3.1.7
Korruption und Bestechung: ein globales Problem24
3.1.7.1 Schwächung und
Schaden durch Korruption
Korruption, der Missbrauch anvertrauter Macht
zu persönlichem Nutzen, ist historisch betrachtet kein neues
Phänomen (Noonan 1984). Es gibt aber Anzeichen, dass das Problem heute
virulenter ist als je zuvor. Die Korruption schwächt
Volkswirtschaften in vielfältiger Weise: (1) Korruption
schmälert die regulatorischen Kapazitäten des Staates, da
Vorschriften mit Hilfe von Bestechungszahlungen umgangen werden
können. (2) Korruption verzerrt Anreize und lenkt Ressourcen
in vergleichsweise unproduktive Rent-Seeking-Aktivitäten. (3)
Korruption belastet den Privatsektor, wenn Beamte für die
Ausübung ihrer Aufgaben Bestechungsgelder verlangen. (4)
Korruption unterminiert die Geltung von Verfügungsrechten,
wenn diese vor Gericht nicht mehr eingeklagt werden können und
gerichtliche Entscheidungen käuflich werden. (5) Korruption
untergräbt die Legitimität der Marktwirtschaft und der
Demokratie, wenn diese nicht zum Wohle aller, sondern zum Nutzen
weniger funktionieren. (6) Korruption führt zu einer
Einkommensumverteilung zu Lasten der Armen, da diese an den
Gewinnen aus dem „Korruptionsgeschäft“ in der
Regel nicht beteiligt werden.25 Studien der Weltbank zeigen, dass
Unternehmen in Ländern mit hohem Korruptionsstand bis zu einem
Drittel ihrer Gewinne an bestechliche Amtsträger und Politiker
abführen. Allein im Zusammenhang mit dem internationalen
Handel fließen mindestens 100 Milliarden US-Dollar nach den
Schätzungen von Transparency International in die Bestechung
von öffentlichen Bediensteten. Aber Korruption ist, wie uns
immer wieder drastisch vor Augen geführt wird, kein
Dritte-Welt- oder außereuropäisches Problem – sie
ist auch in Europa und Deutschland ein zunehmendes und
drückendes Problem – vor allem bei der Vergabe
öffentlicher Aufträge.
Unternehmen, die sich in der Verfolgung
ihrer internationalen Geschäfte an korrupte Praktiken
gewöhnen, importieren das Problem in ihre Heimatstaaten.
Korruptionsindizes geben Aufschluss über internationale
Investitionsrisiken (Wei 1997).
24 Vgl. hierzu auch das Minderheitenvotum der
PDS-Fraktion in Kapitel
11.3.3.4.
25 Tatsächlich haben empirische Studien negative
Zusammenhänge zwischen Korruptionsniveau und staatlichen
Investitionen in Bildung und Gesundheit festgestellt. Vgl. hierzu
Mauro (1998) und Gupta, Davoodi, Tiongson (2000).
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