Thema
Thorsten Severin
Am 1. April soll die neue
Gesundheitsreform in Kraft treten - noch gibt es viele
Streitpunkte
Die Gesundheitsreform galt seit den
Koalitionsverhandlungen im Herbst 2005 als Sollbruchstelle der
Koalition. Zu unterschiedlich waren die Ausgangspositionen mit der
Gesundheitsprämie der Union einerseits und dem SPD-Modell
einer Bürgerversicherung andererseits. Das Scheitern der
Koalition konnte ...
Monika Pilath
Protest von Ärzten, Kliniken
und Apothekern gegen schwarz-rote Pläne
Ärzte, Apotheker und Kliniken
machen weiter Front gegen die geplante Gesundheitsreform. Bei einem
Aktionstag am 4. Dezember demons- trierten bundesweit mehrere
10.000 Angehörige medizinischer Berufsgruppen unter dem Motto
"Patient in Not - diese Reform schadet allen" gegen das ...
Kerstin Münstermann
Gesundheitsfonds: Das
Kernstück der Reform soll am 1. Januar 2009 starten. In den
Fonds fließen die Beiträge von Arbeitgebern und
Arbeitnehmern zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sowie ein
Steuerzuschuss. Aus diesem Finanztopf erhalten die Kassen für
ihre Versicherten ...
Interwiew
Interview mit
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD)
Das Parlament: Frau Ministerin, Sie
stehen derzeit im Kreuzfeuer der Kritik. Warum wirken Sie trotzdem
so gelassen? Ulla Schmidt: Gelassenheit ist einfach notwendig. Vor
allem in einem Politikbereich, bei dem die Interessen so hart
aufeinander treffen wie in der Gesundheitspolitik: Es geht dabei ja
...
Timot Szent-Ivany
Rückblick: Gesundheitsreform
2003
Bis 3:53 Uhr wurde verhandelt. Dann
traten Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und der
damalige Unions-Fraktionsvize Horst Seehofer (CSU) erschöpft,
aber gut gelaunt vor die Presse. Es sei "eine der schöneren
Nächte in meinem Leben gewesen", bekannte Seehofer nach ...
Timot Szent-Ivany
Große Koalition und
Gesundheitsreform
Offiziell heißt es "Gesetz
zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen
Krankenversicherung". Die Krankenkassen sprechen dagegen vom
"Wettbewerbschwächungsgesetz", Ex-Kanzler Gerhard
Schröder (SPD) von einem "bürokratischen Monster": Nach
monatelangen Auseinandersetzungen hat sich die Große ...
Thorsten Severin
"Zentralistisch" ...
Thorsten Severin
"Unsoziale Missgeburt" ...
Thorsten Severin
"Völlig überflüssige
Kosten" ...
Interview
Interview mit Bert Rürup, Chef
der "Wirtschaftsweisen"
Das Parlament: Herr Professor
Rürup, Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die
Gesundheitsreform als "wichtigstes Vorhaben" der Legislaturperiode.
Ist ein angemessenes Ergebnis dabei herausgekommen? Bert
Rürup: Nein, im Ergebnis steckt diese Reform, was die
zukünftige ...
Cerstin Gammelin
Die Krankenkassen sind mit der
Reform unzufrieden
Die ganz großen
gesundheitspolitischen Konflikte sind vertagt. Zwar soll die
Gesundheitsreform im Frühling 2007 in Kraft treten. Deren
Herzstück, den neuen Gesundheitsfonds, hat die schwarz-rote
Regierung aber auf den 1. Januar 2009 verschoben. Dann erst soll
auch der erweiterte ...
Corinna Emundts
Das deutsche Gesundheitswesen -
eine Bestandsaufnahme
Man könnte meinen, das
deutsche Gesundheitssystem ließe sich leicht in seiner
tatsächlichen Qualität beurteilen. Das Gegenteil ist der
Fall. Genau über diese Frage streiten sich Politik, Experten
und Ärzte. Studien kommen zu höchst unterschiedlichen
Ergebnissen - denn bei der Qualitätsbeurteilung ...
Johanna Metz
Das Comeback der Polikliniken
Als sich BRD und DDR im Oktober
1990 wiedervereinten, standen sich in beiden Staaten zwei
grundlegend verschiedene Gesundheitssysteme gegenüber: Auf der
einen Seite das westliche Kassenarztsystem, dass durch Pluralismus,
Selbstverwaltung und das so genannte Vertragsarztsystem
gekennzeichnet ...
Michaela Hoffmann
Der Druck auf die
Pflegeversicherung steigt
Der jüngste Zweig der
deutschen Sozialversicherung steckt seit sieben Jahren in den roten
Zahlen, die Reserven der Pflegekassen schmelzen rapide dahin.
Spätestens 2008, warnen Fachleute, werden die Beiträge
für die rund 70 Millionen gesetzlich Versicherten von heute
1,7 auf zwei Prozent steigen ...
Cerstin Gammelin
Kostenfaktor Arzneimittelpreise
Mit Medikamenten lässt sich
hierzulande viel Geld verdienen - aus mehreren Gründen. "Mit
82 Millionen potenziellen Patienten ist Deutschland der
drittgrößte Gesundheitsmarkt der Welt", sagt Elmar
Esser, einst in Diensten der Bundesvereinigung Deutscher ...
Cordula Tutt
Warum das deutsche Gesundheitswesen
so teuer ist
Die Deutschen geben mehr für
ihr Gesundheitssystem aus als alle anderen Staaten - von der
Schweiz und den Vereinigten Staaten abgesehen. Gesünder sind
wir deshalb nicht. Sicher ist aber, dass der Staat einiges sparen
könnte, wenn er das System effizienter und transparenter
gestalten ...
Cordula Tutt
Ärzte: zwischen Überfluss
und Mangel
Ein bisschen ist Sigrid Fesser zur
Landärztin geworden. Etliche Patienten der 49-jährigen
Augenärztin kommen von weit her. Eine Frau fährt sogar
knapp 150 Kilometer von Prenzlau im nordöstlichen Brandenburg
zu ihr. Andere nutzen die Regionalbahnen aus Rathenow oder
Wittenberge. 30 oder 40 Minuten ...
Corinna Emundts
Bremsklötze des
Gesundheitssystems: Intransparenz und Selbstverwaltung
Als zu träge, zu
verschwenderisch und undurchsichtig gilt das deutsche
Gesundheitswesen. Vor allem wirkt neben nicht funktionierenden
Markt- und Wettbewerbsmechanismen und langsamer
staatlich-administrativer Steuerung ein drittes Element
äußerst Kosten treibend. Schon der ...
Robert Luchs
Die Kassenärztlichen
Vereinigungen
Die Referentin im
Bundesgesundheitsministerium schüttelt entnervt den Kopf: "Die
Ärzte meinen, ihnen steht der ganze Himmel offen." Erst
hätten die Klinikärzte gestreikt, dann ihre Kollegen in
den kommunalen Krankenhäusern und Wochen später riefen
die Doktoren ...
Eva Haacke / Monika Niebuhr
Lobbyisten - im Spannungsfeld von
Beratung und Einflussnahme
Noch jede Gesundheitsreform hat den
Widerstand der Lobbyisten geweckt, doch so früh und vehement
wie in den vergangenen Monaten haben die Interessenvertreter noch
nie losgeschlagen. Die Mitarbeiter im Leitungsstab von
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sind einiges gewohnt, aber
mit derart ...
Interview
Interview mit Martina Bunge (Die
Linke), Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses
Das Parlament: Warum gilt das
Gesundheitssystem als größter Tummelplatz für
Lobbyisten? Martina Bunge: Kaum ein Thema betrifft alle Menschen so
wie Gesundheit. Jede und jeder ist mal Patientin beziehungsweise
Patient, viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz in der
Gesundheitsbranche, ...
Markus Jantzer
Zwielichtige Methoden von
Interessenvertretern
Gesundheitsreformen werden unter
dem massiven Druck von Lobbyisten gemacht. Der Pharmaindustrie
gelingt es seit Jahrzehnten aber nicht nur während
Gesetzgebungsverfahren, ihre wirtschaftlichen Interessen
durchzusetzen. Ein wichtiger Grund, warum das deutsche
Gesundheitswesen statistisch gesehen ...
Johanna Metz
Leben ohne Krankenversicherung
An manchen Tagen waren die
Schmerzen unerträglich. Ein halbes Brötchen zum
Frühstück reichte oft schon und die Magenkrämpfe
waren da, unerbittlich. In der Nacht krümmte sich Michael
(Name von der Redaktion geändert) vor Schmerzen, den Tag
überstand er nur mit ...
Magnus Heier
Gesetzlich versichert - ein
Gesundheitsrisiko? Ein Zwischenruf aus der Praxis
Es wird gekürzt, gespart und
gedroht: Eine neue Generation von Insulinen wird für
Kassenpatienten nicht mehr bezahlt. Akupunktur gegen Kopfschmerzen
gibt es auch nicht. Und zu allem Überfluss steigt der
Kassenbeitrag weiter an. Wer kann, flieht in die private
Versicherung. Wer es ...
Karl-Heinz Wehkamp
Soziale Sicherungssysteme in
Europa
Eine grobe Klassifizierung
unterscheidet innerhalb der Industrieländer drei Grundtypen
von Gesundheitssystemen: Die über Beiträge finanzierten
so genannten "Bismarck-Systeme", die über Steuern finanzierte
"Beveridge-Systeme" sowie die Markt-Modelle. Beim deutschen
Bismarck-Modell wird das ...
Siggi Weidemann
Niederlande: Reform nach 20 Jahren
Debatte
Der Amsterdamer Mehmet Demir musste
ein Jahr lang warten, bis er mit seinem Leistenbruch von einem
Facharzt behandelt wurde. Als er dann hörte, er müsse
noch einmal drei Monate warten, bis er operiert werden könne,
flog er kurzerhand nach Istanbul. Seine Versicherung zahlte die ...
Daniel Gernny
Schweiz: Medizin wird zur
Dienstleistung
Als an diesem Dienstag gegen 19 Uhr
die letzte Patientin die Praxis von Laurent Dukas (41)
verlässt, ist für den Basler Hausarzt noch lange nicht
Feierabend: Dann setzt sich Dukas für einige Stunden hinter
seinen Schreibtisch und müht sich mit Formalitäten ab -
für den ...
Reinhard Busse/Monique Wichmann
Gesundheitssysteme in Mittel- und
Osteuropa
In den 1990er-Jahren wurden in
Osteuropa drei verschiedene Reformstrategien verfolgt: Zum einen
sollte das Gesundheitswesen dezentralisiert und privatisiert
werden, zum anderen hoffte man durch die Einführung von
gesetzlichen Krankenversicherungen den finanziellen Spielraum
erhöhen zu können. Ein ...
Matthias Thibaut
Großbritannien: Zum National
Health Service gibt es keine Alternative
Richard wartet seit zwei Stunden.
Er starrt auf die Ansagen, die unablässig über die
Leuchttafel flackern. "Willkommen in der C Rezeption", "Heute
Kardiovaskuläre Klinik, Professor Kumar", "Rauchen und Essen
sind im Wartebereich verboten". Die Stühle ...
Ingrid Meissl Arebo
Schweden: Dezentrale Struktur
führt zu Ungleichbehandlung
Wie mein typischer Tag hier
aussieht? Das willst Du nicht wissen...", lacht Barbro
Lönnberg. Die medizinisch verantwortliche Oberärztin an
der gynäkologischen Abteilung der Frauenklinik ist ab halb
acht auf ihrer Station und verlässt das
Universitätskrankenhaus ...
Rainer Woratschka
Interview mit Rolf Rosenbrock,
Leiter der Forschungsgruppe Public Health am Wissenschaftszentrum
Berlin
Das Parlament: Herr Rosenbrock, ist
die Gesundheitsreform ein großer Wurf oder nur gemeinsamer
Nenner einer Koalition, die kaum Gemeinsamkeiten hat? Rolf
Rosenbrock: Die Reform ist der Kompromiss von zwei Partnern, die in
den wesentlichen Richtungsentscheidungen nicht kompatibel sind. Die
...
Karl Heinz Wehkamp
Public Health - ein
Definitionsversuch
Schon Rudolf Virchow hatte vor mehr
als 150 Jahren eine "öffentliche Gesundheitspflege" gefordert.
Bildung, Wohlstand und Freiheit, aber auch hygienische
Maßnahmen wie die Einführung der Kanalisation in den
Städten, betrachtete er als Voraussetzung für die ...
Eva Haacke
Privatkliniken: Was ist ihr
Erfolgsgeheimnis?
Während die Große
Koalition monatelang um die Details der Gesundheitsreform streitet,
vollzieht sich im Kliniksektor fast unbemerkt eine
marktwirtschaftliche Revolution. In atemberaubendem Tempo verkaufen
überall im Lande von Finanzsorgen geplagte Städte,
Landkreise und ...
Karl Doemens
Neue Spielräume für
Krankenkassen
Ausnahmsweise zeigt sich der
Pressesprecher eines großen Krankenkassenverbandes
zugeknöpft. Politische Stellungnahmen zur umstrittenen
Gesundheitsreform? Gerne! Aber einen Überblick über die
neuen Wahlmöglichkeiten für die Versicherten im
nächsten Jahr? "Da ...
Annette Sach
Palliativmedizin: Der Weg zu einer
umfassenden Versorgung ist noch weit
Auf den Tod hatte sich Susanne P.
(Name von der Redaktion geändert) gut vorbereitet: Sie hatte
einen Pflegedienst beauftragt, eine Haushaltshilfe engagiert und
sich auf die Liste eines Hospizes setzen lassen. Erst vor sechs
Monaten hatte die 67-Jährige ihre Diagnose erhalten:
Brustkrebs. ...
Anna Lehmann
Prävention: erst investieren
dann gewinnen
St. Pauli Süd ist kein
Vergnügungsviertel. Drogenhandel und Obdachlosigkeit sind in
diesem Hamburger Bezirk an der Tagesordnung. Kein guter Ort
für Kinder. Seit fünf Jahren gibt es deshalb das
Familienprojekt Adebar, das Kaffee, Krisenberatung und eine
Familienhebamme anbietet. ...
Interview
Im Streitgespräch: Karl
Lauterbach (SPD) und Daniel Bahr (FDP)
Das Parlament: Herr Lauterbach,
worin wird sich unser heutiges Gesundheitssystem von dem im Jahr
2020 unterscheiden? Karl Lauterbach: Das hängt davon ab, was
wir in den nächsten beiden Legislaturperioden entscheiden. Wir
stehen vor einer großen demografischen Herausforderung. Die
...
Johanna Metz
Generika: Das
Gesundheitsministerium hat das Potenzial erkannt
Ein neues Arzneimittel zu kreieren
ist teuer. Forschung und Entwicklung verschlingen Millionen, oft
dauert es Jahre, bis ein Präparat den Weg in die Apotheke
findet. Als "Entschädigung" darf der Hersteller seinen
Wirkstoff 20 Jahre lang exklusiv vermarkten, ungestört von ...
Anna Lehmann
Die Zukunft der Apotheken wird von
mehr Wettbewerb bestimmt sein
Vorsicht! Sturzgefahr" warnt ein
Piktogrammmännlein im Schaufenster einer Berliner Kiezapotheke
die Kunden. Es ist nicht der bevorstehende Winter, sondern die
Gesundheitsreform, die ihn und seine drei Mitarbeiterinnen
nervös macht. Die Bundesregierung plant die Apotheken
stärker ...
Kerstin Münstermann
Die Bedenken der Verbände
Ob Aktionstage,
Unterschriftenaktionen, Pressekonferenzen oder Plakatkampagnen -
kaum etwas wurde in den vergangenen Wochen von den Verbänden
der Gesundheitsbranche ausgelassen, um gegen den
Gesundheitskompromiss der Großen Koalition zu protestieren.
In der Ablehnung der Reform sind sich ...