Thema
Florian Hartleb
In schwierigen Situationen findet
der Populismus einen Nährboden
Der Populismus-Rüffel kann
selbst populistisch sein, ein Ersatz für rationale Argumente.
Und er verstellt den Blick darauf, dass europaweit tatsächlich
neuartige "populistische" Parteientypen aufgekommen sind, welche
die Parteiensysteme teilweise ins Rotieren bringen. Der ...
Britta Schellenberg
Die Rechten sind auf dem Weg in
eine "Nation Europa"
Die Vernetzungsversuche der
Rechtsextremen in Europa haben seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs
ständig zugenommen. Schon Ende der 40er-Jahre entwickelte etwa
der britische Faschistenführer Sir Oswald Mosley die Ideologie
einer "Nation Europa". Sein Ziel: Der Aufstieg Europas zur dritten
...
Karl-Otto Sattler
Das Elsass ist von
rechtsextremistischen Übergriffen betroffen
Und dann so etwas. "Wir sind
geschockt.": So kleidet Claude Bloch seine Gefühlslage nach
dem für Saargemünd bis dahin Unfasslichen in Worte. Auf
dem Friedhof des lothringischen Grenzorts wurden Grabsteine von
über 60 Juden umgeworfen. Zum ersten Mal, klagt der ...
Mirko Heinemann
Die Unterschiede zwischen
Radikalismus, Extremismus und Populismus
Mit einer Werbeoffensive geht die
rechtsradikale Partei NPD derzeit an die Jungwähler und die
Wähler von morgen ran", lautete eine Zeile in der Tageszeitung
"Die Welt". Die "Berliner Morgenpost" schrieb: "Die rechtsextreme
NPD streicht nach der Bundestagswahl erhebliche ...
Annette Ramelsberger
Die "Dresdner Schule"als
Gegenmodell zu Adorno und Marcuse
Es hört sich großartig
an. Die "organisierte Intelligenz" einer "selbstbewussten deutschen
Nation" werde der Bundesrepublik die Stirn bieten, heißt es
im Gründungsmanifest der "Dresdner Schule". Diese organisierte
Intelligenz werde es mit einer Bundesrepublik aufnehmen, ...
Steffen Kailitz
Rechtsextreme Parteien: Zwischen
Schulterschluss und Abgrenzung
Sie hat den früher
vorherrschenden Antisemitismus abgelöst. Während in der
Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg die meisten
rechtsextremen Parteien die Schuld an allen Übeln der Welt dem
"Judentum" in die Schuhe schoben, beschuldigen die rechtsextremen
...
Steffen Kailitz
Die NPD: Parlamentsarbeit mit
nationalsozialistischer Programmatik
Die Nationaldemokratische Partei
Deutschlands (NPD) trat 1964 an, um das zersplitterte rechtsextreme
Lager zu einen. Zunächst führte Friedrich Thielen die
Partei. Damals war ihr Programm deutsch-national und noch nicht
nationalsozialistisch. Zu den höchsten Werten der Partei
zählten Nation, Staat ...
Steffen Kailitz
Die DVU: Marionette des Verlegers
Gerhard Frey
Gerhard Frey, der
finanzkräftige Verleger der "National-Zeitung/Deutsche
Wochenzeitung" (Auflage ungefähr 48.000), gründete 1971
die Deutsche Volksunion (DVU) als überparteiliche,
"national-freiheitliche" Sammlungsbewegung. Er engagierte sich
zunächst gleichzeitig in der NPD und ...
Steffen Kailitz
Die REP: Von der konservativen zur
rechtsextremistischen Partei
Die enttäuschten
CSU-Mitglieder Ekkehard Voigt und Franz Handlos gründeten
zusammen mit dem in Bayern bekannten Fernsehmoderator Franz
Schönhuber 1983 die "Republikaner" (REP). Ihr Hauptmotiv war
das Entsetzen darüber, dass die Bundesrepublik der DDR
aufgrund der Fürsprache von Franz Josef ...
Stefan Braun
Der Verfassungsschutz bemüht
sich um Strategien gegen den Extremismus
Für das Bundesamt für
Verfassungsschutz "wirkt Musik als Einstiegsdroge", der Vertreter
einer Landesbehörde ergänzt, "dass der Einstieg in die
Szene zumeist aufgrund vorheriger persönlicher Kontakte
erfolgt". Dass Musik attraktiv wirken und den ersten ...
Tobias Kaufmann
Woran glaubt die extreme
Rechte?
Die Zuschauer trauten ihren Ohren
kaum, als sie die Parolen hörten: "Internationale
Völkermordzentrale USA" und "Solidarität mit
Palästina" skandierte der Demonstrationszug, der im Herbst
2002 durch Potsdam zog. Ein "Frieden schaffen ohne ...
Felix Lee
Bei der Bundestagswahl 2005
erzielte die NPD ihr bestes Ergebnis seit 1969
Nun muss die NPD ihren
Landtagswahlkampf im nordöstlichen Bundesland ohne das
Getöse einer Bundestagswahl bestreiten. Und doch: Ganz so
ungünstig hat sich der Wind mit der vorgezogenen
Bundestagswahl nicht gedreht, wie sie zunächst befürchtet
hatte. Da ist zum einen das Gesamtergebnis: 1,6 Prozent ...
Stefan Mayer
Die DVU in den Parlamenten
Die Bundestagswahl am 18. September
2005 verlief für die rechtsextremen Parteien
enttäuschend. Ihre Hoffnungen im Vorfeld waren groß -
doch von einem Einzug in den Bundestag blieben sie weit entfernt.
Dabei waren die Voraussetzungen aufgrund der Kooperation von DVU
und NPD lange ...
Astrid Pawassar
Die NPD im Sächsischen
Landtag
Die Aufregung war groß und
sie freute die Akteure. Mit 9,2 Prozent der Stimmen war die NPD am
19. September 2004 in den sächsischen Landtag gewählt
worden und hatte auf Anhieb zumindest in der Zahl vor dem Komma mit
den Sozialdemokraten gleichgezogen. Die anderen fünf
Fraktionen ...
Lars Flemming
Der Extremismus erfordert
Wachsamkeit, aber blinder Aktionismus schadet / Von Lars
Flemming
Die der NPD im Jahre 2000 zuteil
gewordene Aufmerksamkeit stand in keinem angemessenen
Verhältnis zu ihrer politischen Bedeutung. Die Erfolge der
Partei lagen weit zurück, rührten aus der zweiten
Hälfte der 60er-Jahre. Damals war sie in sieben Landtagen
vertreten, zählte an ...
Sören Deppmann
Skinheads, Faschos, Neonazis
entstammen unterschiedlichen Milieus
Alles Nazis, alles die gleiche
braune Suppe. Die wollen den Staat abschaffen, träumen von
einem neuen Führer und prügeln sinnlos in der Gegend
herum. Aber Halt. So ganz einfach ist die Sache nicht. Setzt man
sich nämlich tatsächlich mit den unterschiedlichen
Gruppen, Bewegungen und Szenen ...
Michael Minkenberg
Rechtsextremismus in den jungen
Demokratien Osteuropas
Die Bandbreite durchschnittlicher
rechter Wahlerfolge in Osteuropa in den 90er-Jahren und danach
schwankt erheblich: In den baltischen Ländern sowie in
Bulgarien - bis zum Auftreten von "Ataka" in den Wahlen vom Juni
2005 - war beziehungsweise ist keine nennenswerte rechtsradikale
...
Dieter Segert
Rechtsradikale Parteien im Osten
Europas
Gute 15 Jahre nach der Wende darf
man eine Normalisierung der politischen Entwicklung in Osteuropa
erwarten. Die Transformation zur Demokratie sollte eigentlich
abgeschlossen sein. Doch sind die demokratischen Verhältnisse
in den Ländern, die entweder schon Mitglieder der EU geworden
sind ...
Michaela Grün
Stichwort
Auf der parlamentarischen
Bühne erschien die Samoobrona (Selbstverteidigung) erstmals im
Zuge der Parlamentswahlen 2001, bei denen es der
rechtspopulistischen Formation gelang, etwa 10 Prozent der Stimmen
auf sich zu vereinen und mit 53 Abgeordneten in das polnische
Parlament, den Sejm, einzuziehen. ...
Peter Weber
Im Mitte-Rechts-Bündnis
Italiens ist auch Platz für Neofaschisten
Wie bekannt kam es anders, und die
Regierung Berlusconi wurde Mitte 2001 ohne weitere Umstände in
den Kreis der europäischen Partner aufgenommen. "Ich glaube
kaum, dass Sanktionen gegen Italien verhängt werden
können, weil wir ein Gründungsland der EU mit einem
starken ...
Jeannette Goddar
In den Niederlanden nehmen
Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz zu
Es ist noch gar nicht lange her,
dass man in Holland nicht an Mohammed, sondern an Menschen wie Mina
dachte, wenn es um Muslime ging. Mina ist eine junge Marokkanerin,
die von der niederländischen Presse einst präsentiert
wurde, um das gelungene Zusammenwachsen der Kulturen im Land zu
präsentieren. ...
Joachim Rogge
Rechtsextremismus ist in Frankreich
längst salonfähig geworden
Dass es nach diesem Schock noch
dicker kommen sollte, zeigte sich drei Jahre später. Massiv
lehnten die Franzosen den EU-Verfassungsvertrag im letzten Mai in
einem Referendum ab. Nicht zu Unrecht schrieben sich auch
Frankreichs rechtsradikale und -populistische Parteien den
Verdienst an dieser ...
Armin Pfahl-Traughber
Der "Kampf um die Köpfe" kann
als gescheitert angesehen werden
Der deutsche Rechtsextremismus der
Nachkriegszeit wies in nahezu allen Phasen intellektuelle und
programmatische Defizite auf. Demgegenüber entstand in
Frankreich Ende der 60er-Jahre eine geistige Strömung des
Rechtsextremismus, die ein neues ideologisches Profil und eine
praktizierbare ...
Joachim Rogge
Stichwort
Dass der Papa den Weg so mir
nichts, dir nichts frei macht, steht nicht zu erwarten. Und selbst
wenn - wie eine reife Frucht würde der rechtsextreme Front
National (FN) Marine Le Pen nicht einfach in den Schoß
fallen. Jean-Marie Le Pens jüngste Tochter, die der Herr Papa
vor zwei Jahren ziemlich ...
Sabine Rennefanz
Mit extremistischen Ideen
können die meisten Briten nichts anfangen
Das Land ist mit einer kraftvollen
Mittelmäßigkeit des Intellekts gesegnet", sagte der in
Oxford lebende österreichische Schriftsteller George Steiner
dem englischen Journalisten Jeremy Paxman einmal. "Das hat euch vor
dem Faschismus gerettet und das hat euch vor dem ...
Matthias Drobinski
Der Rechtsextremismus ist auch eine
Herausforderung für die Kirche
Wolfgang Huber, evangelischer
Bischof von Berlin-Brandenburg und Ratsvorsitzender der
Evangelischen Kirche in Deutschland, hat es vor gut einem Jahr vor
den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg auf den Punkt
gebracht: "Die Wahl einer rechtsextremen Partei ist unvereinbar mit
dem ...
Sabine Rennefanz
Stichwort
Großbritannien mag keine
rechten Despoten produziert haben, die Angst und Schrecken
über den Kontinent brachten, wohl aber Einzelgänger, die
unter dem Denkmantel der Wissenschaft die liberale Umgebung
benutzten, um dumpfe Ideologien zu verbreiten. Zum Beispiel David
Irving. Irving galt einst als ...
Anton Pelinka
Die rechtspopulistische FPÖ
ist als Regierungspartei gescheitert
Bei der Nationalratswahl 2002 wurde
dieser Trend nicht nur unterbrochen, sondern in sein Gegenteil
verkehrt: Innerhalb von drei Jahren war der Stimmenanteil der
FPÖ auf nur mehr zehn Prozent gesunken - sie hatte in drei
Jahren fast zwei Drittel ihrer Stimmen eingebüßt.
ÖVP (42,3 ...
Anton Pelinka
Jörg Haider reüssiert mit
dem "Bündnis Zukunft Österreich" (BZÖ) nicht
Wenn eine Partei im Absturz ist,
müsste sie eigentlich froh sein, einen "harten Kern" zu haben,
der sie vor dem Fall ins Nichts bewahrt. Wie die FPÖ: Aus den
26,9 Prozent des Oktober 1999 waren im November 2002 10 Prozent
geworden, begleitet von Niederlagen in allen Ländern und
Gemeinden. ...
Britta Schellenberg
Stichwort
Ende der 90er-Jahre galt die
Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) als erfolgreichste
rechtspopulis- tische Partei Europas. Dann musste sie nicht nur
einen Großteil ihrer Stimmen einbüßen, sie wurde
auch von innerparteilichen Richtungskämpfen und
persönlichen Rivalitäten geschüttelt. Am 4. April
...
Johanna Metz
Ein Tag mit dem Aussteiger Matthias
Adrian
Der Morgen ist eisig. Nebel liegt
wie Watte über den Wiesen, Gräser und Fensterscheiben
sind mit Tau bedeckt. Es riecht nach Laub und feuchter Erde,
irgendwo hinter dem Weiß schimmert die Sonne. Es scheint ein
schöner Tag zu werden in Pößneck. Matthias Adrian
ist heute schon früh aufgestanden. Gegen ...
Johanna Metz
Stichwort
Wie soll man aus einer Szene
herauskommen, für die ein Ausstieg gleichbedeutend ist mit
Verrat? In der Abweichler unter Druck gesetzt und manchmal sogar
mit dem Leben bedroht werden? Wie soll es aussehen, das Leben
jenseits der Wehrsportgruppen, Nazi-Aufmärsche und
Skinhead-Konzerte, ohne die alten ...
Hauke Hartmann / Michael Seberich
Strategien gegen Rechts:
Prävention ist das A und O
Dies war die Motivation für
die Bertelsmann Stiftung, in Zusammenarbeit mit dem Centrum
für Angewandte Politikforschung (CAP) die Potenziale von
Toleranzförderung, Menschenrechtspädagogik und
politischem Journalismus zu untersuchen. Wir wollten sehen, ob
diese Elemente zur Herausbildung einer ...
Bernd Wagner
Es gibt eine starke
Zivilgesellschaft, die sich der Würde des Menschen
verschrieben hat
Seit 1989/90 hängt ein Problem
ziemlich in der Luft: das langsam anwachsende rechtsextreme
Syndrom. Zwar erklären alle demokratischen Parteien ihren
Abscheu gegen nazistische Tendenzen. Doch die Pogrome gegen
Ausländer und die aufbrechende Gewalt gegen alles "Undeutsche"
erscheinen nur der ...
Jeannette Goddar
Antisemitische und
fremdenfeindliche Einstellungen sind weit verbreitet
Ein Grund zur Beruhigung ist das
aber bestenfalls kurzfristig. Wahlforscher warnen seit Jahren
davor, dass der organisierte Rechtsextremismus in Deutschland immer
wieder weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. Als
Wahlverhinderer betätigen sich dabei vor allem die
rechtsextremen Parteien selbst: mit ...
Eckhard Jesse
Die Gründe für das
bessere Abschneiden rechtsextremer Parteien im Osten sind
vielfältig
Dass im Osten eine linke
Flügelpartei wie die PDS oder "Die Linkspartei", so der neue
Name, besser abschneidet als im Westen, bedarf keiner großen
Begründung, allenfalls wegen der Höhe des Erfolgs. 40
Jahre "realer Sozialismus" gehen nicht spurlos vorüber. Der
...
Interview mit einer
Aussteigerin
Das Parlament: Sie sind nach 20
Jahren im Januar 2005 aus der rechtsradikalen Szene ausgestiegen.
Wie leben Sie im Moment? Aussteigerin: Ich muss sehr genau gucken,
was ich wo und wie sage. Wir, meine Kinder und ich, wandeln wie
unter einem Deckmantel. Wir werden von der Szene und von meinem
Mann ...
Annette Rollmann
Stichwort
Die FAP Die Freiheitliche Deutsche
Arbeiterpartei (FAP) war eine autoritär nationalistische, als
rechtsextremistisch eingestufte Partei, die in der Bundesrepublik
Deutschland 1995 wegen ihrer Verfassungs-feindlichkeit verboten
wurde. Die Partei war unter anderem berüchtigt für ...
Rainer Fromm / Barbara Kernbach
Die NPD wirbt mit vielseitigen
Freizeitangeboten
Hausaufgabenbetreuung und Aufbau
von Schülerzeitschriften: Zum Programm der
NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN) gehört
das längst. Gerade organisieren im thüringischen Ilmkreis
Neonazis Fußballturniere für Gleichgesinnte, wie am 18.
Juni in Pennewitz. Wenige Wochen zuvor ...
Felix Lee
Rockmusik und Nazi-Mode ködern
den Nachwuchs
Nur ein einziges Mal hatte die
Verteilaktion der Rechtsextremisten strafrechtliche Konsequenzen:
Eine engagierte Lehrerin im Berliner Stadtbezirk Marzahn hatte sich
demonstrativ an den Schuleingang gestellt und eifrig von
vorbeigehenden Schülern die CDs eingesammelt, die ihnen kurz
zuvor ein ...
Der Bremer Sozialwissenschaftler
Jörg Hutter über den Umgang der Neonazis mit
Homosexualität
Das Parlament: Herr Hutter, hat der
Männlichkeitskult der Neonazis für Schwule einen
besonderen Reiz? Jörg Hutter: Ich vermute, dass der Anteil von
Schwulen mit nationalsozialistischer Gesinnung genauso groß
ist wie in allen anderen Bevölkerungsschichten. Ich würde
auch unterscheiden zwischen denen, ...