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Alexander Weinlein
Nur SPD verteidigt den Altkanzler
Aktuelle Stunde über Gerhard Schröders
Aufsichtsratsposten bei der NEGP
Die Kontroverse über den Wechsel des ehemaligen
Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) an die Spitze des
Aufsichtsrates des Konsortiums Nordeuropäische Gaspipeline
(NEGP), das zu 51 Prozent dem russischen Staatskonzern Gasprom
gehört, erreichte am 15. Dezember den Plenarsaal des Deutschen
Bundestages. Mit Ausnahme der SPD übten Vertreter aller
Fraktionen teilweise scharfe Kritik an der Entscheidung
Schröders.
Die Große Koalition erlebte in der von der FDP-Fraktion
beantragten Aktuellen Stunde zur Haltung der Bundesregierung zu
dieser Frage zudem eine überraschende Abstimmungsniederlage.
Ein Geschäftsordnungsantrag der Liberalen auf Herbeizitierung
von Vizekanzler Franz Müntefering (SPD), weil kein Vertreter
der Bundesregierung anwesend war, erreichte mit den Stimmen der
Grünen und der Linken die erforderliche Mehrheit, da
zahlreiche Abgeordnete der Union und der SPD der Debatte
ferngeblieben waren.
Müntefering entschuldigte sich ausdrücklich bei den
Abgeordneten, dass kein Minister zu Beginn der Aktuellen Stunde
anwesend war: "Das ist dem Parlament nicht angemessen und ich
bedaure das." Doch dann ging der Vizekanzler direkt zum verbalen
Gegenangriff auf die Kritiker Schröders über.
Müntefering stellte klar, dass die Bundesregierung dem Projekt
der Ostseepipeline "rundum positiv" gegenüber stehe. Die Frage
der FDP jedoch, wie die Bundesregierung zum Engagement
Schröders stehe, könne er gar nicht beantworten, denn sie
habe sich "dazu keine Meinung gebildet". Und weiter: "Aber stellen
Sie sich vor, ich würde Ihnen heute hier erzählen, wir
hätten im Kabinett darüber gesprochen, ob man so etwas
darf oder nicht. Dann müsste diese große FDP ja wohl
aufspringen und sich empören, was die Regierung der
Bundesrepublik Deutschland sich anmaßte, sich einzumischen,
wer bei den internationalen Unternehmen wie dem dort entstehenden
an der Spitze stehen soll!" Die Frage der Liberalen sei schon im
Ansatz "kleinkarriert". Persönlich aber, so betonte
Müntefering, sei er froh, dass Schröder das Angebot
angenommen habe, "weil er an dieser Stelle für unser Land und
für Europa auch in Zukunft gute strategische Arbeit leisten
kann".
FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt hatte zum Auftakt der
Debatte harsche Kritik an Schröder geübt. Der Altkanzler
pfeife auf die Prinzipien, die er selbst früher aufgestellt
habe. Das Betreiberkonsortium habe seinen Sitz im schweizerischen
Kanton Zug, das als Steuerparadies gelte. "Was haben Sie
früher über Unternehmen gesagt, die
Standortentscheidungen dieser Art getroffen haben. Da versagt die
deutsche Sprache, trotz ihrer durchaus kraftvollen
Möglichkeiten."
Für die Linksfraktion forderte Bodo Ramelow Schröder
auf, seine Ambitionen fallen zu lassen: "Es muss deutlich gemacht
werden, dass diejenigen, die zehn Tage vor der Wahl einen Vertrag
unterschreiben, nicht einen Monat nach der Wahl für das
gleiche Unternehmen - zudem ,outgesourct' in einem Steuersparland -
die Position des Aufsichtsratvorsitzenden übernehmen
können."
"Schröder hat leichtfertig seinen Ruf geopfert",
kritisierte Matthias Berninger von den Grünen. "Es ist
unanständig, ein solches Unternehmen mit seinem guten Namen zu
schmücken", kritisierte er. Der russische Staatskonzern
Gasprom stehe nicht für die Unterstützung der
bürgerlichen Freiheiten in Russland.
Unverständnis über die Entscheidung Schröders
wurde auch in den Reihen der Unionsfraktion geäußert. Der
Abgeordnete Hermann Gröhe pflichtete ausdrücklich
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bei, der dies zur
Empörung der SPD als "instinktlos" bezeichnet hatte.
Klaus-Uwe Benneter (SPD) hingegen stellte sich im Namen seiner
Fraktion schützend vor Schröder. Dieser habe die
Oberaufsicht über das Pipeline-Projekt übernommen, das im
"energiewirtschaftlichen Interesse Deutschlands liegt". Dies
müsse, so sagte Benneter mit Blick auf die FDP, auch "die
Partei der Aufsichtsräte" wissen.
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