3.4.2
Megafusionen
Die
Enquete-Kommission bewertet Fusionen sehr großer Unternehmen
(Megafusionen) zunehmend kritisch, weil sie eine weltweite
Vermachtung der Märkte befürchten lassen. Für die
Kommission haben sich die empirischen Anzeichen verdichtet, dass
hinter diesen Fusionen Unternehmensstrategien auch zur weltweiten
Oligopolisierung stehen (van Miert 2001). Dies könnte die
Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs global einschränken
und zur politisch-ökonomischen Vermachtung zentraler Bereiche
des Wirtschaftslebens führen. Es existieren aber auch
gegenläufige Tendenzen, nämlich aus den
Markterweiterungen resultierende prokompetitive Effekte (Hellwig
2001, Monopolkommission 2000: 410ff.).
Wichtig sind
insbesondere folgende Aspekte:
– Technischer Fortschritt: Nach der
Fusion werden in der Regel Forschungs- und Entwicklungsabteilungen
zusammengelegt. Hierdurch wird der Innovationswettbewerb der
vormals selbständigen Unternehmen aufgehoben. Es gibt aber
auch Stimmen, die die Effizienz der FuE-Ausgaben erhöht sehen,
weil Doppelforschung vermieden und der unternehmensinterne
Selektionsdruck hinsichtlich der Verwertungschancen der
Innovationen verstärkt werde. Branchenintern –
heißt es – reagieren Konkurrenten auf Fusionen
häufig auch mit intensivieren FuE-Anstrengungen, was den
internationalen Forschungs- und Innovationswettlauf zugute
komme.
– Abhängigkeit
mittelständischer Unternehmen: Kleinere und mittlere
Unternehmen stehen immer öfter wenigen Großunternehmen
mit entsprechender Verhandlungsstärke gegenüber. Daraus
können sich strukturelle Nachteile für den Mittelstand
ergeben – insbesondere wenn er nicht in der Lage ist,
rechtzeitig auf anderweitige Nachfrage auszuweichen (Zulieferer-
bzw. Nachfragemachtproblematik).
– Gesellschaftspolitische Probleme:
Megafusionen können ebenso unerwünschte wie
intransparente Einfluss möglichkeiten auf Entscheidungen
der Politik be wirken. Als gut organisierte und
finanzkräftige Organisationen haben Großunternehmen de
facto leichteren Zugang zu politischen Entscheidungsträgern.
Sie sind deshalb häufig anderen, weniger großen
Unternehmen bei der Werbung um politische Unterstützung
überlegen.
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