Schlitten sind zu klein und Rentiere zu schwach für diesen "Weihnachtsvorboten": Er braucht einen Sattelschlepper und manchmal sogar auch Polizeischutz. Denn der Weihnachtsbaum des Parlamentes ist 20 Meter hoch und mindestens drei Tonnen schwer. Vor dem Westportal des Bundestags steht er und verleiht dem Platz der Republik mit seinen bis zu 800 Leuchten eine besondere weihnachtliche Stimmung.
Ende November kam die Rotfichte aus Oberwiesenthal an die Spree. Bevor der Baum zur Freude vieler Besucher schon von weither sichtbar leuchtet, bedarf es besonderer logistischer Anstrengung: "Der Baum muss beim Fällen mit einem Kran so vorsichtig umgelegt werden, dass die Äste nicht abbrechen", sagt Alfred Ländner, Mitarbeiter des Referats Liegenschaften und Gebäudetechnik. Der Baum komme jedes Jahr aus einer anderen Ecke Deutschlands. Nicht jeder Baum schafft es aber auf den Platz vor dem Plenargebäude: Über 20 Meter müsse er mindestens hoch sein, so Ländner. Dafür müsse er etwa 40 Jahre alt sein und wiege - je nach Alter und Größe - drei bis sechs Tonnen. Beim Transport nach Berlin wird "der Weihnachtsbaum der Republik" aus Sicherheitsgründen manchmal sogar von der Polizei begleitet. Traditionell werden Weihnachtsbäume, vor allem in Süddeutschland, erst nach Totensonntag aufgestellt und nach den Heiligen Drei Königen wieder abgebaut. Bis dahin ist der hell erleuchtete Baum nicht nur für Touristen ein gefragtes Fotomotiv: "Es ist ein klassisches Bild, das zum Haus passen soll", sagt Alfred Ländner und fügt hinzu:" Es ist ja gerade eine schön gewachsene Tanne, die bei uns Weihnachten symbolisiert."
Doch nicht nur vor dem Reichstagsgebäude steht ein Weihnachtsbaum. Pünktlich zur Adventszeit vermitteln an vielen Eingängen geschmückte Christbäume wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung. Girlanden und Lametta sucht man dabei aber vergeblich, denn die meisten Bäume sind klassisch mit Holzfiguren und Kugeln geschmückt. Auch hier gilt das Motto, so Ländner, "weniger ist mehr". Unter den Weihnachtsbäumen gibt es aber noch einige Besonderheiten. So schmückt den Besuchereingang am Westportal des Reichstagsgebäudes ein Baum des Naturparks Frankenwald, für den Kinder der Region bunte Anhänger gebastelt haben. Auf der anderen Seite des Hauses, am Osteingang, ist eine Tanne zu bewundern, für den Mitarbeiter der Lebenshilfe e.V. in ihren Behindertenwerkstätten Schmuck hergestellt haben. Die Dekoration in den Häusern werde auf jeden Fall wahrgenommen und nicht nur die Mitarbeiter freuten sich über den jahreszeitlichen Schmuck, so Stephan Mast, Mitarbeiter des Referats Liegenschaften und Gebäudetechnik. Auch Daniel Berensmann, der vergangene Woche das Plenargebäude besichtigte, freut sich über die Weihnachtsbäume. Zur Weihnachtszeit gehöre ein bisschen Dekoration dazu. "Weihnachten ist Teil unserer Tradition und dann sollten in gemäßigter Form auch die Regierungsgebäude dekoriert werden", sagt der Besucher aus Lüdenscheid.
Neben den "offiziellen Weihnachtsbäumen" des Bundestages gibt es aber noch viele andere weihnachtliche Vorboten im Haus zu sehen. Stephan Mast hat einen besonderen Favoriten. "Jeden Morgen, wenn ich beim Pförtner vorbeigehe, steht da eine Vase mit ein paar Zweigen, die mit Orangenscheiben und Zimtstangen dekoriert ist. Das ist nichts großes, aber es duftet schon wunderschön und verbreitet eine ganz andere Stimmung."