Sportausschuss
Berlin: (hib/JOH) Ein Frühwarnsystem soll in Zukunft
verhindern, dass Fußballwetten manipuliert werden
können. Das hat Jörg Englisch vom Deutschen
Fußball-Bund (DFB) am Mittwochnachmittag im Sportausschuss
erklärt. Entsprechende Gespräche mit dem Anbieter
Betradar.com, der seit Jahren mit internationalen Wettanbietern
kooperiere, liefen bereits. Der DFB habe zudem als erste Reaktion
auf den Wettskandal im deutschen Fußball die
Schiedsrichterbeobachtung massiv verschärft, sagte Englisch
weiter. Außerdem habe die außerordentliche
Präsidiumssitzung des DFB am 24. Januar die Bildung einer
Sonderkommission beschlossen, welche die Koordinierung innerhalb
des DFB übernehmen und den Kontakt zur Staatsanwaltschaft
pflegen solle. Seit dem 4. Februar ermittle der Fußball-Bund
zudem selbst. Anwesend war auch Erwin Horak, der Präsident des
staatlichen Wettanbieters Oddset, eines Anbieters von Sportwetten
seit 1999, hinter dem die 16 Lotteriegesellschaften der
Bundesländer stehen. Horak sagte, nachdem bei einigen Spielen
verschiedene verdächtige Faktoren zusammen gekommen seien, wie
auffälliges Wettverhalten, hohe Einsätze und mehrfach
fragwürdige Entscheidungen des Schiedsrichters Robert Hoyzer,
habe man den DFB im August 2004 umgehend auf mögliche
Manipulationen hingewiesen. "Wir haben die Fakten weitergeleitet.
Weitere Ermittlungen sind nicht Aufgabe eines Wettanbieters", sagte
Horak. Man müsse aber über ein gemeinsames
Informationssystem nachdenken, um den Austausch mit dem DFB und den
16 Gesellschaften zu institutionalisieren. Dann könnten
Unregelmäßigkeiten früher erkannt und aufgedeckt
werden. Dem stimmte Englisch ausdrücklich zu. Die Vertreter
des privaten Wettanbieters Betandwin e.k. forderten, die anonyme
Wettabgabe künftig kritisch zu betrachten. So erklärte
Steffen Pfennigwerth, Betandwin offeriere sein Angebot
ausschließlich im Internet. Die Nutzer müssten sich
hierfür registrieren lassen. Durch die Begrenzung des
Höchstgewinns auf maximal 10.000 Euro pro Wette und die
Möglichkeit, das Spielverhalten der einzelnen Nutzer zu
erfassen, werde nicht nur Wettbetrug schneller aufgedeckt, sondern
auch problematisches Spielverhalten. Horak sagte daraufhin, Oddset
denke darüber nach, eine Kundenkarte einzuführen, die bei
Einsätzen ab einer bestimmten Summe zwingend wäre. Die
Daten würden dann zentral registriert, die Karte könnte
im Verdachtsfall gesperrt werden. Horak räumte aber ein, dass
Wettteilnehmer in den 26.000 Annahmestellen des Anbieters bislang
nicht registriert werden. Die Abgeordneten werteten die an diesem
Tage vorgelegten Berichte nicht, sondern wollten sich zunächst
über die Hintergründe und Folgen des Skandals
informieren. Sie zeigten sich aber besorgt über einen
möglichen Vertrauensverlust des deutschen Fußballs.
Englisch beschwichtigte daraufhin: "Der Confederations-Cup und die
Fußball-WM 2006 sind in ihrem Ansehen nicht so stark
gefährdet, wie behauptet wird." Zudem seien Fehlentscheidungen
von Schiedsrichtern auch ohne Manipulationen immer wieder
möglich.
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