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Günter Pursch
Kuriosum: Opposition verliert die absolute
Mehrheit im Parlament
Taiwan nach den Kommunalwahlen
Einen überwältigenden Sieg hat die Kuomintang (KMT)
bei den Kommunalwahlen in der Republik China auf Taiwan am 3.
Dezember verbucht. Die Demokratisch Progressive Partei (DPP), die
mit Chen Shui-bian den Präsidenten stellt, bekam dagegen einen
massiven Denkzettel, der wohl auf einige Skandale und
Korruptionsfälle beim Krisenmanagement in jüngster
Vergangenheit zurückzuführen ist.
14 von 23 Städten und Landkreisen gingen an die KMT. Die
DPP, die vorher in zehn Kommunen die Landräte und
Bürgermeister stellte, hat jetzt nur noch sechs Positionen
inne. Im Landkreis Taitung siegte ein unabhängiger Kandidat,
der jedoch früher der KMT angehörte. Die aus der KMT
hervorgegangenen Parteien People First Party (PFP) und die Neue
Partei (NP) gewannen je eine kommunale Spitzenposition. Die
traditionell grünen und von der DPP immer wieder gewonnenen
Landkreise Taipeh und Ilan gingen nun an die KMT. Die DPP verlor
die Wahl auch in der Stadt Chiayi - einer DPP-Hochburg, die in
Zeiten des Kriegsrechts eine Vorreiterrolle in der
Demokratiebewegung gegen die Alleinherrschaft der KMT spielte.
Der neue charismatische KMT-Chef Ma Ying-jeou wertete das
Ergebnis nicht als "Triumph für die Kuomintang, sondern
für das taiwanische Volk". Die DPP sei nicht "von der KMT
geschlagen" worden, "sondern von sich selbst", sagte Ma. Vor der
Wahl hatte er angekündigt, er werde den Parteivorsitz
niederlegen, falls die KMT nicht in wenigstens elf der Landkreise
und Städte einen Wahlsieg erringe. Obwohl es sich lediglich um
Regionalwahlen handelte, sahen sowohl Regierungs- als auch
Oppositionsparteien des Legislativ-Yuans, des nationalen
Parlaments, darin eine Richtungswahl für die 2008 anstehende
Präsidentschaftswahl.
Das gute Wahlergebnis vom 3. Dezember hat für die
Opposition aus KMT und PFP allerdings auch eine Schattenseite: Im
Legislativ-Yuan verliert sie nun ihre absolute Mehrheit. Da vier
ihrer Parlamentsmitglieder erfolgreich für ein
Bürgermeister- beziehungsweise Landratsamt kandidierten,
müssen sie nun ihre Abgeordnetenmandate niederlegen. Dies
wiederum bedeutet, dass die bisher im Parlament oppositionelle DPP
- aus der der direkt gewählte Staatspräsident kommt, der
nach der Verfassung wiederum den Ministerpräsidenten und das
Kabinett ernennt - gemeinsam mit der Taiwan Solidarity Union sowie
unabhängigen Abgeordneten nun eine Mehrheit hat. Taiwans
Wahlgesetz sieht vor, dass Nachwahlen nur in der ersten Hälfte
einer Legislaturperiode stattfinden. Die nächste
Parlamentswahl in der Republik China auf Taiwan findet Ende 2007
statt.
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