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1860ff Morgenröte der Parteien

Bereits während des Kampfes für Aufklärung und Grundrechte im Revolutionsjahr 1848 bilden sich erste politische Gruppierungen. Langsam kristallisieren sich fünf Grundströmungen heraus: Konservatismus, gemäßigter Liberalismus, demokratischer Radikalismus, Sozialismus und der politische Katholizismus. Diese Strömungen bilden bis in die Weimarer Republik das Grundgefüge des deutschen Parteiensystems.

Die eigentlichen Parteien als Organisationen außerhalb des Parlamentes entstehen zwischen 1860 und 1870. Im Jahr 1861 gründen Vertreter des Liberalismus die "Deutsche Fortschrittspartei", die eine parlamentarische Körperschaft im preußischen Parlament bildet. Von ihr spaltet sich 1866/67 die Nationalliberale Partei ab, die im Reichstag des Norddeutschen Bundes - anders als die Fortschrittspartei - die Politik Bismarcks unterstützt.

Zu einer Spaltung kommt es auch bei den Konservativen. Während die Altkonservativen jede Form der Parlamentarisierung ablehnen, schließen sich die gemäßigten Konservativen im Reichstag des Norddeutschen Bundes zur Freikonservativen Partei (ab 1871 Deutsche Reichspartei) zusammen.

Unabhängig von einer Parlamentsfraktion formiert sich der Allgemeine deutsche Arbeiterverein (ADAV) im Mai 1863. Dieser vereinigt sich 1875 mit der 1869 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SAP) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands, dem Vorläufer der 1891 gegründeten SPD. Im Gegensatz zu den anderen Parteien sind die sozialdemokratischen Parteiorganisationen schon früh "Massenparteien" mit fester Mitgliedschaft und straffer Organisation. Dazu gehören auch die engen Kontakte zwischen der Partei und außerparlamentarischen Einrichtungen wie Kindergärten, Sportvereinen oder Frauenvereinen. Eng verknüpft mit der Entwicklung der Parteien ist auch die Entwicklung der Frauenbewegungen.

Gegen die Dominanz des protestantischen Preußens schließen sich die katholischen Gruppen 1870 zu einer Partei zusammen. Sie nennen diese Zentrum, weil ihre Abgeordneten bereits in den Landtagen und in der Frankfurter Nationalversammlung stets in der Mitte saßen. Im Zentrum sind Unternehmer, Arbeiter, Gutsbesitzer und Bauern vertreten, die vor allem für die Rechte der Kirche und den föderativen Aufbau des Reiches eintreten.

Zwar lassen sich die damaligen Parteien nicht mit der organisatorischen Struktur der heutigen vergleichen. Dennoch formiert sich mit den Parteien des Reichstags eine politische Kraft, die zunehmend die mächtige Stellung des Bundesrates und des Kanzlers in Frage stellt. Die wachsenden Spannungen zwischen Preußen und Frankreich führen jedoch zunächst dazu, dass die Parteien in einem nationalen Gemeinschaftsgefühl Bismarck unterstützen. Mit der französischen Kriegserklärung vom 19. Juli 1870 beginnt der Deutsch-Französische Krieg.
Quelle: http://www.bundestag.de/geschichte/parlhist/streifzug/g1871/g1871_2
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