Kurz notiert
Der Kieler Politologe Wilfried Röhrich hat ein Buch über die religiösen Faktoren des internationalen Systems vorgelegt Er behandelt zunächst das Judentum, das Christentum und den Islam sowie den Hinduismus, den Buddhismus und den Konfuzianismus und illustriert sodann die Weltreligionen an exemplarischen Konflikten.
Für den Autor lässt sich die Weltpolitik nur dann umfassend verstehen, wenn man die Macht der Religionen erkennt. Ob es sich um das konfliktbeladene Verhältnis zwischen dem Islam und der christlichen Welt handelt oder um die jüdisch-islamische Konfrontation im Rahmen des Nahost-Problembereichs, um den hinduistisch-islamischen Kaschmirkonflikt oder um die Gewaltsamkeit zwischen den buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Tamilen auf Sri Lanka: Die Macht, die von den Religionen ausgeht, nimmt in den Glaubenskonflikten der Weltpolitik konkrete Gestalt an.
Diese Macht zeigt sich vor allem, wenn man die Politisierung der Religionen in die Betrachtung einbezieht. Der Autor stellt damit neben der Renaissance des religiösen Fundamentalismus als eine politische Ideologie heraus, die er vor allem an der Auseinandersetzung zwischen dem Islamismus und dem amerikanisch-christlichen Fundamentalismus der Bush-Administration aufzeigt. Zum Tragen kommt nicht zuletzt jene Macht der Weltreligionen, die sich in der neuen Form eines religiös fanatisierten Terrorismus dokumentiert. Er veranschaulichte sich durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 und seitdem in immer dichterer Folge im islamistischen Terrorismus in der westlichen Welt wie in Madrid und in der islamischen Welt wie in Saudi-Arabien.
Das Buch ist ein Gewinn für alle, die die Weltpolitik und ihre Grundprobleme erkennen wollen - eine Weltpolitik, die heute nur unter Berücksichtigung ihrer religiösen Faktoren verstehbar ist.
Wilfried Röhrich
Die Macht der Religionen.
Glaubenskonflikte in der Weltpolitik.
Verlag C.H. Beck, München 2004; 304 S., 14,90 Euro