Junge Botschafter beiderseits des Atlantiks
Seit 25 Jahren gibt es das Parlamentarische Patenschafts-Programm des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses, kurz PPP. Schüler und junge Berufstätige erhalten ein Stipendium für einen einjährigen Auslandsaufenthalt im jeweils anderen Land. Mehr als 18.500 junge Menschen haben bislang davon profitiert. In einer Feierstunde vor 350 amerikanischen Stipendiaten hat Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert am Freitag, 29. Mai 2009, die Bedeutung dieses Programms im Beisein von US-Abgeordneten und des amerikanischen Botschafters im Berliner Reichstagsgebäude gewürdigt.
Eine Besonderheit des PPP ist, dass Bundestags- und
Kongressabgeordnete nicht nur die Stipendiaten aus den Bewerbern
aussuchen, sondern auch die Patenschaft für sie
übernehmen, ihren Aufenthalt also unterstützen und
regelmäßig Kontakt zu ihnen halten. Der nun zu Ende
gehende Aufenthalt in Deutschland sollte für sie nicht nur
eine schöne Erinnrung sein, rief Lammert den jungen
Gästen zu, sondern die Verbindung sollte "lebendig und stabil"
bleiben.
Dank an Paten und Gastfamilien
Im Plenum des Bundestages hatte Lammert zuvor die US-Jugendlichen auf der Tribüne begrüßt. Er bezeichnete das PPP als "Herzstück des deutsch-amerikanischen Jugendaustausches". Die unternehmungslustigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nannte er "junge Botschafter" ihres Landes auf der jeweils anderen Seite des Atlantiks. Lammert dankte allen Abgeordneten für ihren Einsatz als Paten in den Wahlkreisen und den vielen ehrenamtlichen Gastfamilien, den engagierten Austauschorganisationen und der Bundestagsverwaltung.
In einer Sendung des Parlamentsfernsehens des Deutschen Bundestages
zum PPP-Jubiläum sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang
Börnsen: "Persönliche Begegnungen sind wichtig, trotz
Internet." Börnsen ist offiziell Berichterstatter für
„Internationale Austauschprogramme“ der Kommission des
Ältestenrates für Innere Angelegenheiten, Moderator
Sönke Petersen nannte ihn in der Sendung die "Seele des PPP".
Viele Stipendiaten engagieren sich nach ihrem Auslandsaufenthalt in
der Zivilgesellschaft, sagte Börnsen. Auch die deutschen
Gastfamilien, die einen amerikanischen Schüler oder jungen
Berufstätigen aufnehmen, würden dadurch internationaler,
sagte Börnsen.
Schüler und junge Berufstätige
Das Ausschreibungsverfahren wird nach den Worten Börnsens an Schulen und Jugendverbände übermittelt. Informationen und Bewerbungsunterlagen gibt es auch auf der Homepage des Bundestages (www.bundestag.de/ppp). Um ein gefördertes Austauschjahr in den USA bewerben können sich 15- bis 17-jährige Schülerinnen und Schüler sowie 16- bis 21-jährige junge Berufstätige.
Eine der jungen Berufstätigen aus den USA ist Stipendiatin
Alexandra Dally, die in Wiesbaden in der Modebranche ein Praktikum
absolviert hat. Ihr ist am Anfang in Deutschland besonders
aufgefallen, dass in Restaurants zum Essen kein Wasser gereicht
wird und dass man in öffentlichen Toiletten zur Kasse gebeten
wird.
Alexander Bonde, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die
Grünen, war 1992/93 selbst PPP-Stipendiat auf Hawaii. "Die
Abgeordneten müssen bei der Auswahl der Bewerber oftmals eine
harte Entscheidung treffen", sagte der 34-Jährige. Im Schnitt
gebe es pro Wahlkreis 25 Bewerber.
In der Liebe etwas langsamer
Salim Acimi, ein ehemaliger PPP-Stipendiat in San José in Nordkalifornien, hat sich aufgrund der offenen, herzlichen Art der Amerikaner sehr schnell an seine Gastfamilie gewöhnt. Aufgefallen ist ihm, dass es dort häufig an Angeboten fehlt, sich über internationale Begebenheiten zu informieren. Das Interesse der Amerikaner daran sei durchaus da. Und Kelly Hill aus dem US-Bundesstaat New York, die zurzeit bei einer Berliner Familie lebt, hält deutsche Eltern für liberaler als amerikanische, wie sie im Fernsehstudio offenbarte.
Was die Liebe angeht, dauert es in Deutschland wohl etwas
länger, bis junge Leute einen Freund oder eine Freundin
gefunden haben. Das ist jedenfalls der Eindruck von Alexandra
Dally, der jungen berufstätigen Amerikanerin in
Deutschland.