Das Parlament mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen
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Das Parlament
Nr. 42 / 17.10.2005

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

Martin Teschke
* Spreewaldgurken statt Popcorn
Zum Zustand des politischen Films in Deutschland

Alex hat für alles gesorgt. Für Leninbüste und Spreewald-Gurken sowieso. Im Schlafzimmer stehen auch noch die alten Resopalmöbel. Und im Fernsehen läuft natürlich die "Aktuelle Kamera" und verkündet die Erfüllung des Plansolls. Das alles ist ziemlich ungewöhnlich, denn es ist Sommer 1990, ein knappes halbes Jahr nach dem Mauerfall; und die DDR, aus der all dies stammt, gibt es eigentlich gar nicht mehr. Alex lässt den real existierenden Sozialismus in einer Plattenbau-Wohnung in Berlin-Mitte trotzdem weiterleben, um seine Mutter Christiane zu schonen, die die Wende im Koma "verschlafen" hat und sich lebensgefährlich aufregen würde, wenn sie sich so plötzlich in den Klauen des Klassenfeindes wiederfände. ... mehr

Bert Schulz
* "Das Kino hat auch die Aufgabe, auf Armut, Aids und Bürgerkriege hinzuweisen"
Zwischen Glanz und Glamour: Wenn Schauspieler Politik machen

Gäbe es ein Handbuch mit dem Titel "Wie gebe ich einem nicht ganz so wichtigen, halbwegs politisch angehauchten Filmfestival ein bisschen Glamour und Aufmerksamkeit?", dann enthielte es wohl folgenden Rat: "Organisieren Sie eine Gala. Suchen Sie sich eine für ihr resolutes Auftreten ... mehr


* "Wir legen viel Wert auf Authentizität"
Interview mit Guido Knopp, Leiter der ZDF-Redaktion "Zeitgeschichte"

Dramatische Musik, Bilder von Hakenkreuzen, marschierende Soldaten. So beginnt das Doku-Drama "Die letzte Schlacht", das von den letzten Tagen des Nationalsozialismus erzählt - der Schlacht um Berlin im April 1945. Entstanden ist der ZDF-Film unter der Leitung von Guido Knopp. Der 57-Jährige gilt als einer der bekanntesten Historiker und Publizisten Deutschlands. Sein Motto: "Aufklärung braucht Reichweite". 1984 baute Guido Knopp die ZDF-Redaktion "Zeitgeschichte" auf, die seitdem von ihm geleitet wird. Berühmt geworden ist er mit seinen Filmen über die NS-Vergangenheit - zum Beispiel "Hitlers Helfer". Zuletzt wurde seine Dokumentar-Reihe "Goodbye DDR" ausgestrahlt. Ein Gespräch mit Guido Knopp über das Genre Doku-Drama und deutsche Geschichte im Fernsehen. ... mehr

Alva Gehrmann
* Macken, Schwächen und Intrigen
Wie werden Politiker im Film dargestellt?: Die TV-Serie "Kanzleramt"

Es scheint so, als würden wir alles von Politikern mitbekommen. Ihren Alltag, ihr Leben. Die Medienrepublik macht es möglich. Doch tatsächlich sehen wir die immer gleichen Bilder: Blitzlichtgewitter, ein kurzes Statement für die Presse, dann huschen sie, umringt von Bodyguards, schnell in die nächste Sitzung. Vielleicht sieht man sie noch mal in einer Talkrunde oder in den Nachrichten, manche lassen sich auf einer Gala mit ihrem neuesten Liebespartner blicken. Das war's. Doch was passiert, wenn die Fernsehkameras aus sind und sich die Türen des Kanzleramts schließen? Wenn also die eigentliche Arbeit gemacht wird? ... mehr

Barbara Schweizerhof
* Schnellfeuerdialoge im West-Flügel
Politiker in US-Serien

Dem deutschen Verlangen nach Parteienproporz wäre diese Serie ein Gräuel: Sie spielt im Weißen Haus, ihr strahlender Held ist Präsident der Demokratischen Partei, der seine "liberalen" - auf Deutsch müsste man sagen "linken" - Gesetzesprojekte oft gegen sture Republikaner ... mehr

Barbara Schweizerhof
* Sex, Drogen und Zensoren in Hollywood-Babylon
Zwischen "political correctness" und Markt

Gemeinhin hält man das Kino für ziemlich simpel gestrickt: Es gibt "good guys" und "bad guys". Die Guten sind nicht nur gut, sondern sehen auch so aus, und gewinnen am Ende. Die Bösen zeigen oft Charakterschwächen, haben verzerrte Züge und keiner trauert um ihre Niederlage. Die auf der richtigen Seite werden von Stars wie John Wayne, Cary Grant oder Gary Cooper gespielt; die auf der falschen bleiben als Schauspieler meist anonym und bringen es allenfalls unter eingefleischten Fans zu gewissem Ruhm. ... mehr

Alva Gehrmann
* "Hätten Sie nicht Lust, mal etwas richtig Extremes zu machen? Gegen die Verfassung zu verstoßen?"
"GG19": Ein Berliner Produzent bringt die Grundrechte ins Kino

Immer wird er übersehen. Das macht ihn richtig fertig, den kleinen dicken Mann in seinem grellen Superman-Kostüm. Schließlich ist er nicht irgendwer, sondern Artikel 18 des Grundgesetzes. Im Kurzfilm "Der Held der Stunde" wird dieser Artikel, der die Verwirkung der Grundrechte zum Inhalt ... mehr

Peter W. Schröder
* Der Kampf von Gut und Böse in Amerikas Heldenzirkus
Virtuos: Die USA inszenieren ihre Stars - nicht nur auf der Leinwand

US-Präsident George W. Bush hat es - in der für ihn so typischen Bescheidenheit - selbst gesagt: "Wir sind ein Volk der Helden." Denn wer so Schlimmes durchgemacht hat wie die Amerikaner - nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 - ist zwangsläufig ein Held. Um einer der "Heroes" zu sein, muss man in US-Amerika eben nicht unbedingt etwas Heldenhaftes vollbringen. Einfach nur da sein, reicht schon. Dieser inflationäre Heldenbegriff in den USA ist landestypisch und so wie dort wird ihm nirgendwo anders auf der Welt gefrönt. Man muss nur das amerikanische Fernsehen anschalten und man bekommt laufend neue Helden präsentiert. ... mehr

Claudia Heine
* Wenn Danton nicht sterben darf
Frankreichs Nationalhelden im Film

Was wäre Jeanne d'Arc ohne ihre Verbrennung als Ketzerin? Was wäre die Französische Revolution ohne die Guillotine? Ohne ihre zahllosen Opfer auf beiden Seiten, ohne Danton und Robbespierre, aber auch ohne ein enthauptetes Königspaar, um nur die berühmtesten zu nennen. Und was wäre Napoleon ohne ... mehr

Peter Reichel
* "Wir haben gewonnen!": Nichts ist so überzeugend wie der Erfolg
Der Holocaust im Film

Der Absturz im kollektiven Selbstwertgefühl eines ganzen Volkes hätte dramatischer nicht sein können - und der Wiederaufstieg zu einer zukunftsoptimistischen Gesellschaft kaum spektakulärer. Eben noch erhöht im maßlosen Wir-Bewusstsein eines "Herrenvolks", sahen die Deutschen 1945 ihre ... mehr


* "Die einzige deutsche Heldin"
Interview mit dem Drehbuchautor Fred Breinersdorfer über "Sophie Scholl - die letzten Tage"

Sophie Scholl ist für den Krimi- und Drehbuchautor Fred Breinersdorfer die einzige Nationalheldin, die die Deutschen haben - und eine Frau mit Geheimnis. Zusammen mit dem Regisseur Marc Rothemund entwi-ckelte der 58-Jährige die Idee für "Sophie Scholl - die letzten Tage" (2005) und schrieb das Drehbuch für den unerwartet erfolgreichen Film. ... mehr

Frank Stern
* "Es wird nochmal ein Wunder geschehen"
Zwischen Ideologie und Unterhaltung: Der Spielfilm unter der NS-Herrschaft

In ihrem Schlüsselroman "Unter dem Zwillingsstern" über die Entwicklung der deutschen Literatur-, Film- und Theaterszene seit dem ersten Weltkrieg bis Mitte des 20. Jahrhunderts beschreibt Tanja Kinkel Atmosphäre und Reaktionen in jenem Berliner Hotel, in dem Goebbels, frisch ernannter Propagandaminister seine konziliant-berüchtigte Rede an die deutschen Filmschaffenden hielt: "Der Empfang im Hotel Kaiserhof begann um acht Uhr, doch der Bankettsaal war bereits eine halbe Stunde vorher vollkommen überfüllt. Geladen oder ungeladen, jeder, dessen Zukunft irgendwie von der deutschen Filmindustrie abhing, war gekommen, um sich anzuhören, was die neue Regierung in Gestalt des kleinen, humpelnden Mannes mit dem prägnanten Profil erwartete. (\…) Von Emil Jannings abwärts (\…) waren alle gekommen. (\…) Was die Regisseure anging..." ... mehr

Dieter Kosslick
* Die Banalität des Bösen
"Der große Diktator"

Charlie Chaplins "Der große Diktator" sah ich das erste Mal mit 13 oder 14 Jahren. Das war am Ende der Adenauer-Ära, in der viele Mitläufer und Mittäter des Dritten Reiches wieder zu Amt und Würden gekommen waren und in der Rückschau auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 der allgemeine Tenor ... mehr

Georg Seeßlen
* Der Wettbewerb um den größten Tabubruch
Anmerkungen zur filmischen Abbildbarkeit Hitlers und seiner Gefolgschaft

Das Bild des "Führers" setzt sich in unserer populären Kultur aus Briefmarken, Geschichtsbüchern, Flohmarkt-Antiquitäten, Karikaturen und Filmparodien zusammen. Wenn wir an Hitler denken, denken wir allzu schnell auch an Kitsch und Klamauk; der Führer sieht aus wie Donald Duck mit Schnurrbart ("Der Fuehrer's Face"), wie Charlie Chaplin ("Der große Diktator"), wie Adriano Celentano ("Addio, Zio Adi"). Er wird immer nur imitiert, in Lubitschs und in Brooks "To Be or Not to Be" oder in "Springtime for Hitler"; Jerry Lewis sprengt ihn beinahe in die Luft ("Which Way to the Front?"), Hitler glotzt lüstern auf die Orgien der "Girls of the Third Reich" in Loretta Sterlings Pornofilm. Wenn man alle diese Bilder zusammensetzen würde, so käme das eines komischen Monsters heraus, dem man alles zutrauen könnte, nur nicht das: Wirklich und in der Geschichte gewesen zu sein. ... mehr

Michael Meier
* Unter den strengen Augen des Georgiers
Kino zu Sowjetzeiten und die Aufarbeitung des Stalinismus

Als die Bilder laufen, aber noch nicht sprechen gelernt hatten, diente das Kino bereits auch als Instrument zur Verbreitung ideologisch bedenklichen Gedankenguts - und das nicht nur in totalitären Staaten. David Wark Griffiths "Die Geburt einer Nation" ("The Birth of a Nation", 1915), ein bildgewaltiges, aber geschichtliche Tatsachen verfälschendes Epos über den amerikanischen Bürgerkrieg wird als "erster Propagandafilm der Filmgeschichte" bezeichnet. Als Stalin nach dem Tod Lenins 1924 seine Machtstellung ausbaute, war die zur linientreuen Erziehung der Massen bestens geeignete Magie der Kinobilder bereits hinlänglich bekannt und Leinwandpropaganda in Ost und West durchaus üblich. ... mehr

Johanna Metz
* Stein des Anstoßes
Zwischen Anpassung und Protest: Kino in der DDR

Sie war das zweitgrößte Filmstudio Europas - die Deutsche Film Aktiengesellschaft, kurz DEFA. Im Mai 1946 von Stalin gegründet, sollten die Produktionen des staatlichen Filmbetriebs der DDR vor allem eine Aufgabe erfüllen: die Bevölkerung auf den Sozialismus einschwören und Partei und Staat ins ... mehr

Martin Teschke
* Runen-Charly im Hinterzimmer
Die Darstellung von Rechtsextremisten und Neonazis

Wir wissen ganz genau, wie sie aussehen. Glatze, Springerstiefel, Hakenkreuz-Tatoo. Und sie reden auch alle den gleichen Schwachsinn. Von Vaterland, von Kameradschaft, von den Ausländern, die an allem schuld seien. Hören dieselben Hardcore-Bands. Saufen bis zum Umfallen. Das sind die einen, die dumpfen Schläger von der Straße. Die anderen, die selbst ernannten, aber letztlich nicht besonders intelligenten Vordenker der extremen Rechten, sind auf den ersten Blick eigentlich nicht so leicht zu erkennen. Wenn sie auf der Kinoleinwand oder auf dem Fernsehbildschirm erscheinen, wissen wir trotzdem sofort, wen wir da vor uns haben. Neonazis im Film: Hohle Skinheads und biedere Brandstifter - ist das die komplette rechtsextremistische Szene? ... mehr

Susanne Kailitz
* Mythen sind stärker als die Realität
Die Rote Armee Fraktion ist in den Kinos angekommen

Sieben Jahre ist es her, dass sich die Rote Armee Fraktion aufgelöst und den bewaffneten Kampf für beendet erklärt hat. Es scheint, als habe es die offizielle Beendigung dieses Kapitels der deutschen Geschichte gebraucht, damit auch eine kulturelle Aufarbeitung des Linksextremismus stattfinden ... mehr

Bert Rebhandl
* Nicht immer ganz stilsicher
Von den Mühen eines Genre: Der Multikulti-Film

"Brauchst du Probleme?" Mit dieser Frage traten Erkan Maria Moosleitner und Stefan Lust, Deutschtürken vom Planet Döner, in die deutsche Filmgeschichte ein. Mit ihren mittlerweile drei Genre-Parodien haben sie wesentlich dazu beigetragen, die Comedy-Form aus dem Fernsehen ins Kino zu exportieren. Die Konflikte bei Erkan und Stefan entstehen nicht aus nationaler Zugehörigkeit oder religiösen Unterschieden, sondern aus der ganz normalen Überforderung, die eine Sozialisation unter den Bedingungen einer wild gewordenen Popkultur darstellt. Ihr Slang ist die einzige Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Ihre infantile Freundschaft ist eine Abwehr gegen die Zumutungen einer entwickelten Sexualität. Ihre Welt ist halb virtuell, halb Jugendzimmer. ... mehr

Susanne Kailitz
* Die Revolution ist vorbei
Die 68er - und was von ihnen übrig blieb

Nein, leicht machen es einem die "Fetten Jahre" nicht. Gerade hat man angefangen, mit den Revoluzzern zu sympathisieren und Gefallen zu finden an deren Minirebellion - da stellt man plötzlich fest, dass auch ihr "Bonzen"-Opfer vernünftige Ansichten hat und nachvollziehbare ... mehr

Geneviève Hesse
* Weniger Sahne zum Kuchen, weniger wie ein Bonbon verpackt
Filmemacherinnen und der "Frauenfilm"

Geht eine Filmemacherin per se mit sozialpolitischen Themen anders um, weil sie eine Frau ist? Die Frage löst Unbehagen in der Filmszene aus, da fast jede Regisseurin sich vor der Schublade "Frauenfilm" fürchtet. Dennoch spiegeln die meisten Filme von Frauen heute noch die ... mehr

Interview
* "Es ist mein Gefängnis"
Interview mit der deutschen Filmemacherin Margarethe von Trotta

Margarethe von Trotta gehört zu den international berühmtesten Filmemacherinnen. Im Ausland assoziiert man mit dem deutschen Kino Namen wie Rainer Fassbinder, Volker Schlöndorff, Wim Wenders und nicht zuletzt Margarethe von Trotta. Ihr letzter Film "Rosenstraße" lief 2003 und handelte von einer Frauenrebellion im Zweiten Weltkrieg. ... mehr

Peter W. Schroeder
* Marines müssen nicht müssen
Wie das Pentagon amerikanische Filme manipuliert

Die Studiobosse in Hollywood, Produzenten und Star-Regisseure nennen es "das kleine schmutzige Geheimnis der Filmindustrie". Dabei ist es ein riesengroßes: Die US-Militärs und der Geheimdienst CIA zensieren en gros amerikanische Spielfilme und Dokumentationen. Sie verfälschen historische Wahrheiten und reduzieren Unterhaltung für das nichts ahnende Publikum zur glänzend gemachten Regierungspropaganda. Alles für einen guten Zweck, versteht sich: "Die Filme sollen Werbung für die Rekrutierung neuer Soldaten sein", heißt es in einem Pentagon-Memorandum unumwunden. ... mehr

Alexander Weinlein
* Heiße und kalte Krieger im All
Wie politisch sind Science-Fiction-Filme?

Als George Lucas 1977 den "Krieg der Sterne" in den Kinosälen entfesselte, war dies ein Paukenschlag nicht nur in der Geschichte des Science-Fiction-Films, sondern des Films allgemein. "Star Wars" und die nachfolgenden Teile "Das Imperium schlägt zurück" (1980) und ... mehr

Michael Meier
* Bruchstücke der Wahrheit
Die Krisenherde dieser Welt im Film

Zur Zeit des Krieges in Vietnam dauerte es mindestens einen Tag, bis wir die Berichte der Korrespondenten in der "Tagesschau" sehen konnten. Heute sind wir live dabei, wenn - wie im Fall von Srebrenica - die Bewohner einer ganzen Stadt zu Geiseln genommen werden. Wenn in Afrika Tausende am ... mehr

Daniel Kothenschulte
* Das Comeback der Helden
Zur Geschichte zweier Genres: Antikriegsfilm und Kriegsfilm

Über die Möglichkeiten des Antikriegsfilms wurde lange debattiert. Heute scheint der Begriff aus der Mode gekommen; dabei ist die Frage nach seinen Möglichkeiten mindestens so spannend, wie die, ob Propaganda Kunst sein kann. Für den amerikanischen Filmemacher John Milius, bekannt geworden als Drehbuchautor von Francis Ford Coppolas Vietnamfilm "Apocalypse Now", ist dieses Genre ein Widerspruch in sich selbst: "Wer einen Antikriegsfilm dreht, kann ebenso gut einen Film gegen den Regen drehen." ... mehr

Martin Ebbing
* Keine Krawatten! Sie sind westlich und dekadent!
Zwischen Zensur und Propaganda: Der Film in der islamischen Republik Iran

Am 19. August 1978 geriet in der iranischen Stadt Abadan das Cinema Rex in Brand. Gezeigt wurde der regierungskritische Film "Gavaznh" ("Das Wild"). Das Feuer breitete sich schnell aus. Mehr als 400 Menschen verloren ihr Leben. Die Türen zum Kinosaal waren blockiert, die Telefonleitungen gekappt. Ein Sabotageakt hinderte die nächstliegende Feuerwehrwache am Einsatz. Alle Indizien deuteten auf einen Anschlag. Sehr schnell machte das Gerücht die Runde, der Geheimdienst des Schahs, SAVAK, sei für die Tat verantwortlich. Er habe eine Gruppe Oppositioneller, die sich im Kino aufhielt, beseitigen wollen. ... mehr

Igal Avidan
* "Wir wurden nicht als Mörder geboren, erst der Bürgerkrieg hat aus uns Mörder gemacht"
Zwei Filme aus Israel und dem Libanon packen heiße Eisen an

Im Januar 2002 verfassten 51 israelische Frontkämpfer einen offenen Brief, in dem sie erklärten, dass der Militärdienst in den besetzten Gebieten unmoralisch und undemokratisch sei und die Sicherheit Israels beeinträchtige. Sie brachen damit mitten in der zweiten Intifada mit dem israelischen ... mehr

Georg Seeßlen
* Das unbegreifliche Grauen auf der Leinwand
Die Verarbeitung des 11. Septembers 2001 und des "Kriegs gegen den Terror"

Etwas ist geschehen, was das Bild einer Gesellschaft so nachhaltig stört, dass kein Zur-Tagesordnung-Übergehen, nicht einmal die gewohnte Dramaturgie von Schmerz, Trauer und Vergessen zuzulassen scheint. Eine Katastrophe, ein Krieg, ein Verbrechen. Am 11. September des Jahres 2001 steuerten Terroristen zwei entführte Passagierflugzeuge in die New Yorker Twin Towers. Dafür gibt es keine sinnvolle Erklärung, kein sinnvolles Bild, keine sinnvolle Geschichte. Oder es gibt zu viele: widersprüchliche, irrationale, zweifelhafte. Einige davon führen direkt, statt in Geschichte, Politik oder Psychologie, ins Reich der fiktiven Erzählungen und der virtuellen Bilder. Es war, so empfanden es nicht nur die Zeugen der medialen Aufbereitungen des schrecklichen Anschlages, sondern auch selbst direkt Betroffene "wie im Kino". ... mehr