Christian Hackes großes Buch über die amerikanische Außenpolitik
Das vom Bonner Politikwissenschaftler Christian Hacke nun in dritter Auflage vorliegende Buch über die Außenpolitik der USA gilt inzwischen als das deutschsprachige Standardwerk zu diesem Thema. Hacke, der sich seit seinen Studienzeiten intensiv mit der US-Außenpolitik befasst, legt eine detaillierte Längsschnittanalyse der amerikanischen Außenpolitik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor, wobei er als Bezugspunkt immer die Amtszeiten der jeweiligen Präsidenten nutzt. So ist gerade in der Neuauflage die Bewertung der aktuellen Regierung von Interesse.
Mit der Wahl von George W. Bush zum 43. Präsidenten der USA sieht Hacke den schrittweisen Rückzug des Einflusses der liberalen Ostküstenkultur und den sukzessiv wachsenden Einfluss einer konservativ-republikanischen Denkhaltung, die zunächst unter Präsident Reagan im Westen konzentriert, seit G.W. Bush über den Süden hinaus die ganze USA erfasst hat. So erkennt Hacke heute in der US-Außenpolitik einen militant aufgeladenen, religiösen und selbstgerechten Internationalismus rechtsrepublikanischer Provinienz als richtungweisend. Diese Politik konzentriert sich, so der Verfasser, "auf Bewahrung militärischer Überlegenheit, aktive Prävention, flexible Koalitionen und eine von den USA dominierte globale Sicherheitsstruktur unter dem Primat der außenpolitischen freien Hand mit dem Ziel absoluter Sicherheit".
Während Hacke für den Krieg gegen die Taliban und Al-Qaida in Afghanistan aufgrund der Terroranschläge in New York und Washington am 11. September 2001 durchaus Verständnis aufbringt, bewertet er den Irak-Krieg als den Kardinalfehler der jetzigen Administration. "Bush war unfähig, eine breite Allianz aufzubauen, seine vereinzelten diplomatischen Bemühungen waren grobschlächtig und irreführend; letztlich führte der Krieg zum Gegenteil dessen, was Bush im Irak erreichen wollte." Nicht nur die transatlantischen Beziehungen waren über den Krieg in ihre schwerste Belastungsprobe geraten, sondern die "militante Überheblichkeit und religiös missionarische Rhetorik im Zeichen von klassischen amerikanischen Werten haben das Vertrauen und den Respekt vor dem Präsidentenamt, den Streitkräften, ja der Rolle der USA in der Welt auf das Schwerste beschädigt".
Christian Hacke
Zur Weltmacht verdammt. Die amerikanische Außenpolitik von J. F. Kennedy bis G. W. Bush.
3. aktual. Auflage. Ullstein TB, Berlin 2005; 831 S., 11,95 Euro