5.4
Wissensübertragung – Wissensgenerierung40
5.4.1
Globalisierung und Hochschulen
Ausgehend von der
Annahme, dass unabdingbare Voraussetzung (und Konsequenz) zunehmend
wissensbasierter Gesellschaften die (globale Qualität der)
Informations beschaffung und -verarbeitung,
Wissensgenerierung und -übertragung ist, hat die
Enquete-Kommission begonnen, sich insbesondere mit dem deutschen
Hochschulsystem im internationalen Vergleich zu befassen, weil
Hochschulen zum einen in diesem Prozess eine entscheidende Rolle
spielen und zum anderen dem globalen Wettbewerb in besonderer Weise
ausgesetzt sind.
Ziel der
Diskussion in der Enquete Kommission war, die Hochschulen wieder
besser in die Lage zu versetzen, im Rahmen eines globalisierten
Umfeldes, den für die Gesellschaft der Zukunft und ihre
weitere Entwicklung notwendigen Aufgaben nachzukommen,
nämlich:
– zentrale Einrichtung für Forschung
zur Lösung globaler ökonomischer, gesellschaftlicher,
sozialer und ökologischer Probleme und
– ein Ort der
akademischen Ausbildung und Weiterbildung zu sein,
– ein Forum für die
geistige Auseinandersetzung über Grundfragen der
gesellschaftlichen Entwicklung zu bilden und
– Bildung als
Teilhabe und Chancengleichheit zu begreifen.
Mit
Bildung muss mehr als (berufliche) Ausbildung und Qualifizierung in
den Blick genommen werden. Es geht nicht nur um das
„Fitmachen“, den raschen Erwerb verwertbaren Wissens,
eine Sichtweise, die lediglich den Markt als Legitimationsinstanz
anerkennt. Vielmehr meint Bildung einen umfassenden
ökonomischen, soziokulturellen und politischen Zusammenhang,
der nicht zuletzt mit Blick auf Fragen der Globalisierung
Aufmerksamkeit verlangt. Hier stehen Bildung und Ausbildung unter
einem letztlich unauflösbaren Spannungsverhältnis. Denn
wie können langfristige Ziele verfolgt werden, wenn man im
Rahmen einer ganz auf das Kurzfristige ausgerichteten Ökonomie
lebt? (Josczok 2001).
Das erfordert fundamentale Änderungen in
der Struktur der Hochschulen selbst und in den Beziehungen der
Hochschulen zu den sie politisch tragenden Institutionen in den
Ländern und im Bund. Wegen der Kürze der zur
Verfügung stehenden Zeit konnte sich die Enquete-Kommission
nicht abschließend mit all diesen Aspekt der Bildung, der
Hochschulbildung und dem Forschungssektor befassen.
Die folgenden Ausführungen stellen
insofern nur einen Problemaufriss auf der Grundlage des Gutachtens
von Dierkes und Merkens (Dierkes 2002) und der Diskussion der
Arbeitsgruppe der Enquete-Kommission darüber dar.41
40 Vgl. hierzu auch die abweichenden Minderheitenvoten
der CDU/CSU-Fraktion in Kapitel
11.1.5.6 und 11.1.7.4. sowie der
FDP-Fraktion in Kapitel
11.2.2.7.
41 Zur Situation von Frauen in der Wissenschaft vgl.
Kapitel 6.2.1.1.1 und Allmendinger
2002.
|