Besonders die Lage im Irak, wo seit Beginn des Krieges im März 2003 mehr als 140 Medienarbeiter starben, macht deutlich, dass Journalisten unkontrollierbaren Gefahren ausgeliefert sind. Denn in solchen asymmetrischen Konflikten gibt es längst keine klaren Fronten, Akteure und Bündnisse mehr. Der Präsident des Nachrichtensenders CNN International, Chris Cramer, legte seinen Finger in eine offene Wunde, als er unlängst an die Medien appellierte, mehr in den Schutz ihrer Mitarbeiter in Kriegszonen zu investieren. Redakteure, die freien Reportern Berichte abnähmen oder Aufträge gäben, wenn sie völlig auf sich allein gestellt aus Krisengebieten berichteten, handelten unverantwortlich, mahnte Cramer an. Besonders seit dem 11. September 2001 habe sich die Situation für Medienschaffende gravierend verschlimmert.
Um den Status von Journalisten in kriegerischen Konflikten zu stärken, hat das französische Parlament in Beratung mit der Organisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG) nun einen Gesetzentwurf vorgelegt. Darin sollen etwa die Genfer Konventionen, die bislang nur generell besagen, dass Journalisten als Zivilpersonen in Kriegen zu schützen sind, erweitert werden. Der UN-Sicherheitsrat müsse das Recht auf Informationsbeschaffung auch in Kriegsgebieten ohne jegliche Einschränkung verankern, die NATO solle das so genannte "Grünbuch" der britischen Streitkräfte übernehmen, das Anfang 2006 erstmals auf militärischer Seite die Unabhängigkeit der Journalisten in Kampfgebieten anerkennt. Robert Ménard, Vorsitzender von ROG, erhofft sich, dass auch andere EU-Staaten folgen werden.
Bei der diesjährigen Preisverleihung für Kriegsreportagen in der französischen Kleinstadt Bayeux, dem "Prix Bayeux", wurde der Vorstoß mit Nahost-Korres-pondenten diskutiert, nicht ohne Kritik. "Die Taliban, Al-Qaida oder die Hamas lesen so einen Text nicht, man kann sich nie in Sicherheit wiegen. Das ist heutzutage im Irak oder in Afghanistan schlichtweg unmöglich", so Emmanuel Razavi von der Hamsa Agentur in Kabul.
Einen Tag danach, am 7. Oktober, wurde in Bayeux das europaweit einzige Mahnmal für getötete Journa-listen eingeweiht - zum Gedenken an mehr als 2.000 Medienarbeiter, die weltweit seit 1944 während ihrer Arbeit getötet wurden. Ein tragischer Zufall wollte, dass die Einweihung ausgerechnet an jenem Tag stattfand, als zwei Mitarbeiter der Deutschen Welle in Afghanistan sowie die russische Journalistin Anna Politkowskaja ermordet wurden.
Doch wie ist es konkret um die persönliche Sicherheit von Journalisten in Krisengebieten bestellt? Wer kommt für die Kosten eines Rücktransportes auf, wenn ein Journalist erkrankt oder verwundet wird? "Man kann sich vor Ort nicht immer schützen, aber man kann sich gegen die Folgen absichern", weiß Michael Klehm, Beauftragter des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) für internationale Beziehungen. Zu Beginn des Irak-Krieges hat der DJV daher eine Sicherheitsliste für Journalisten in Krisengebieten veröffentlicht, mit Adressen, die besonders für freie Medienschaffende hilfreich sind. Denn die sind im Gegensatz zu fest angestellten Korrespondenten nicht in Tarifverträgen abgesichert.
Mitarbeiter der Auslandsredaktionen in den ARD-Anstalten absolvieren zum Beispiel ein intensives Sicherheitstraining bei der Bundeswehr und der englischen Sicherheitsfirma Centurion in London, die seit langem mit der BBC zusammenarbeitet. "Niemand bei uns fährt ohne eine spezielle Vorbereitung in ein Krisengebiet", so Klaus Herrmann, Koordinator für die Krisen- und Kriegsberichterstattung für die ARD.
Organisationen wie das "News Safety Institute" in Brüssel oder das amerikanische "Committee to protect journalists" (CPJ) bieten vergünstigte Versicherungen, eine Sicherheitsausstattung, ein Notfalltelefon und andere wertvolle Informationen.
www.cpj.org
www.rsf.org
www.insi.org
www.ifj.org
http://www.rorypecktrust.org/
www.icrc.org