind, über 76 Prozent. Ca. 25
Prozent davon sind Handwerksbetriebe, ca. 20 Prozent gehören
zum Handel, jeweils mit abnehmender Tendenz. Zehn Prozent der
Unternehmen gehören zum industriellen Mittelstand.
Ca. 60 Prozent der genannten KMU haben weniger als
zehnBeschäftigte. Diese sind am stärksten auf dem
Dienstleistungssektor vertreten. Ein leichter Trend hin zu
größeren Unternehmenseinheiten ist festzustellen.
Unter den
Entscheidern in mittelständischen Unternehmen sind Frauen
deutlich in der Minderheit. Im Jahr 2001 betrug die Zahl der
Unternehmerinnen 16,6 Prozent, sie ging damit um 1,3 Prozent
gegenüber Erhebungen von 1999 zurück. Den höchsten
Frauenanteil gibt es bei den Dienstleistungen mit 23 Prozent. Als
Entscheiderinnen finden sich Frauen im Mittelstand vorwiegend in
Kleinst- und Kleinunternehmen. Mehr als ein Drittel ist in
Betrieben mit weniger als fünf fest angestellten Arbeitnehmern
tätig, ca. 47 Prozent in Unternehmen mit einem Umsatz von
weniger als 500000 Euro.
Ein derzeitiges
großes Problem vieler mittelständischer Unternehmer in
Deutschland ist der nicht zu befriedigende Bedarf an qualifizierten
Beschäftigten und Führungskräften. Die lange Suche
und Auswahl geeigneten Personals hemmt die wirtschaftliche
Tätigkeit der Unternehmen. Als Grund nennen die Unternehmen
die Lücke zwischen der Qualifikation der Arbeitnehmer und den
Ansprüchen, die das Unternehmen an die Bewerberinnen und die
Bewerber stellt. Angesichts der demographischen Entwicklung der
Bundesrepublik Deutschland ist ab ca. 2010 mit einem Rückgang
des Arbeitskräftepotenzials zu rechnen. Deshalb hat die
Entwicklung und Qualifizierung von Arbeitskräften gerade
für den Mittelstand eine hohe Priorität. Das heißt
u. a., dass auch der Mittelstand künftig stärker als
bisher das Potenzial und die Arbeitskraft von qualifiziert
ausgebildeten Frauen erschließen und nutzen muss (vgl.
Kapitel4.4).
Von den 3,3
Millionen KMU hierzulande zählen knapp zehn Prozent zur Gruppe
der Selbständigen. Um internationalen Anschluss zu finden,
muss „die Selbständigenkultur in Deutschland“
weiter entwickelt werden. Durch die Zunahme von neuen Arbeitsformen
und den auch in Deutschland erkennbaren Trend von Arbeitnehmern,
„sich selbst zu vermarkten“, ist eine Zunahme der
Selb st-ständigkeit auch in Deutschland zu erwarten.
Beispiele aus
anderen Ländern zeigen, dass unternehmerisches Handeln gelernt
werden muss. Nicht nur die Hinwendung auf ein spezielles
Fachwissen, auch unternehmerisches Basiswissen wie Management-,
volks- und betriebswirtschaftliche Kenntnisse gehören an
vielen Universitäten im Ausland, z. B. in den USA, seit Jahren
zum Universitätsalltag. In Deutschland sind die Angebote an
den Universitäten oder weiterführenden Schulen noch viel
zu gering, erste Versuche, wie z.B. Pilotprojekte an Schulen
(Schüler gründen eine Firma) oder Universitäten sind
zu zaghaft. Neben den „Business Angels“, die sich in
jungen Unternehmen finanziell wie unternehmerisch engagieren, ist
auch das Mentoring in anderen Ländern seit vielen Jahren
entwickelt. Der Austausch und die Unterstützung bei Problemen
durch erfahrene Unternehmer bietet Jungunternehmern eine
hervorragende Möglichkeit des „Dazu-Lernens“ in
der Praxis.
Zur Motivierung von Existenzgründungen
ist der finanzielle Anreiz für Unternehmerinnen und
Unternehmer in Deutschland zu verbessern. Die Deutsche Bundesbank
stellt dazu fest: „Die Ertragssituation der
Nicht-Kapitalgesellschaften ist nach Abzug eines kalkulatorischen
Unternehmerlohns deutlich schlechter als die der
Kapitalgesellschaften.“
Die Berechnungen über Gründungen
und Liquidationen weisen für das Jahr 2000 auf der Basis der
vom Statistischen Bundesamt und vom IfM erfassten Gewerbean- und
-abmeldungen einen Zuwachs von 78000 aus. Allerdings darf nicht
verschwiegen werden, dass in den Industrieländern ca.
50Prozent aller Neugründungen (OECD) nach fünf Jahren vom
Markt wieder verschwinden. Neueste Daten (2001) stellen
übrigens fest, dass gerade KMU mit bis zu fünf
Beschäftigten schnell von Insolvenz betroffen sein
können.
Um
Unternehmensgründungen zu beschleunigen und einfacher zu
gestalten, ist es empfehlenswert, die bürokratischen
Regelungen und Prozesse für Existenzgründer zu
vereinfachen. Der Vergleich mit neun OECD-Ländern zeigt eine
mittlere Position für Deutschland, wobei besonders die
Laufzeiten bei den bürokratischen Prozessen auffällig
sind (vgl.
Tabelle 3-3).
Bei der
Rechtsform dominiert im Mittelstand das Einzelunternehmen,
eingeschlossen BGB-Gesellschaften (deren Anteil beträgt 55,9
Prozent). Der unmittelbare persönliche Einfluss der
Unternehmer bleibt nach wie vor hierzulande wesentliches
Strukturmerkmal im Mittelstand. Zwei Drittel der
mittelständischen Unternehmen werden von einem Inhaber oder
geschäftsführenden Gesellschafter allein geführt.
Von 1999 bis 2001 ist dieser Anteil um fast sieben Prozent (1999:
59,7 Prozent) gestiegen.
Im Zentrum der
Mittelstandsökonomie steht das Unternehmen. Teamgeist und
Entscheidungsfreudigkeit prägen die Einzel- und
Personengesellschaften. Die unmittelbare Verantwortung für das
Ergreifen von Chancen, das Durchsetzen von Innovationen, aber auch
die tatsächliche finanzielle Verantwortung unternehmerischer
Risiken liegt bei den Unternehmern selbst und nicht bei
Aktionären und Gesellschaftern. Dadurch wird die
Unternehmensausrichtung, Unternehmenskultur und die
Unternehmensentwicklung direkt beeinflusst. KMU sind der Motor
für die Entwicklung von regionalen Wirtschaftsstandorten, sie
schaffen Ausbildungs- und Arbeitsplätze und übernehmen
damit ein hohes Maß sozialer Verantwortung in ihrem
Wirkungsfeld.
Mittlerweile sind
KMU in Deutschland wie auch in den anderen Industriestaaten bei der
Anwendung und Nutzung der IuK-Technologien sehr gut aufgestellt.
Befragungen zeigen, dass über 90 Prozent „am Netz“
sind, 14 Prozent der Umsätze werden bereits durch das Internet
erzielt, immer mehr der größeren KMU verwenden ein
eigenes Intranet. Hier hat sich nach anfänglichem Zögern
in den letzten zwei Jahren eine schnelle Marktanpassung
vollzogen.
Bereits 1999
kamen über 40 Prozent der gesamten Bruttoinvestitionen vom
Mittelstand. Allein im Verwaltungs-, Büro- und
Produktionsbereich investierten mittelständische Unternehmen
62 Milliarden Euro; insgesamt betrug das gesamte
Investitionsvolumen 129 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass jedes
Unternehmen im Durchschnitt mehr als 56000 Euro pro Jahr investiert
– angesichts der geringen Größe der Mehrzahl der
KMU ein bemerkenswerter Betrag.
Die starken Veränderungen der Güter-,
Dienstleistungs- und Kapitalmärkte durch zunehmende
Liberalisierung und Vernetzung führen zu einer wachsenden
Internationalisierung und erfordern von den Unternehmen
Marktanpassungen und Strategien, die immer häufiger über
die regionalen Märkte hinausgehen. Dies gilt auch für
KMU, für die unter den geänderten weltwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen einer globalisierten Wirtschaft die notwendige
Erschließung von Auslandsmärkten zu einem existenziellen
Faktor werden kann. In der OECD sind über 95 Prozent aller
Unternehmen KMU.21 Sie
beschäftigen 60 bis 70 Prozent aller Arbeitnehmer. In diesem
Sektor entstehen die meisten neuen Arbeitsplätze, die
Unternehmen tragen beträchtlich zu Innovation und Entwicklung
von neuen Techniken bei. In der EU gibt es 19 Millionen KMU (mit
weniger als 250 Beschäftigten) die über 95 Prozent aller
Unternehmen repräsentieren. Sie beschäftigen 70 Millionen
Menschen und tragen mit 55 Prozent zum europäischen
Bruttosozialprodukt bei. In den USA sind über 90Prozent der
Unternehmen KMU (mit weniger als 500 Beschäftigten), dieses
gilt auch für Japan, dort repräsentieren KMU über 95
Prozent aller Unternehmen.
In den USA
erwirtschafteten kleine und mittlere Unternehmen 1996 180
Milliarden US-Dollar alleine im Export mit stark wachsender
Tendenz. Mehr als 30 Prozent der Export anteile wurden von
kleinen Unternehmen (Small Business) erwirtschaftet, 60 Prozent
aller exportierenden Firmen haben weniger als 20 Beschäftigte.
Im Bereich der Kleinen Unternehmen (Small Business) finden sich die
meisten Dienstleister: auf dem Service-Sektor, in Konstruktion und
Technik, im Groß- und Einzelhandel, im
Gaststättengewerbe. Sie nehmen zunehmend eine
Schlüsselrolle bei den Unternehmensdienstleistungen ein; in
der IuK-Technik, im Marketing, Organisation und in der
Personalvermittlung. Das heißt, kleine Unternehmen bieten zu
einem großen Teil hochqualifizierte Arbeitsplätze und
beschäftigen entsprechendes Personal.
Insgesamt haben
KMU in den Industrieländern mit ihrem qualifizierten Personal,
dem Einsatz und Gebrauch der vorhandenen Spitzentechniken, der
Innovationen, der hervorragenden technischen Infrastruktur gute
Chancen, sich im globalen Wettbewerb weiter expansiv und
erfolgreich durchzusetzen. Auch die deutschen Unternehmen nehmen
zunehmend diese Herausforderung an.
Um KMU
wettbewerbsfähig sowohl auf den regionalen als auch auf den
globalen Märkte zu halten, empfiehlt die OECD eine
Bündelung der Förderungen und eine
Entbürokratisierung der Regelwerke.
Die KMU haben
erkannt, dass die Bedeutung ausländischer Märkte weiter
zunehmen wird. Internationale Anbieter beeinflussen verstärkt
auch regionale Märkte. Darauf werden KMU sich stärker
einstellen und auf andere regionale Märkte gehen müssen.
Dazu können grenzüberschreitende Unternehmensfusionen und
auch Kooperationen gehören.
Durch Verlagerung
von Produktionsprozessen und Vertriebswegen können KMU
empfindlich getroffen werden. Die Abhängigkeiten in der
Zulieferindustrie haben sich teilweise durch den internationalen
Wettbewerb verschärft. Durch den Eintritt ausländischer
Anbieter wird ein erhöhter Wettbewerbsdruck erzeugt, d. h. der
Anpassungsdruck wird insgesamt sowohl regional als auch
international größer. Dennoch sind die Chancen, die sich
für KMU eröffnen,
weitaus größer als die Risiken. Das sehen in Deutschland
ca. 40 Prozent der mittelständischen Unternehmen genau so.
Dies gilt vor allem dann, wenn sie mit erhöhter
Flexibilität ihre Unternehmen wirtschaftlich und qualitativ
entsprechend aufstellen und ihre Produkte und Dienstleistungen dem
immer schnelleren Wechsel anpassen.
Erfolgreiche Formen des Auslandsengagements
von KMU sind bevorzugt lose Kooperationen auf Zeit, Joint Ventures,
die mit lokalen Partnern (auch in Schwellen- und
Entwicklungsländern) eingegangen werden. Im benachbarten
Ausland, vor allem innerhalb der EU, aber auch in den
MOE-Ländern, werden überwiegend Tochtergesellschaften
gegründet. KMU betreiben ihr Auslandsengagement oft sehr
unspektakulär. Sie suchen sich ihre Partner und/oder ihre
Aufträge und passen sich den örtlichen Gegebenheiten
an.
Dies belegt auch eine Studie der
„School of International Business“ in Reutlingen. Sie
bestätigt, dass deutsche Unternehmen nach der Entscheidung,
ins Ausland zu gehen, die Besonderheiten ihrer Gastländer
berücksichtigen. Sie gehen in der Regel nicht nur aus
Kostengründen ins Ausland, sondern haben sich aus Markt- und
Vertriebsmotiven zu diesem Schritt entschlossen. Sie bauen kleine
Tochterunternehmen auf, die nicht nur reine
Vertriebsniederlassungen sind, sondern auch eigene Unternehmen. So
können sie als vollwertige „Local Player“ vor Ort
agieren und haben wenige Akzeptanzprobleme.
Eine andere erfolgreiche Form der Vermarktung
von Produkten und Dienstleistungen liegt in der Zusammenarbeit von
KMU untereinander, um auch Großaufträge zu erhalten.
Netzwerkstrategien schaffen Synergien und Arbeitsplätze bei
KMU. Hierauf wird sich der Mittelstand stärker konzentrieren
müssen.
Für eine differenzierte Beurteilung ist
es von Nachteil, dass die Arten der Auslandsengagements von KMU in
Deutschland nur unzureichend statistisch erfasst werden und so
über Befragungen überwiegend nur nichtamtliche –
aber dennoch aussagefähige – Daten zur Verfügung
stehen.
Dennoch ist es keine Frage, dass
Auslandsengagements erhebliche neue Anforderungen an KMU stellen.
Die notwendige Anpassung an neue Strategien mit entsprechend
kompetentem Management und Personal ist eine schwierige Aufgabe.
Insbesondere an geeignetem Personal, das mit entsprechenden
Erfahrungswerten im Ausland eingesetzt werden kann und das ein
Auslandsengagement auch möchte, herrscht Mangel.
Aus der Statistik der Deutschen Bundesbank
ist zu entnehmen, dass das Auslandsengagement der KMU
beträchtlich ist, sie tätigen in erheblichem Umfang
Auslandsinvesti tionen. Leider werden durch die hohe
Meldefreigrenze die Engagements der kleinen Unternehmen
ausgespart.
Trotz vielfältiger Probleme haben KMU in
Deutschland auf den Exportmärkten bereits einen beachtlichen
Anteil: Gut ein Viertel der Umsätze der mittelständischen
Unternehmen wird im Export erwirtschaftet. Gemessen am
Gesamtumsatzvolumen von 49 Prozent ist dies noch zu wenig. Hier
spielt die Abhängigkeit von der Unternehmensgröße
eine Rolle.
Bei der
Etablierung auf den internationalen Märkten werden auch
für KMU Unternehmensleitlinien, Umwelt- und Sozialstandards
sowie entsprechende Grundsätze immer wichtiger. Sie haben
für KMU eine wachsende Bedeutung, vergleichbar zu den
Großunternehmen, da sie mehr und mehr auftragsentscheidend
sind und bei Nichteinhaltung zum Verzicht von Produkten und damit
zu großen wirtschaftlichen Schäden führen
können. Da die Entwicklung dieser Grundsätze und eigener
Standards bei KMU auf fehlende Ressourcen und Kenntnisse
stoßen, ist dies durch Beratung zu fördern.
Gerade wenn sich wirtschaftliche Beziehungen
globalisieren, kann die Steuer- und Abgabenpolitik nicht im
nationalen Rahmen stehen bleiben. Im EU-Raum und verstärkt im
künftigen erweiterten EU-Raum können die
unterschiedlichen Abgaben und Subventionen insbesondere für
den Mittelstand ein Hemmnis für Wachstum und
Beschäftigung sein. KMU können nicht so schnell wie
große Unternehmen Standorte abbauen und in anderen
Ländern neue Standorte aufbauen, um ggf. zeitweise
attraktivere Konditionen einzelner EU-Länder oder anderer
Länder für das Unternehmenswachstum für sich zu
nutzen. Sie verlieren so Großunternehmen als Kunden, die sich
z. B. Zulieferer, Dienstleister oder Forschungseinrichtungen an
attraktiveren Standorten suchen. Diese Situation ist durch eine
bessere Qualität der Produkte und Dienstleitungen nicht wett
zu machen. Bei Kooperationen und Beteiligungen sind die
unterschiedlichen Gesetzgebungen und bürokratischen Regelungen
ebenfalls ein großes Hemmnis.
Dennoch sind auch die Folgen einer weiteren,
notwendigen Liberalisierung der Handelsbestimmungen, die auch mit
der Neuorientierung einiger Wirtschaftszweige einhergehen, für
KMU in den Industriestaaten lösbar. Hier sind ihre großen
Erfahrungen, ihre Flexibilität am Markt, die Übernahme
und die Entwicklung von Nischenprodukten, die insgesamt schnelle
Anpassung der Produkt- und Dienstleistungsangebote von großem
Vorteil. KMU sind für die weitere Entwicklung mit globaler
Ausrichtung unverzichtbar für den Weltmarkt.
20 Die Definitionen von KMU sind nicht einheitlich. Zum
Beispiel lauten die Definitionen des Instituts für
Mittelstandsforschung Bonn folgendermaßen: kleine Unternehmen
haben bis neun Beschäftigte und einen Umsatz bis unter eine
Million; mittlere bis zu 499 Beschäftigte und einen Umsatz von
höchstens 100 Millionen DM. Alle Unternehmen darüber sind
demnach als Großunternehmen anzusehen. Seit 1996 existiert
eine weitere Definition der Europäischen Kommission. KMU
beschäftigen demnach zwischen 50 und 250 Mitarbeiter,
erwirtschaften einen Umsatz zwischen 7 und 40 Millionen Euro, haben
eine Jahresbilanzsumme zwischen 5 und 27 Millionen Euro (nur eines
der letzteren Kriterien muss zutreffen) und erfüllen das
Kriterium der Unabhängigkeit. Hierzu darf sich ein KMU zu
nicht mehr als 25 Prozent des Kapitals im Besitz eines Nicht-KMU
befinden (Europäische Kommission 1996).
21 Die international gebräuchliche Abkürzung
für KMU lautet SME (Small and Medium Enterprises).
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