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Franz Schäfer Das Zusammenleben der Ungarn und der Slowaken in einem gemeinsamen Staat beginnt am Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung. Nach dem Niedergang des slawischen Großmährischen Reiches entsteht am Ende des 9. Jahrhunderts in der Donauebene infolge der "Landnahme" durch sieben aus dem Osten stammenden Stämme der Magyaren ein neues Staatsgebilde, das auch das von den Vorfahren der Slowaken bewohnte Gebiet umfasst. Der erste König wird im Jahre 1000 Stephan I. der Heilige. ... Thomas von Ahn Die Unterzeichnung des Friedensvertrages von Trianon im Versailler Grand-Trianon-Palais war für Ungarn ein Schock. Am 4. Juni 1920 war das ganze Land in Trauer gehüllt: Schulen und Geschäfte blieben geschlossen, die Zeitungen erschienen schwarz umrandet, und in Budapest gingen Hunderttausende auf ... Franz Schäfer Im Jahre 1905 hat der Gründer der späteren Tschechoslowakei, der erste Präsident der CSR Tomá\š Garrigue Masaryk in seinem Aufsatz "Probleme eines kleinen Volkes" alle Merkmale zusammengefasst, die das Wesen einer modernen Nation ausmachen: "Sprache, Gebiet, wirtschaftliche und soziale Verhältnisse, schöngeistige Literatur, Wissenschaft, Philosophie, Moral und Religion." ... Zsófia Fülep Ungarn war während der 70er- und 80er-Jahre in den Augen der Bürger anderer Ostblock-Staaten ein beneidenswertes Land, wie man damals scherzhaft sagte: "Die lustigste Baracke im sozialistischen Lager" oder, nach etwas kritischerer, sagen wir sowjetischer Beurteilung, ein Land, wo man im ... Alexandra Freitag "Genetisch gesehen, bist du doch jüdisch?", fragte mich die hochgewachsene Kunsthändlerin kroatischer Abstammung, eine flüchtige Bekannte, während wir durch die verschneiten Straßen von Budapest stapften. Wir kamen von derselben Party und überquerten gerade den vereisten Innenhof einer neuen Wohnsiedlung. Innerlich erstarrte ich zu einem Eiszapfen. ... Kathrin Lauer Über 60 Jahre lang war das zweistöckige Haus in der prächtigen Andrássy-Straße ein Symbol des Schreckens. Das Gründerzeit-Gebäude war nacheinander die Zentrale der Geheimpolizeien zweier Terror-Regime in Ungarn: der Nazis und der Kommunisten. Dort wurden Regimegegner verhört, gefoltert und gefangen ... Kathrin Lauer Auschwitz-Birkenau, 26. Mai 1944. Die zwei Brüder, neun und elf Jahre alt, stehen nebeneinander auf einem Bahnsteig. Sie tragen Wintermäntel, trotz der frühsommerlichen Jahreszeit. Auf der Brust ist ein gelber Stern angeheftet. Der kleinere der beiden Jungen blickt direkt in die Linse des ... Fülep Es soll alles getan werden, damit die Gemeindeverwaltungen fähig sind, Gelder von der Europäischen Union zu bekommen", erklärte die ungarische Innenministerin im Februar 2004 in Budapest. "Wenn der Systemwechsel in Ungarn vollendet werden soll, dann darf die Kommunal- und Haushaltsreform nicht länger aufgeschoben werden", betonte die ungarische Parlamentspräsidentin ebenfalls im selben Monat in einer ungarischen Provinzstadt. ... Thomas von Ahn Es war einmal ein Systemwechsel" - so heißt das neueste Buch des renommierten ungarischen Historikers Ignác Romsics. Der Titel erregt Aufsehen in Zeiten, in denen die opponierenden politischen Lager Ungarns noch darüber streiten, ob der Systemwechsel bereits abgeschlossen ist oder überhaupt jemals ... Eva Glauber Den Slowaken steht ein turbulentes Jahr bevor. Noch vor der Aufnahme des Landes in die EU, wird ein neuer Staatspräsident gewählt, und wie ein Damoklesschwert hängt darüber hinaus wieder einmal die Drohung einer vorgezogenen Neuwahl des Parlaments über der Republik. Das Land ist gespalten, die Bürger fühlen sich von der konservativen Regierung geschröpft - und hoffen auf bessere Zeiten. Obwohl das höchste Amt im Lande mit nur minimalen Entscheidungskompetenzen des Staatsoberhaupts ausgestattet ist, versprechen sich die Slowaken von der Direktwahl des Präsidenten Besserung ihrer sozialen Situation. ... Rüdiger Kipke Die Slowakei (5,4 Millionen Einwohner, 49.000 Quadratkilometer Fläche), seit dem 1. Januar 1993 selbständige Republik, hat nach dem Ende des Kommunismus ein parlamentarisches Regierungssystem eingeführt. Dem Parlament (Nationalrat) gehören 150 Abgeordnete an. Sie werden in direkter Wahl für vier ... Kathrin Lauer Er strahlt über sein ganzes freches Jungsgesicht. "Das ist meine kleine Tochter", sagt der 22-Jährige und deutet auf die Zweijährige. Ausnahmsweise sitzt das Kind heute auf seinem Schoß, neben der Kasse des kleinen Ladens an einer Straßenecke in Pest, dem quirligen und lauten Teil der ungarischen Hauptstadt. "Kezét csókolom" - Küss die Hand -, begrüßt der junge Vater die Kundinnen in gesetzterem Alter. Für die jüngeren Damen genügt auch die Kurzform "Kéz-csók". Wenn er allein ist im Laden, vor allem kurz vor Mitternacht, wenn kaum noch ein Kunde kommt, tänzelt er zum Radio-Gedudel an den Regalen vorbei. ... Reinhold Vetter Zu Recht hat sich die Slowakei seit dem vergangenen Jahr auch international den Ruf einer sehr produktiven Reformwerkstatt erworben. Gerade die westlichen Medien übertrafen sich gegenseitig in ihren Lobeshymnen über das kleine Land zwischen Donau und Karpaten, auch wenn sie zuvor nur selten ... Elli Kovács Ungarn grenzt an insgesamt sieben Länder, doch nur eines davon, nämlich Österreich, gehört derzeit zur Europäischen Union. Das wird sich in wenigen Tagen ändern. Die Slowakei, Slowenien und Ungarn selbst gehören dann auch zum Club. Nur Kroatien, Serbien-Montenegro, Rumänien und die Ukraine bleiben weiterhin außen vor. ... Ulrich Schneider Noch Anfang März dieses Jahres, zwei Monate vor dem Beitritt Ungarns zur EU, wurde das Land in der "Financial Times Deutschland" als Problemfall unter den zehn EU-Beitrittsstaaten dargestellt. Denn wegen Fehlern der Regierung und der Ungarischen Nationalbank droht Ungarn eine Währungskrise. Das ... Andrea Dunai Normalerweise gehört der Besuch von Krankenhauspatienten nicht zu den Aufgaben von Dr. Mihály Kökény, dem Gesundheitsminister der Ungarischen Republik. Am 17. Februar dieses Jahres jedoch waren die Fernsehkameras auf ihn gerichtet, als er in der Chirurgie eines Provinzkrankenhauses zwei frisch operierten Patienten je einen Umschlag überreichte. Diese enthielten Rechnungen in Höhe der Aufenthalts- und Behandlungskosten in der Klinik. Der feierliche Akt sollte eine aufklärerische Lektion für die gesamte ungarische Nation sein. ... Michael Jäger Ob Kristof Festecics Angst hatte, vor Langeweile umzukommen, ist nicht überliefert. Wie auch immer, ihm verdankt Keszthely, die zweitgrößte Stadt am Balaton, eine einzigartige Bibliothek mit mehr als 100.000 Bänden und Originalschriften. Es war im 18. Jahrhundert, als Herr Festecics, ein kroatischer ... Reinhold Vetter Nach der Berufung von Tibor Draskovics zum neuen ungarischen Finanzminister meinte der frühere Premier und jetzige konservative Oppositionsführer Viktor Orbán, man habe keine gute Wahl getroffen, da Draskovics Jurist sei. Einer ungarischen Tradition folgend, so Orbán, hätte man einen Ökonomen berufen müssen. Postwendend musste sich der ehemalige Regierungschef in den Medien mangelnde Geschichtskenntnisse vorwerfen lassen. Tatsächlich hieß im Jahre 1848 der erste ungarische Finanzminister der neueren Geschichte Lajos Kossuth. Auch er war Rechtsgelehrter, vor allem aber ungarischer Nationalheld. ... Thomas von Ahn Von dem, was nach dem Zusammenbruch der sowjetischen Vorherrschaft in Jugoslawien passiert ist, sind die Länder Ostmitteleuropas bekanntlich verschont geblieben. Dort hat die reformpolitische Alternative zu einem euro-atlantischen Systemwandel die destruktive Kraft des Nationalen überwinden können. ... Andrea Dunai "Braucht Ungarn überhaupt den Feminismus?", fragte die führende ungarische Sozialwissenschaftlerin Zsuzsa Ferge 1987. Sie wusste genau, warum sie diese Frage stellte. In der Ära Kádár trug die durchschnittliche ungarische Frau wie eh und je den Nachnamen ihres Ehemannes, ging täglich acht Stunden zur Arbeit, kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder. Die berufliche Karriere galt als Männersache - abgesehen von den Vorzeigefrauen in Partei und Staat. ... Barbara Minderjahn Ruhe ist ein relativer Begriff. Wenn Erika Csov-csics, die Direktorin des Gandhigymnasiums in Pécs, unterrichtet, sitzen die Kinder nicht still. Ein Mädchen flechtet ihrer Nachbarin die langen schwarzen Haare. Die anderen unterhalten sich, während die Lehrerin an der anderen Seite des Tisches noch ... Detlev Lücke Es war am Ende des Budapester Halbmarathons im September 2002. Wir trabten auf brennenden Sohlen unter einem Himmel voller Hitze die letzten Meter zum Ziel im Stadtwäldchen. Angefeuert von den Einwohnern der Stadt, die offensichtlich auch gerade nichts Besseres zu tun hatten. Nett war, dass der Sprecher jeden Eintreffenden mit Namen begrüßte. Und als ich ihn rufen hörte: Detlev Lücke, Berlinröl, was aus Berlin heißt, wurden mir die letzten Schritte leichter und die Brust breiter. ... Andrea Dunai Ab Mitte 1953 kam in Ungarn Vieles ans Tageslicht: Man sprach offen über das Scheitern des ersten sozialistischen Fünfjahrplanes, über den Terror der Kollektivierung in den Dörfern, über die Internierungslager und Schauprozesse. Für deprimierte Stimmung im Lande gab es Grund genug. Die Produktivität ... Susi Koltai Der erfolgreichste ungarische Spielfilm der vergangenen Jahre war "Hukkle", was soviel heißt wie Schluckauf. In György Pàlfys liebevoll gemachtem Erstlingswerk ist der rhythmische Schluckauf eines betagten Mannes, der in der Sonne auf dem Bänkchen vor seinem Haus sitzt, gewissermaßen der Refrain des Filmes. Dialoge gibt es keine, nur Geräusche und Laute des Dorflebens, die sich manchmal zu einem synchronen Zusammenspiel verdichten. ... Elli Kovács Es gibt eigentlich nur einen Grund, warum Fremde in das 750-Seelendorf Hercegkút im Nordosten Ungarns, unweit der ungarisch-slowakischen Grenze gelegen, reisen. Dort, wo der Ort endet, liegt ein Hügel, und dahinein haben die Vorfahren der heutigen Bewohner ihre ersten Wohnungen gebaut. Die UNESCO ... Eva Glauber Das klotzige Gebäude, eine Orgie in Beton, stammt aus der Zeit des Realsozialismus. Im Kontrast dazu stehen am Eingang zwei überdimensionale Campbell's Suppendosen. Sie wirken ein wenig deplaziert, verleihen aber dem einheitlichen Grau in Grau immerhin Farbe. Der Verputz der Plattenbauten nebenan blättert ab, das Einkaufszentrum hat den Charme eines drittklassigen Basars, das Hotel in der Nähe wirkt verwahrlost. ... Ernst-Andreas Ziegler Spätabends im Sommer. Die Innenstadt ist in weiches, sympathisches Licht getaucht. Das Motto lautet: Sehen und gesehen werden. Tausende flanieren über den "Korso", die Hauptstraße, entlang an traumhaft schönen Fassaden wundervoll restaurierter Stadthäuser und den Auslagen guter Fachgeschäfte. Die ... Norbert Mappes-Niediek Der Mann mit den tiefen Stirnfalten sah dem derzeitigen US-Präsidenten auffallend ähnlich. Er lockte mit dem Finger, in der anderen Hand hielt er einen Colt: "I want you for NATO, Slovakia!", sagte der Cowboy auf der Karikatur, die pazifistische Studenten in Ljubljana überall an die Litfasssäulen geklebt hatten: "Ich will dich in der NATO haben, Slowakei!" ... Norbert Mappes-Niediek Komm", sagt der Mann im grünem Overall zur kleinen Sonja aus der Steiermark, wirft Ancka, dem scheckigen Pony, das Zaumzeug um und einen Sattel über und nimmt sich den Papa vor. "Da festhalten", sagt er und packt gleich neben dem Maul in die Trense. "Kurz!" Hier leben keine Freunde vieler Worte. ... Norbert Mappes-Niediek So gut war die Laune im Hotel Bosna, dem zentralen Hotel von Sarajevo, schon lange nicht mehr. Gleich am ersten Tisch vorn an der Theke wird gelacht und gezecht, wie es gar nicht die Art der hektischen Journalisten und steifen Diplomaten ist, die sich sonst hier ein Stelldichein zu geben pflegen. Noch eine Runde Loza, den klaren bosnischen Schnaps, zu den fröhlichen drei Männern an Tisch eins! ... Norbert Mappes-Niediek Die Fichten oben an den Hängen tragen schwer an ihrer weißen Ladung, und ab und zu bricht krachend ein Ast herab. Sacht, aber beharrlich fällt der Schnee auf das mächtige Schloss, auf die kleine Teufelsburg oben in der Felswand, auf die Pfarrkirche mit ihrem barocken Häubchen und, weil die Natur da ... Norbert Mappes-Niediek Kleine Hügel mit Weinreben, in den Tälern dichte Buchenwälder: Es ist eine friedliche, unspektakuläre Landschaft, abwechslungsreich und kleinförmig, die sich da zwischen den Flüssen Mur und Drau ausbreitet, Gegend im Hintergrund, wie bukolische Landschaftsmaler im 18. Jahrhundert sie mochten. Wer ...
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