Wege in die Politik
Damenschneiderin und Förster, Dolmetscherin und Winzer - die Abgeordneten im Deutschen Bundestag kommen aus ganz verschiedenen Berufen. Die am häufigsten vertretene Berufsgruppe bilden mit 23 Prozent die Juristen. Der Rest der insgesamt 612 Abgeordneten hat in 121 anderen Berufen und Berufungen Erfahrungen gesammelt. In unserer Serie "Wege in die Politik" stellen wir heute den Tierarzt Wilhelm Priesmeier (SPD) vor.
Geboren wurde Wilhelm Priesmeier am 25. Juli 1954 im westfälischen Rahden. Bereits als Kind hatte er täglich mit Tieren zu tun, denn er wuchs auf einem Bauernhof auf. Zwölf Kühe und ein paar Schweine hielt die Familie auf ihrem 15 Hektar großen Hof. Da kam bereits der Wunsch auf, Tierarzt zu werden.
Priesmeier studierte nach dem Wehrdienst an der
Tierärztlichen Hochschule Hannover. Dort war er als Assistent
am Institut für Pharmakologie tätig. 1981 wurde er zum
Doktor der Veterinärmedizin ernannt.
Patient Rind
Drei Jahre arbeitete der Westfale als Praxisassistent. 1984 gründete er seine eigene Praxis im niedersächsischen Dassel-Markoldendorf. Er spezialisierte sich auf die Nutztiermedizin und befasste sich vor allem mit Rindern.
"Als Tierarzt ist man 24 Stunden im Einsatz", so der Vater von
vier Kindern. Hunde, Katzen und Meerschweinchen gehören jedoch
ebenso zu seinen Patienten wie ganze Rinderherden und
Schweinebestände.
Leidenschaft für Politik
Seine Leidenschaft für die Politik wurde schon früh geweckt, nämlich Ende der sechziger Jahre, als die junge Republik politisch in Bewegung geriet. Mit 16 Jahren trat Priesmeier der SPD bei und engagierte sich bei den Jusos. In den achtziger Jahren nahm er verschiedene Funktionen innerhalb der Partei auf Ortsvereins- und Unterbezirksebene wahr und übte kommunalpolitische Mandate in Stadtrat und Kreistag aus.
Neben dem Beruf legte Priesmeier großen Wert auf sein
kommunalpolitisches Engagement und setzte sich auch für seinen
Berufsstand ein, unter anderem in der Kammerversammlung der
Landestierärztekammer Niedersachsen.
Weg den Bundestag
2002 wurde Wilhelm Priesmeier in den Deutschen Bundestag
gewählt. Dort vertritt er den niedersächsischen Wahlkreis
Goslar-Northeim-Osterode. Die Umstellung auf den parlamentarischen
Alltag fiel ihm leicht, wurde er doch gleich mit einer
verantwortungsvollen Aufgabe betraut: Seit 2003 ist Priesmeier
Tierschutzbeauftragter der SPD-Fraktion. So kann der Tierarzt seine
Intentionen und seine Berufsethik in die Politik
übertragen.
Schwerpunkt Agrarpolitik
"Ich kümmere mich um eine verantwortungsvolle und zukunftsgerichtete Politik für ländliche Räume", so Priesmeier. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf dem Feld der Agrar- und Verbraucherschutzpolitik. Seit 2004 ist der Abgeordnete stellvertretender agrarpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz bringt der Tierarzt seine Spezialkenntnisse ein.
Durch seine Erfahrungen mit Nutztieren und der Landwirtschaft kann
er die Folgen bestimmter Gesetzesvorhaben besser abschätzen:
zum Beispiel im Bereich der Lebensmittelsicherheit oder bei
Regelungen zum Arzneimittelgesetz.
Für immer Tierarzt
Da Wilhelm Priesmeier immer noch als Tierarzt tätig ist, hat er den Bezug zum Beruf nie verloren. Gelegentlich arbeitet der Abgeordnete noch in seiner Praxis: "Ein guter Ausgleich zum parlamentarischen Alltag", betont Priesmeier. Besonders viel Spaß macht ihm die Betreuung bestimmter Kleintierzuchten, etwa von Hühnern und Kaninchen. Und eines Tages möchte er sich auch wieder ganz den Tieren widmen.