Geschichte des Gebäudes
Das Reichstagsgebäude hat der Architekt Paul Wallot in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts entworfen. Im Jahre 1894 konnte die Schlußsteinlegung des Baus gefeiert werden, dessen Bild von einer markanten Kuppel und vier Ecktürmen geprägt wird. Wallot hielt die Kuppel, die in der damaligen Zeit eine technische Meisterleistung darstellte, sowohl aus Gründen der Lichtwirkung im Gebäude als auch aus Gründen der ästhetischen Gesamtwirkung des Gebäudes für unverzichtbar.
Mittelpunkt der revolutionären Ereignisse 1918
Im Jahre 1918 stand das Reichstagsgebäude im Mittelpunkt der revolutionären Ereignisse in Berlin. Nach der Abdankung des Kaisers rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann am 9. November 1918 von einem Fenster des Gebäudes die Republik aus, und im Plenarsaal tagten die Berliner Arbeiter- und Soldatenräte. Erst im Jahre 1919 kehrten die Parlamentarier in das Reichstagsgebäude zurück. Wie der Beginn so war auch das Ende der Weimarer Republik eng mit dem Schicksal des Reichstagsgebäudes verknüpft. Ein vermutlich von dem holländischen Anarchisten und Kommunisten van der Lubbe gelegter Brand zerstörte den Plenarsaal des Reichstagsgebäudes in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933.
Erster und zweiter Wiederaufbau
Im Zweiten Weltkrieg stand das Reichstagsgebäude im Mittelpunkt des "Endkampfes um Berlin", da die Eroberung des Gebäudes für die Rote Armee hohen Symbolwert besaß. Nach dem Kriege wurde aufgrund einer fragwürdigen Entscheidung die beschädigte Kuppel gesprengt. Den Wiederaufbau des Reichstagsgebäudes vollendete der Architekt Paul Baumgarten bis zum Jahre 1973. Nach dem Bundestagsbeschluß vom 20. Juni 1991, Parlament und Regierung nach Berlin zu verlegen, erhielt der britische Architekt Norman Foster den Auftrag zum Umbau des Gebäudes. Das Parlament beschloß auch die Wiedererrichtung einer - wenngleich gegenüber Wallots Werk modifizierten - Kuppel.
Verbindung von Tradition und Moderne
Am 19. April 1999 konnte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse das Gebäude seiner Bestimmung übergeben. Dem Architekten Foster ist es gelungen, eine beeindruckende Verbindung von Tradition und Moderne zu schaffen. Er öffnete Blickachsen quer durch das Gebäude, von der Ostseite zur Westseite, von der Kuppel bis in den Plenarsaal oder über mehrere Geschosse, schuf hell belichtete große Räume und verlieh auf diese Weise dem vom Stilwillen des 19. Jahrhunderts geprägten Gebäude ein hohes Maß an Transparenz und Leichtigkeit. Gleichzeitig legte er einen Großteil der historischen Bausubstanz frei und öffnete den Blick für die Wallot´sche Architektur mit den Beschädigungen, die Reichstagsbrand, Weltkrieg und Wiederaufbauarbeiten ihr zugefügt hatten. Darüber hinaus sichern die offene Raumstruktur, der freie Zugang zur Kuppel sowie die Besuchsmöglichkeiten auf der Besucherebene den Bürgerinnen und Bürgern einen eindrucksvollen Einblick in die Parlamentsarbeit.