Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 27 / 03.07.2006
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SPD sieht Gegner in der Pflicht

EU-Verfassung

Europa. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im ers-ten Halbjahr 2007 bietet nach Einschätzung der Mitglieder des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union große Chancen für einen positiven Fortgang des europäischen Verfassungsprozesses. Der Vertreter der CDU/CSU-Fraktion äußerte in der Sitzung am 28. Juni die Hoffnung, während der deutschen Präsidentschaft von Januar bis Juni 2007 in dem festgefahrenen Prozess "substanziell" voranzukommen. Die SPD-Fraktion plädierte in der Diskussion für einen Paradigmenwechsel: Nicht die Befürworter, sondern die Ablehner hätten eine "Bringschuld", konstruktive Vorschläge zu unterbreiten.

Die FDP-Fraktion bekräftigte ihre Unterstützung für eine Europäische Verfassung. Gleichzeitig mahnte der Vertreter der Fraktion jedoch an, die negativen Voten Frankreichs und Hollands hinsichtlich der bisherigen Verfassung ausreichend zu berücksichtigen: "Wir sollten uns mit dieser Realität auseinandersetzen." In der gegenwärtigen Form, werde es die Verfassung nicht geben. Die Linke fragte, wie "Deutschland als Sanierungsfall Motor Europas" werden könne und regte erneut eine EU-weite Abstimmung über die Verfassung an. Das auf dem Europäischen Rat zur Lösung der Verfassung angestrebte Zieldatum 2008 bezeichnete die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hingegen als eine "negative Überraschung". Ihr Vertreter äußerte die Befürchtung, dass man sich mit diesem Zeitplan selber eine "Niederlage" zufügen würde.

Vorausgegangen war ein Bericht des Auswärtigen Amtes über den Europäischen Rat Mitte Juni in Brüssel. Dabei hatten sich die Staats- und Regierungschefs darauf geeinigt, die derzeitige Reflexionsphase zu verlängern. Spätestens bis zum Jahresende 2008 soll über die Zukunft der Verfassung entschieden werden. Deutschland will jedoch bereits während seiner Präsidentschaft einen Bericht mit Vorschlägen zum Fortgang des Verfassungsprozesses vorlegen.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
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