5.2.1.1 Status quo, Ursachen
und Folgen
5.2.1.1.1 Digitale Spaltung zwischen
Industrie- und Entwicklungsländern
Trotz der
aufgezeigten Unterscheidungskriterien der Länder nach ihren
Entwicklungsstadien bei der Ausstattung mit IKT wird nachfolgend
die unscharfe Einteilung in Industrie- und Entwicklungsländer
beibehalten, weil sie zur Verdeutlichung des Problems ausreichend
ist.
Die digitale
Spaltung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern hat
folgende Ursachen:
Weite Teile der
Welt verfügen bis heute nicht über die technischen
Voraussetzungen für Telefon- und Internetanschlüsse (vgl.
Kasten 4-4).Hinzu kommt, dass es keine flächendeckende
Stromversorgung gibt. Neben den Ländern Südasiens weist
vor allem der afrikanische Kontinent dramatische
Entwicklungsrückstände auf. Unzureichende Anschlussdichte
ist ein Aspekt der digitalen Ausgrenzung der Dritten Welt. Die
– im globalen Vergleich extrem wenigen –
Zugriffschancen auf IKT innerhalb der Entwicklungsländer sind
ebenfalls stark ungleich verteilt: Sie konzentrieren sich –
den Verhältnissen innerhalb der OECD-Staaten nicht
unähnlich – auf die städtischen Regionen, auf die
besser qualifizierten und wohlhabenderen
Bevölkerungsschichten, auf jüngere und männliche
Einwohner (UNDP 2001b: 40).
Ein weiterer
Aspekt sind die zu hohen Kosten des Netzzugangs: Die Nutzungspreise
für einen/eine typische/n Internetnutzer/in belaufen sich in
den USA auf 1,2 Prozent des durchschnittlichen Monatseinkommens;
für Sri Lanka liegt dieser Wert bei 60 Prozent, für
Bangladesh bei 191 Prozent, für Nepal bei 278 Prozent und
für Madagaskar bei 614 Prozent (UNDP 2001b: 80, Sommer 2001:
18).
Während in den entwickelten Ländern
im Jahr 2000 bereits 28 Prozent der Bevölkerung Zugang zum
Internet hatten, lag dieser Wert in den Entwicklungsländern
nach Berechnungen der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) nur bei
1,6 Prozent. Die so genannten High-Income-Countries machen 15
Prozent der Weltbevölkerung aus, aber 70 Prozent der
Mobiltelefon-Nutzer
und -Nutzerinnen (BMWi 2001b: 5ff.).
Die Informations- und Kommunikationsmärkte in
den Entwicklungsländern sind weitgehend in der Hand von
Staatsmonopolen. Die Gebühren für IuK-Dienste sind
entsprechend hoch; die Kaufkraft der breiten Bevölkerung ist
dagegen niedrig.
Vorhandene Infrastruktur ist meist einseitig
auf die Indus trieländer ausgerichtet. Für die
Vermittlung innerafrikanischer Telefongespräche mussten
afrikanische Telefongesellschaften 1995 400 Millionen US-Dollar an
Umwegkosten nach Europa überweisen (Brüne 1999: 216).
Telefongespräche innerhalb Afrikas machten zum Beispiel in der
Regel den Umweg über Paris. Die meisten Satellitenverbindungen
der Entwicklungsländer laufen über die USA, auch dort, wo
sie der nationalen Kommunikation dienen. Damit fließen auch
die Einnahmen in die USA. Die hohen Kosten für die Schaffung
der Infrastruktur sowie die geringe Verbreitung tragen ebenfalls
zur Verteuerung der Zugänge bei. All diese Gründe
führen zu hohen Gebühren für die IuK-Dienste.
Laut ITU belaufen sich die durchschnittlichen
Kosten für einen Internetzugang in Afrika auf 75 US-Dollar pro
Monat, während sie in den USA nur 10 US-Dollar pro Monat
betragen. Real sind die Unterschiede noch größer, wenn
man sie zu den niedrigeren Einkommen in Entwicklungsländern in
Relation setzt. Dazu kommen die höheren Telefonkosten in den
Entwicklungsländern und die Kosten für die Hardware
(South Centre 1999: 13). Dem Tempo der Zunahme des Zugangs zu
Mobilfunk und Internet sind damit enge Grenzen gesetzt. Sie werden
für den Zugang zum Internet zudem durch niedrige
Alphabetisierung noch enger gezogen. Auch die Inhalte des Internet
zeigen deutlich, dass das Netz keineswegs Spiegel der gesamten
Bevölkerung des
Planeten ist. 70 Prozent der Webseiten sind in den USA angesiedelt.
Zirka 80 Prozent des Netzinhalts sind in englischer Sprache. Nur
ca. fünf bis zehn Prozent des Inhalts sind nichtwestlichen
Ursprungs, obwohl die Entwicklungsländer knapp 80 Prozent der
Weltbevölkerung stellen (South Centre 1999: 11f.).
Demgegenüber waren im Dezember 2001 43 Prozent der weltweiten
Internetnutzer und -nutzerinnen englischsprachig. 32 Prozent
sprachen eine europäische Sprache, 24,7 Prozent hatten eine
asiatische Muttersprache. Die nächstgrößere Gruppe
nach der englischsprachigen sind die Japaner mit 8,9 Prozent Anteil
an den weltweiten Internetnutzern und -nutzerinnen. China stellt
8,8 Prozent der globalen Internetnutzer und -nutzerinnen, gefolgt
von Deutschland (6,8Prozent), Spanien (6,5 Prozent) und Korea (4,6
Prozent). Italienisch ist die Muttersprache von 3,8 Prozent aller
Internetnutzer und -nutzerinnen, während französisch 3,3
Prozent und portugiesisch 2,6Prozent der weltweiten Internetnutzer
und -nutzerinnen sprechen2.
Die Situation in den einzelnen
Entwicklungsländern ist allerdings unterschiedlich. Es gibt
keine für alle passende Patentlösung, jedoch generell
geltende Grundbedingungen. Einige afrikanische Länder haben
die Privatisierung und Liberalisierung ihrer IuK-Märkte
eingeleitet. Dadurch ist nicht nur eine gewisse Dynamik bei der
Nutzung von IKT-Diensten entstanden, diese Länder wurden auch
attraktiver für ausländische Investoren. Privatisierung
und Liberalisierung der IuK-Märkte und die Schaffung von
fairen Wettbewerbsbedingungen auf diesen Märkten haben sich
damit als eine elementare Bedingung für mehr und zugleich
kostengünstige IKT-Nutzung erwiesen (BMZ 2001a: 30f.).
Privatisierung und Liberalisierung haben in
einigen Ländern zu signifikanten Verbesserungen der
Kommunikationsstruktur geführt. Allerdings hat es auch die
gegenteilige Erfahrungen gegeben. In Argentinien haben sich
beispielsweise die spanische Telefonica und die französische
Telecom den Markt aufgeteilt und verlangen überhöhte
Preise. Im Internetbereich drängten AOL und Yahoo massiv auf
den lateinamerikanischen Markt. Amerikanische Firmen kauften
südamerikanische Firmen zu hohen Preisen auf, um sich den
Zugang zu den lateinamerikanischen Märkten zu sichern.
Insofern hat die Öffnung der Märkte auch zu weiterer
Konzentration zu Gunsten der Global Player aus dem Norden
geführt. Die digitale Spaltung hat sich dort eher noch
verstärkt. In staatlichen Telefongesellschaften konnten die
Einnahmen aus internationalen Telefonverbindungen zur
Querfinanzierung des ländlichen Telefonverkehrs eingesetzt
werden. Bei einer Marktöffnung ist dies eine unzulässige
Situation. In Indien wurden bei einer Ausschreibung von
Telefonlizenzen in 13 von 20 Regionen im Rahmen der Privatisierung
für acht Regionen überhaupt keine Angebote abgegeben
(Afemann 2000: 26).
Als weiterer Engpass der IKT-Nutzung wirkt
sich das Fehlen von entsprechender Fachkompetenz aus. Die
Ausbildungssysteme in Entwicklungsländern sind nicht darauf
vorbereitet, in ausreichender Zahl Fachkräfte zu
qualifizieren. Das globale Defizit an IKT-Experten und -Expertinnen
verstärkt zudem die internationale Migration in die
Industrieländer (Stamm 2001: 1, vgl. auch Kapitel4.9.2).
Die digitale Spaltung hat für die
Entwicklungsländer wirtschaftliche und gesellschaftliche
Folgen, wobei der wirtschaftliche Aspekt sowohl pessimistisch als
auch optimis tische eingeschätzt wird.
Nach optimistischen Einschätzungen
können die Entwicklungsländer wirtschaftsgeschichtliche
Etappen überspringen. Da die technische Entwicklung sehr
schnell wirtschaftliche und technische Barrieren, die es beim
Zugang zu Kommunikationsnetzen gibt, verkleinert, könnte in
moderne digitale Netzwerke investiert werden, ohne die veraltete
oder gar nicht vorhandene Infrastruktur erneuern oder ersetzen zu
müssen. Dies zeigt sich anhand der Tatsache, dass
Volkswirtschaften mit geringem Einkommen am Ende des letzten
Jahrhunderts eine höhere Verteilung digitaler Telefonnetze
aufzeigten, als Volkswirtschaften mit höherem Einkommen (Braga
2001: 6).
Die neuen IKT bieten nach dieser
optimistischen Sichtweise ein große Gelegenheit für
Entwicklungsländer, Entwicklungsrückstände wenn
nicht aufzuholen, so doch zu verringern. Eines der Hauptprobleme
armer Länder ist der Mangel an Information für breite
Bevölkerungsschichten, ob es sich um Forschungsergebnisse,
praktische Arbeitsmethoden oder Marktentwicklungen für ihre
Produkte handelt. Die neuen Techniken können hier in einem
bisher nicht da gewesenen Ausmaß Abhilfe schaffen, indem
das Internet als eine
gigantische „Wissenstransfer maschine“
genutzt wird.
Der
Vorteil der neuen IKT – Produktivitätswachstum durch
Wissenstransfer – tritt unabhängig von den
Entwicklungsstadien anderer Länder ein. Voraussetzung ist
jedoch, dass breite Bevölkerungsschichten in den
Entwicklungsländern auch Zugang zu den Techniken
haben.
Der Hauptparameter für den Zugang ist
und bleibt der Preis. Angesichts der Erfahrungen, die in Europa
gemacht wurden, kann eine aktive Förderung der
Informationsgesellschaft in den Entwicklungsländern nur auf
Basis einer konsequenten Einführung von Wettbewerb auf den
IuK-Märkten Erfolg haben. Beispiele wie die Zulassung von
Wettbewerbern auf dem Mobiltelefonmarkt in Marokko oder
Südafrika zeigen, dass Liberalisierung dort den gleichen
Effekt hat wie hier, nämlich sinkende Preise und schnelle
Verbreitung der neuen Techniken (Eckert 2001: 2).
Pessimistischen Einschätzungen zufolge
wird sich die Kluft zwischen Industrie- und
Entwicklungsländern im Zuge der „digitalen
Revolution“ nicht schließen, sondern eher noch
vergrößern, und sich die Marginalisierung der
Entwicklungsländer verschärfen, weil das
Modernisierungstempo in den Zentren im Vergleich zur
Peripherie deutlich höher und die infrastrukturellen
Voraussetzungen – z. B. ein funktionsfähiges Telefonnetz
als Basis von Internet-„Connectivity“ – in vielen
Ländern der Dritten Welt noch längst nicht gegeben sind.
Die Marginalisierung der Entwicklungsländer kann sich in
diesem veränderten Umfeld durch eine Abkopplung von den
weltweiten elektronischen Netzwerken noch dramatisch
verschärfen (Sommer 2001: 17).
Der geschlechtsspezifische Zugang von Frauen und
Männern zu IKT in
Entwicklungsländern3
Es wird davon
ausgegangen, dass Frauen 22 Prozent der Internetnutzer in Asien, 38
Prozent in Lateinamerika und sechs Prozent im Mittleren Osten
stellen (Hafkin, Taggart 2001: 2). Erfahrungen zeigen, dass
Männer in Afrika öffentliche Zugänge dreimal
häufiger nutzen als Frauen (Landschulze, Pasero 2000: 53).
Selbst dort, wo
Frauen einen beträchtlichen Anteil der Internetnutzer stellen,
sind sie doch zumeist Teil einer sehr kleinen Gruppe. So haben auf
den Philippinen nur ca. ein Prozent der Bevölkerung Zugang zum
Internet, der Frauenanteil liegt bei 51 Prozent. In Uganda und
Indien liegt der Frauenanteil mit 32 bzw. 23 Prozent relativ hoch,
jedoch haben weniger als ein Prozent der Bevölkerung insgesamt
überhaupt Zugang zum Internet. In den meisten Fällen
handelt es sich bei diesen Frauen um Angehörige einer
städtischen Elite (UN 2000: 98).
Ein Hindernis für die Aneignung
von IuK-Techiken in Entwicklungsländern ist zweifellos die
fehlende Grundbildung großer Teile der Bevölkerung.
Frauen mangelt es im Vergleich zu Männern häufiger an den
grundlegenden Lese-, Schreib-, sowie Computerkenntnissen. Nach
Schätzungen der Vereinten Nationen können 50 Prozent der
Frauen in Südasien weder lesen noch schreiben (Männer: 30
Prozent). Auch in Afrika liegt die Analphabetenquote bei den Frauen
mit 48 Prozent in Nordafrika und 51Prozent im übrigen
subsaharischen Afrika (ohne Südafrika) deutlich über der
der Männer (25 Prozent in Nordafrika bzw. 33 Prozent
übriges subsaharisches Afrika) (UN 2000: 90f). Auch die Kosten
einer Internetverbindung schließen Frauen von der Nutzung aus,
da sie generell ärmer sind als Männer. Des Weiteren wird
der ungleiche Zugang von Männern und Frauen zu IKT
verstärkt durch Unterschiede zwischen ländlichen und
städtischen Regionen. In ländlichen Gegenden, wo Frauen
ca. 60 Prozent der Bevölkerung stellen, fehlen zumeist die
Ressourcen und die Infrastruktur für IKT. Diese
beschränken sich üblicherweise auf die Hauptstadt und
weitere größere Städte4 (vgl. UNIFEM, UNU-INTECH 2000).
Kulturelle und
soziale Faktoren, wie Vorbehalte gegenüber der Nutzung
öffentlicher Einrichtungen von Frauen und Vorurteile
gegenüber der Beschäftigung von Frauen mit Techniken
verstärken die geschlechtsspezifische Diskriminierung (vgl.
Farwell 1999; Commonwealth of Learning 1998: 12ff.).
Die neuen
Techniken bewirken Veränderungen im Produktionsprozess, die
Auswirkungen auf die Zugangs chancen und Arbeitsbedingungen
von Frauen weltweit haben. Im Zuge der Globalisierung entstanden
für Frauen in Asien, später in Lateinamerika und der
Karibik neue Beschäftigungsmöglichkeiten im industriellen
Sektor. Diese haben sich auf Grund der Automatisierung in den
letzten Jahren wieder verringert (vgl. Tiongson 1999; Hafkin,
Taggart 2001: 37). Dafür wurden technologieinduziert
höher qualifizierte Beschäftigungsmöglichkeiten
für Frauen im Dienstleistungssektor geschaffen. Der Anteil von
Frauen an hochqualifizierten Tätigkeiten im IT-Bereich in
Indien oder Brasilien liegt mittlerweile bei 20Prozent (vgl.
UNIFEM, UNU-INTEC 1998). Generell sind Frauen in
Entwicklungsländern aber in geringer qualifizierten Bereichen
wie Dateneingabe und -verarbeitung tätig. So stellen Frauen z.
B. in Malaysia 70 Prozent der Beschäftigten in der
Telekommunikationsindustrie, allerdings sind sie zu 90 Prozent als
Sekretärinnen, Kassiererinnen oder Büroangestellte
tätig (Hafkin, Taggart 2001: 38ff.). Statistiken über die
Beschäftigung von Frauen im jordanischen IT-Sektor zeigen,
dass die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen mit 27 Prozent doppelt
so hoch liegt wie im Gesamtdurchschnitt (11,7 Prozent). Allerdings
stellen sie im privaten Sektor 93 Prozent und im öffentlichen
Sektor 74 Prozent der Arbeitskräfte im Bereich der
Dateneingabe (Intaj 2001). In den späten 90er Jahren war auch
in der Karibik, auf den Philippinen, in China und Indien eine
große Zahl von Frauen im Bereich der Dateneingabe tätig.
Hier besteht die Gefahr der Entwicklung von „digital
sweat-shops“ (vgl. ILO 2001).
5.2.1.1.2 Digitale Spaltung innerhalb der
Industrieländer
Auch innerhalb
der Industrieländer gibt es gravierende Unterschiede in der
Verbreitung und Anwendung der neuen IKT.
Die USA und die
skandinavischen Länder sowie Großbritannien weisen die
höchsten Internetzugangs- und Nutzungsquoten auf. Deutschland
belegt zumeist mittlere Plätze. Der Anteil der deutschen
Bevölkerung mit einem privaten Internetzugang ist mit ca. 40
Prozent Ende 2001 nur Mittelmaß, hier führt Finnland mit
ca. 65 Prozent die Wertung unangefochten an. Die tatsächliche
Aussagekraft der Zugangsquote scheint allerdings fraglich, zumal
hier selten die Intensität der Nutzung detailliert oder
weitere relevante Faktoren wie die private Internetnutzung am
Arbeitsplatz hinreichend berücksichtigt werden.
Die Ursachen der
digitalen Spaltung sind vielfältig und stehen in unmittelbarem
Zusammenhang mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Faktoren.
Neben psychologischen und intellektuellen Barrieren sind
insbesondere die Besorgnis um Datensicherheit und die zu hohen
Zugangskosten als Gründe zu nennen, warum das Internet nicht
oder von nur wenigen Bürgern genutzt wird. Um Strategien
für den Abbau dieser Barrieren zu entwickeln, ist eine
differenziertere Analyse dieser Schranken erforderlich. Zum einen
ist die Technikscheu oder gar die Technikfeindlichkeit weiter Teile
der Bevölkerung ein Grund für die divergierende
Internetnutzung. Nicht vorhandene Fertigkeiten mit der
Zugangstechnologie und dem neuen Medium umzugehen, fehlendes
Internet-Wissen sowie die fehlende Möglichkeit, sich dieses
ohne hohen Kosten- und Zeitaufwand anzueignen, sind mit für
die Technikscheu verantwortlich (Holznagel 2002: 8f.). Zum anderen
führen finanzielle Hürden zu geringerem Internetgebrauch.
Hohe Telefonkosten, die derzeit für die Internetnutzung
anfallen, und hohe Preise für die Anschaffung der Hardware
sind hierfür Ursache. Ein weiterer Aspekt der Skepsis mancher
Bevölkerungsteile gegenüber dem Internet ist die
Datensicherheit. Vielen mangelt es an Vertrauen in die Sicherheit
und Verlässlichkeit der Onlinetransaktionen. Sie
befürchten, dass persönliche Daten
„abgehört“ oder missbraucht werden. Genauso sind
Sprachbarrieren ein Hindernis. Die Dominanz der englischen Sprache
bzw. anderer ausländischer Sprachen und fremder Kulturen ist
für einige (besonders ältere Menschen) abschreckend. Des
Weiteren divergiert die Nutzung des Internets nach sozio
demographischen Parametern wie Alter, formaler Bildungsgrad,
Berufstätigkeit und Einkommen (Holznagel 2002: 8ff.).
Infrastrukturelle
Unterschiede zwischen Stadt und Land tragen auch zu einem
unterschiedlichen Gebrauch des Internets bei. Weiterhin schwankt
die Zahl der Internet-Nutzer und -Nutzerinnen nach Geschlecht.
Zur Beschäftigungssituation von Frauen im
IT-Bereich
Auch wenn zur Zeit nicht mehr als fünf
Prozent der Beschäftigten in vielen OECD-Ländern im
IT-Sektor tätig sind, ist seine Bedeutung für die
Zugangschancen auf dem Arbeitsmarkt auf Grund der hohen
Wachstumsraten und der Auswirkungen auf andere Sektoren enorm (OECD
2001j: 21f.). Die Auswirkungen der IKT auf die
Beschäftigungsentwicklung werden unterschiedlich
eingeschätzt, sicher scheint jedoch eine Expansion
informations- und wissensbasierter Tätigkeiten. Bereits 1993
waren 56Prozent der erwerbstätigen Frauen, aber nur 35 Prozent
der Männer in informationsverarbeitenden Berufen tätig.
Computergestützte Arbeitsmittel haben in vielen Berufen Einzug
gehalten, in denen Frauen stark vertreten sind (Tischer 2001:
1336)5. Aber gerade im
zukunftsträchtigen Bereich der IT-Fachkräfte ist der
Frauenanteil sehr gering. In einer aktuellen IDC-Studie, die den
Anteil von Frauen bei den Netzwerkfachleuten in Westeuropa
untersuchte, liegt Deutschland mit fünf Prozent am unteren
Ende der Skala bei einem Durchschnitt von 5,6Prozent. Auch wenn der
Frauenanteil bei den IT-Fachkräften stetig zunimmt, wird
erwartet, dass Frauen auch im Jahr 2004 in Westeuropa in diesem
Feld stark unterrepräsentiert sein werden (IDC 2001: 2). Diese
Entwicklung ist insofern dramatisch, da
Beschäftigungszuwächse gerade im Bereich der
wissensbasierten Tätigkeiten und der personen
orientierten Dienstleistungen erwartet werden. Weltweit planen
dreimal soviel Jungen wie Mäd chen eine berufliche
Laufbahn im Computer- oder Informatikbereich (Goldmann 2002:
53-54).
Vor- und
Nachteile des Internets
In den
Regierungsprogrammen in der gesamten Welt geht man davon aus, dass
das Internet nur positive Auswirkungen hat. Die trifft auch
für die Entwicklungsländer zu.
In den amtlichen
Darstellungen werden die negativen Auswirkungen des Internets kaum
erwähnt. Neben der angeführten digitalen Spaltung, die
global eher zu einer weiteren Verschärfung des
Wohlstandsgefälles führt, sind die sozialen Auswirkungen
zu nennen. Diese werden sich zuerst verstärkt in den
Industrieländern mit hoher Internet-Nutzung bemerkbar machen.
Die 5-5 stellt die Auswirkungen des Internets dar.
5.2.1.1.3 Digitale Spaltung innerhalb
Deutschlands
Ungeachtet des
massiven Anstiegs der Internet-Nutzungsrate wächst auch in
Deutschland die Gefahr einer digitalen Spaltung. Verschiedene
Studien zur Internetnutzung in Deutschland belegen, dass die Zahl
der Internetnutzer und -nutzerinnen über alle
gesellschaftlichen Gruppen erheblich zugenommen hat. Sie zeigen
aber auch, dass die Teilnahme am Internet weiterhin abhängig
ist von den klassischen Faktoren Alter, formaler Bildungsgrad,
Berufs tätigkeit und Geschlecht, und dass es vorwiegend
von höher Qualifizierten und höheren Einkommensschichten
frequentiert wird. Unter den 50- bis 59-Jährigen sinkt der
Anteil auf 8,1Prozent. In den übrigen Altersgruppen liegt der
Anteil der Nutzung mindestens über 50 Prozent. Bei Personen
mit Abitur oder Studium nutzen 60Prozent das Internet, bei
Hauptschulabgängern nur rund 18 Prozent. Personen mit einem
Einkommen über 2550 Euro stellen 51Prozent der Nutzer und
Nutzerinnen. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt nur bei 37
Prozent (BMWi 2002).
Die Internetnutzung in Deutschland umfasste Ende
2000 fast 40 Prozent der deutschen Bevölkerung (ab 14 Jahren)
und lag somit bei 24,8 Millionen. Im Dezember 2001 gab es bereits
30,8 Millionen Internetnutzer und -nutzerinnen ab 14 Jahren. Bei
den über 55-Jährigen stieg der Anteil von neun Prozent
aller Internetnutzer und -nutzerinnen im Dezember 1999 auf
zwölf Prozent im Dezember 2000.
Zur Übermittlung von Daten aus dem
Internet dient in Deutschland derzeit noch fast ausschließlich
die analoge Nutzung des schmalbandigen Fernsprechnetzes oder die
digitale Datenübertragung via ISDN-Technik. Die
Übertragung dauert dabei zum einen wegen der begrenzten
Bandbreite sehr lange, zum anderen fehlt der Wettbewerb zwischen
verschiedenen Infrastrukturen (Holznagel 2002: 19).
Geschlechtliche Absonderung beim Zugang zu IKT
in Deutschland
In Deutschland gibt es im Bezug auf IKT eine
deutliche geschlechtsspezifische Segmentierung zwischen
Männern und Frauen. Untersuchungen zur digitalen Spaltung
zeigen signifikante Unterschiede im Zugang zu neuen Techniken,
abhängig von Geschlecht, Einkommen, Schulbildung, Alter,
ethnischer Herkunft und Region. Während 39 Prozent der
erwerbstätigen Frauen (und nur 34Prozent der Männer) in
Deutschland den Computer als hauptsächliches Arbeitsmittel
nutzen (Tischer 2001: 1336), fällt der Frauenanteil an den
privaten Internetnutzern mit 36 Prozent im Vergleich zu
anderen Industrieländern zurück (vgl. Nielsen, NetRatings
20016).
Allerdings ist der Anteil der Frauen unter
den Internetnutzern in Deutschland in den letzten Jahren
kontinuierlich gestiegen: von 15,5 Prozent im Frühjahr 1998
auf 23,2 Prozent im Jahr 1999 und 31,1 Prozent im Jahr 2000
(W3B7), so dass von dem
Erreichen der Parität in den nächsten Jahren ausgegangen
werden kann. Dies zeigen die ersten Erfolge von Programmen wie
„Frauen ans Netz“ oder „Girls@D21.IBM“.
Untersuchungen verweisen darauf, dass die
Ursachen für die Unterrepräsentanz von Frauen eher im
sozio- ökonomischen Hintergrund als in weiblicher
Technik- distanz begründet liegen (Landschulze und
Pasero 2000: 54). Obwohl mit einer zunehmenden Verfügbarkeit
des neuen Mediums eine Angleichung zu konstatieren ist, zeigen sich
deutliche Unterschiede in der Art der Nutzung. Männer nutzen
das Internet durchschnittlich häufiger und länger als
Frauen (vgl. Nielsen und NetRatings 2001). Die Beteiligung von
Frauen bei News Groups liegt bei zehn bis 15Prozent. Zwar hat die
Zahl der Webseiten von Frauen für Frauen in den letzten Jahren
deutlich zu genommen und weibliche Nutzer sind zu einer
wichtigen Zielgruppe der Werbung geworden; im Bereich der
technischen Gestaltung ist ihr Anteil jedoch gering (UN 2000: 98).
Gerade dieser Bereich ist besonders relevant im Hinblick auf
zukünftige Beschäftigungsmöglichkeiten (Goldmann
2002: 51–53).
2 Quelle: Network Users Accociation. http://www.nua.com
(15. April 2002).
3 Dieser Abschnitt beruht im Wesentlichen auf dem
Gutachten von Goldmann (2002).
4 In Vietnam ist ein Telefonanschluss fast nur in den
fünf größten Städten möglich, während
80 Prozent der Bevölkerung auf dem Land leben. In Kampala, der
Hauptstadt Ugandas, leben vier Prozent der Bevölkerung, aber
hier befinden sich 60 Prozent aller Telefonleitungen.
5 in anderen Industriestaaten, vgl. OECD 1998a.
6 Vgl. Nielsen und NetRatings, Eine W3B-Umfrage ergab
einen Anteil von 33,9 Prozent (26.7.2001).
7 Die Hamburger Marktforscher Susanne Fittkau und Holger
Maaß führen seit 1995 jeweils im Frühjahr und im
Herbst umfangreiche Online-Befragungen der Internetnutzer und
-nutzerinnen durch. Bei der zwölften W3B-Umfrage im
Frühjahr 2001 beantworteten rund 87 500 Online die
Fragen.
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