28 JAHRE FLUCHT ÜBER DIE NASSE
GRENZE
Nach dem Mauerbau wagten 5.609 Menschen eine Flucht über die
nasse Grenze Ostsee aus der DDR, doch nur 913 (16 %) erreichten ihr
Ziel in Schleswig-Holstein, Dänemark oder Schweden. Im Netz
der Überwachung verfingen sich 4.522 Ostseeflüchtlinge
(81 %), die meist mehrjährige Haftstrafen zu
verbüßen hatten. Mindestens 174 Menschen kamen zwischen
Mauerbau und Mauerfall bei ihrer Flucht über die Ostsee ums
Leben. Ihre Fahrzeuge kenterten bei Sturm und Seegang, und die
Flüchtlinge ertranken oder starben durch Unterkühlung und
Entkräftung.
FLÜCHTLINGE IM VISIER
Die SED-Führung konnte die Ostseeküste nicht einfach
vermauern. Dennoch existierte ein ausgeklügeltes Grenzregime
an Land und auf See. Die Ausstellung gibt Einblicke in das enge
Zusammenspiel von 6. Grenzbrigade Küste, Volksmarine,
Staatssicherheit, Zoll, Polizei, zahlreichen zivilen Institutionen
und einem Heer freiwilliger Helfer.
SAMMLUNG MARITIMER
FLUCHTFAHRZEUGE
Die Ausstellung zeigt eine eindrucksvolle Sammlung originaler
maritimer Fluchtmittel: wie ein Gerät, das einen Menschen
durch das Wasser ziehen kann. Es ist ein von Bernd Böttger
entwickelter Unterwassermotor, mit dem ihm 1968 seine
spektakuläre Flucht gelang. Zu sehen sind außerdem
verschiedene Typen von Aqua-Scootern, Tauchgeräte und
Surfboards, aber auch originale Schlauch- und Paddelboote. Um die
»unsichtbare Mauer« zu überwinden, bauten die
Ostseeflüchtlinge in geheimen Verstecken sogar UBoote. Diese
und andere Eigenbauten zeugen von ihrer Kreativität und
Improvisationskunst, aber auch von Not und Freiheitswillen.
FLÜCHTLINGSSCHICKSALE
Wie groß musste der Leidensdruck sein, wenn sich Menschen den
lebensbedrohlichen Risiken einer Flucht über die Ostsee
aussetzten? Antworten auf diese Frage geben die Schicksale von
Flüchtlingen, wie das des Arztes aus Rostock, der 25 Stunden
über die Ostsee bis nach Fehmarn schwamm, um nicht für
seine Karriere in die SED eintreten zu müssen. Eine andere
Tafel berichtet vom Erbauer eines U-Bootes, der sich aus dem Netz
der Stasi befreien wollte. Wie brutal die Grenztruppen gegen
Flüchtlinge vorgingen, dokumentiert die Geschichte eines
Fernfahrers, der nicht mehr auf Tour durfte. Während seines
Fluchtversuches mit einem Motorboot wurden er und seine beiden
Söhne durch den Tiefflug zweier Hubschrauber zum Aufgeben
gezwungen.
Die Ausstellung ist zu sehen vom 15. Juni bis 2. Juli 2004 im Deutschen Bundestag, Westfoyer des Paul- Löbe-Hauses, Konrad- Adenauer-Straße 1, Berlin-Mitte. Öffnungszeiten: Montag: 8-16 Uhr, Dienstag bis Donnerstag: 8-17 Uhr, Freitag: 8-14 Uhr, Telefon: 030 227 32 143
Eine Ausstellung des gemeinnützigen Vereins »Über die Ostsee in die Freiheit« e.V., 1. Vorsitzender Dr. Volker Höffer, Postfach 11 08 34, 19008 Schwerin,
www.ostseefluchten.de ,
Autorin der Ausstellung Christine Vogt-Müller, 0 45 02 53
86,
ch.vogt-mueller@t-online.de,
Ausstellungsgestaltung
www.eye-d.de
Die Ausstellung wird maßgeblich gefördert von der
Stiftung Aufarbeitung der Folgen der SED-Diktatur, Berlin und dem
LSTU für Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin.