bob
Den Friedensprozess stabilisieren helfen
EU-geführte Operation in Bosnien und
Herzegowina
Auswärtiges. Die von der Europäischen
Union geführte Operation "Althea" zur weiteren Stabilisierung
des Friedensprozesses in Bosnien und Herzegowina ist am 16.
Dezember bei CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen
nicht auf grundsätzliche Bedenken gestoßen. Alle vier
Fraktionen sprachen sich im Rahmen einer Debatte über die
Operation für deren Fortsetzung aus. Lediglich die Linkspartei
machte deutlich, dass sie ein Ende von "Althea" fordert. Zwei
Anträge zu dem Thema waren bereits am Vortag zur
federführenden Beratung an den Auswärtigen Ausschuss
überwiesen worden.
Die FDP fordert in der einen Initaitve
(16/228), dass die so genannten "Bonn Powers", eine Kompetenz des
Hohen Repräsentanten, in Entscheidungen der Regierung des
Gesamtstaates Bosnien und Herzegowina sowie der Republika Srpska
und der kroatisch-bosniakischen Föderation einzugreifen, vor
dem Abschluss einer Verfassungsreform abgeschafft werden sollen.
Die Fraktion führt aus, um die demokratische Entwicklung in
dem Land zu stärken und einer reformierten Verfassung eine
eindeutige demokratische Legitimität zu verleihen, müsse
diese allein von Bürgerinnen und Bürgern Bosniens und
Herzegowinas in einem Referendum ratifiziert werden.
Grundsätzlich sei die Funktion des Hohen Repräsentanten
zu überprüfen und gemäß der Entwicklung des
Staates weiter zu reduzieren. Seine Funktion solle allein unter dem
Dach der Europäischen Union angesiedelt werden.
Reformen weiterentwickeln
Die Liberalen argumentieren, durch seine
Entscheidungsbefugnisse trage das Amt des Hohen Repräsentanten
nicht zur Entwicklung einer eigenverantwortlichen Gesellschaft bei.
Notwendige Gesetze würden entweder mit Hinweis auf die
Nichtzuständigkeit der Parlamente des Landes nicht
verabschiedet oder man versuche unter Hinweis auf die
Machtkompetenz des Hohen Repräsentanten die Verantwortung
für erlassene unpopuläre Gesetze von sich weg zu
schieben. Beides fördere zunehmend "eine politische wie
ökonomische Nehmermentalität", so die Freien
Demokraten.
Die bisher eingeleiteten Reformen
müssten hingegen konsequent weiterentwickelt werden. Dringend
notwendig sei etwa ein Haushaltsgesetz. Das Land werde erst dann
einen ökonomischen Aufschwung erfahren, wenn es als
Gesamtstaat einen funktionierenden Rechts- und Wirtschaftsraum mit
einem einheitlichen Rechtsystem bilde. Diese Analyse werde von den
Parteien in Bosnien und Herzegowina geteilt. Alle Parteien
hätten sich zu der Notwendigkeit einer Verfassungsreform
bekannt. Der Bundestag solle dieses Bekenntnis begrüßen
und die politischen Akteure auffordern, diese Reform nun durch
konstruktive Verhandlungen zu verwirklichen.
Streitkräfte aus Bosnien
abziehen
Die Linkspartei fordert in ihrem Antrag
(16/217) ein Ende des Operation "Althea". Deutschland müsse
den Rückzug der bewaffneten Streitkräfte aus dem Land
einleiten. Innerhalb der EU müsse darauf hingewirkt werden,
eine internationale nicht-militärische Polizeimission mit
erheblich erweitertem Umfang und zeitlich begrenztem Mandat
einzusetzen. Die Vereinten Nationen und die OSZE müssten
stärker in diesen Prozess einbezogen werden.
Innerhalb der EU müsse darauf hingewirkt
werden, den zivilgesellschaftlichen Prozess in Bosnien und
Herzegowina durch eine gezielte Unterstützung der lokalen
Ökonomie und eine Stärkung der zivilen staatlichen
Institutionen zu fördern.
Die Linke führt unter anderem aus, die
tatsächlich existierenden erheblichen Sicherheitsprobleme in
Bosnien und Herzegowina resultierten aus einer florierenden
kriminellen Schattenökonomie. Allerdings gehörten die
Bekämpfung von Zwangsprostitution, Menschen-, Drogen- und
Waffenhandel und anderen Varianten des organisierten Verbrechens in
Bosnien und Herzegowina ausdrücklich nicht zu den Kernzielen
der Operation "Althea".
Die deutschen Streitkräfte seien zur
Erfüllung dieser polizeilichen Aufgaben nicht in der Lage und
müssten daher abgezogen werden. Ferner sei das aktuelle
Konfliktpotential in dem Land letztendlich auf die katastrophale
wirtschaftliche und soziale Situation
zurückzuführen.
"Neoliberale Deregulierungs- und
Privatisierungsstrategien" erwiesen sich gerade in einem fragilen
Staat als Konflikt fördernd, da sie die staatlichen
Institutionen schwächten und die soziale Kohärenz der
Gesellschaft weiter zerstörten. Die Operation "Althea"
trüge nicht zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen
Situation bei.
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